Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
13.08.2015 | 08:41 | Wildschweinpopulation in Europa 

Mehr Wildschweine durch Klimaerwärmung

Wien - Die Wildschweinpopulation in Europa wächst. Warum das so ist, war bisher unklar. Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni Vienna hat nun herausgefunden, dass die Klimaerwärmung dabei eine wichtige Rolle spielt.

Steigende Wildschweinpopulation
(c) proplanta
Nach milden Wintern wächst die Zahl der Wildschweine besonders stark. Auch die verfügbare Nahrung ist ausschlaggebend. Nach Jahren mit besonders hohen Bucheckernerträgen gibt es auch mehr Wildschweine. Die Forschungsergebnisse sind im Journal Plos One nachzulesen.

Seit den 1980er Jahren wächst die Wildschweinpopulation in Europa stetig. Das wird immer häufiger zum Problem für die Landwirtschaft, wenn die Tiere auf der Suche nach Nahrung die Felder plündern. „Wie viele Wildschweine es tatsächlich in Europa gibt, ist gar nicht so leicht zu erheben“, meint der Wildtierbiologe und Erstautor der Studie, Sebastian Vetter. „Deshalb haben wir Jagd- und Verkehrsunfallstatistiken ausgewertet und konnten so das Wachstum der Wildschweinpopulation nachvollziehen.“

Nach milden Wintern gibt es mehr Wildschweine



Vetter verglich Temperatur- und Niederschlagsdaten mit den Jagdstatistiken aus zwölf europäischen Ländern. Die Daten ließen ihn bis zu 150 Jahre in die Vergangenheit blicken und einen deutlichen Trend erkennen: „Nach milden Wintern wächst die Zahl der Wildschweine stark an. Da milde Winter immer häufiger werden, wachsen auch die Wildschweinpopulationen exponentiell“, so Vetter.

Ein Grund dafür ist die Thermoregulation. Sind die Temperaturen sehr niedrig, muss auch viel Energie aufgewendet werden, um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Folglich kann im Folgejahr weniger Energie in die Reproduktion und die Jungenaufzucht investiert werden. Darüber hinaus kosten harte Winter zahlreichen Jungtieren das Leben. In wärmeren Wintern überleben also auch mehr Frischlinge.

Verfügbarkeit von Nahrung macht harte Winter erträglich



Wildschweine ernähren sich hauptsächlich von Bucheckern und Eicheln. In sogenannten Mastjahren, in denen diese Bäume besonders viele Früchte tragen, gibt es für die Schweine Nahrung im Überfluss. Solche Mastjahre treten in  unregelmäßigen Intervallen auf und wurden in den letzten Jahrzehnten immer häufiger. Geht einem kalten Winter ein Mastjahr voraus, haben die Tiere genug Energie für die Thermoregulation und die Population kann trotz der unvorteilhaften Temperaturen weiter wachsen.

Regionale Unterschiede entdeckt



Erst wenn die durchschnittliche Temperatur im Winter einen bestimmten Schwellenwert erreicht, wächst eine Wildschweinpopulation in der nachfolgenden Saison. In südlichen Regionen ist dieser Schwellenwert höher als im Norden. „Diese regionalen Unterschiede haben mit dem Körperbau der Tiere zu tun. Wildschweine im Süden sind kleiner als jene im Norden. Das verändert das Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen und damit die Wärmeabstrahlung. Klein zu sein ist in der Kälte nachteilig, bringt aber in den heißen Sommern des Südens thermoregulatorische Vorteile. Die regional unterschiedliche Körpergröße der Wildschweine ist der Grund, warum trotz erheblicher Unterschiede in den Wintertemperaturen das Populationswachstum überall in Europa fast gleichzeitig begann“, erklärt Vetter.

Vetter und das Wildschwein-Forschungsteam des FIWI möchten der Sache in Zukunft noch weiter auf den Grund gehen. „Wildschweine produzieren im Vergleich zu anderen Huftieren ungewöhnlich viele Jungtiere. Das ermöglicht das enorme Populationswachstum, das wir momentan beobachten. Daher interessiert uns besonders welche Faktoren die Reproduktion dieser interessanten Tierart beeinflussen“, betont Vetter.

Service: Der Artikel „What Is a Mild Winter? Regional Differences in Within-Species Responses to Climate Change“ von Sebastian G. Vetter, Thomas Ruf, Claudia Bieber und Walter Arnold wurde im Journal Plos One veröffentlicht.    DOI: 10.1371/journal.pone.0132178 http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0132178 (vetmeduni-wien)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Bisher kein ASP-Nachweis in Sachsen-Anhalt

 Afrikanische Schweinepest zieht sich aus Sachsen zurück

 Ausgiebige Regenfälle bereiten Jägern keine Probleme

 Tilgung der Afrikanischen Schweinepest in Brandenburg schreitet voran

 Infektionen mit Virus der Tierseuche Aujeszkysche Krankheit gesunken

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte