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17.01.2014 | 06:00 | Vogelgrippe in China 

China von neuer Vogelgrippewelle erschüttert

Peking - Die trügerische Ruhe in China ist vorbei. Die tödliche Vogelgrippe H7N9 ist wieder da.

Vogelgrippe in China
(c) proplanta
Das Staatsfernsehen zeigt Aufnahmen aus Krankenhäusern im Süden und Osten Chinas, die in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Patienten mit Fieber, Husten, Hals- und Kopfschmerzen werden isoliert und auf den Erreger getestet.

Allein seit Jahresanfang wurden etwa 30 neue Infizierte gemeldet. In den vergangenen Monaten waren dagegen nur sporadisch neue Infektionen festgestellt worden. «Das Virus ist nicht unter Kontrolle», sagt der Chef-Epidemiologe von Chinas Zentrum für Seuchenbekämpfung, Zeng Guang, der Nachrichtenagentur dpa in Peking.

Der Winter biete dem Erreger gute Voraussetzungen. «Das Virus hält Hitze nicht gut aus, aber es mag Kälte.» Die Infektionswelle kommt zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt für das Riesenreich China mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern. Denn am 31. Januar beginnt das Neujahr nach dem Mondkalender.

Zu dem wichtigsten Fest des Jahres werden Millionen Menschen in vollgestopften Zügen zu ihren Familien reisen. Festessen mit Freunden und Verwandten gehören zum Pflichtprogramm - perfekte Voraussetzungen, damit sich ein Erreger über das ganze Land ausbreiten kann.

Für Virologen und Seuchenexperten ist das Neujahrsfest ein Alptraum. «Wir machen uns Sorgen um das Risiko, das durch eine große Zahl von Menschen in kleinen Räumen entsteht», sagt Liang Weifeng von der Medizinfakultät an der Zhejiang Universität. Zudem seien bereits erste Mutationen des Erregers festgestellt worden, die eine Übertragung von Mensch zu Mensch wahrscheinlicher machen könnten, mahnte Liang nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Dabei hatte die Bekämpfung der Viren bisher große Erfolge gebracht. Chinas Zentrum für Seuchenbekämpfung hatte gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium nach den ersten Diagnosen von H7N9 bei Patienten im März Vorsichtsmaßnahmen im ganzen Land angestoßen. Zehntausende Vögel wurden vorsorglich gekeult, und Krankenhäuser in Alarmbereitschaft versetzt. Einige Wochen danach wurden bis zum Jahresende nur noch selten neue Infektionen gemeldet. Auch wenn das Virus nach Auskunft der Weltgesundheitsorganisation WHO bis November 45 Menschen tötete, galt der Erreger als weitgehend zurückgedrängt.

Forscherteams in Nordamerika, Europa und Asien analysieren seit Monaten das Virus. Ein Impfstoff ist allerdings noch lange nicht fertig. «Die Untersuchungen für eine Impfung laufen, aber sie werden noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen», prognostiziert Zeng. Es gibt Hinweise, dass sich der Erreger schon jetzt in seltenen Fällen direkt von Mensch zu Menschen ausbreiten kann.

Aber nach wie vor gelten Vögel als die entscheidende Infektionsquelle. Viele Patienten hatten sich vermutlich beim Zubereiten von Geflügelgerichten oder auf Geflügelmärkten infiziert, das Essen von gut durchgekochtem Fleisch stellt hingegen laut WHO keine Gefahr dar.

Solange die Bevölkerung ihr Verhalten nicht ändert, lässt sich das Virus nicht besiegen, argumentiert Zeng. «Das größte Problem sind Essgewohnheiten», sagt der Virologe. «Brauchen wir wirklich noch Märkte mit lebendem Geflügel?» Der Kontakt mit lebenden Vögeln gilt das die Hauptursache für Infektionen mit H7N9. In China haben selbst viele kleine Dörfer Märkte mit lebendem Geflügel.

«Die Krankheit wird verschwinden, sobald die Übertragungswege unterbrochen werden», sagt Zeng. Aber danach sieht es bisher nicht aus. Und aufwendige Geflügelgerichte gehören zum traditionellen Speiseplan für das chinesische Neujahrsfest. (dpa)
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