Knapp zwei Wochen vor dem Jahreswechsel steht fest: 2019 war in Österreich eines der drei wärmsten Jahre seit dem Beginn der Messreihe im Jahr 1768. „Berücksichtigt man die Prognosen für die nächsten Tage, liegt 2019 ziemlich sicher im Bereich von 1,5 bis 1,7 °C über dem vieljährigen Mittel.
Damit ist 2019 im Tiefland und auf Bergen das drittwärmste Jahr der 252-jährigen Messgeschichte", sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „eine minimale Chance besteht noch auf den zweiten Platz, ein ´Abrutschen´ auf Platz 4 ist kaum noch zu erwarten."
Serie der extrem warmen Jahre setzt sich fort
Damit setzt sich die Reihe der extrem warmen Jahre in der jüngeren Vergangenheit fort. „Unter den 15 wärmsten Jahren der Messgeschichte liegen 14 Jahre seit 1994", sagt ZAMG-Klimatologe Orlik, „erst auf Platz 15 folgt mit 1822 ein Jahr, das schon weit zurückliegt."
Die 15 wärmsten Jahre der Messgeschichte (Datensatz HISTALP-Tiefland) sind: 2018, 2014, 2019, 2015, 1994, 2007, 2016, 2000, 2002, 2008, 2017, 2011, 2012, 2009, 1822.
In einigen Bundesländern Stationsrekorde
An einigen Wetterstationen der ZAMG war 2019 das wärmste Jahr der jeweiligen Messreihe, zum Beispiel in Graz-Universität mit einem Jahresmittel von 11,8 °C (alter Rekord 11,5 °C im Jahr 2018), in Bad Gleichenberg mit einem Jahresmittel von 11,3 °C (alter Rekord 11,2 °C im Jahr 2014) und Eisenstadt mit einem Jahresmittel von 12,3 °C (alter Rekord 12,2 °C im Jahr 2018). In Retz, Wien-Hohe Warte, Zwettl, Millstatt, Klagenfurt und am Schöckl werden die Jahresmitteltemperaturen aller Voraussicht nach ziemlich genau im Bereich der bisherigen Rekorde liegen.
Niederschlag: deutliche regionale Unterschiede
In der österreichweiten Auswertung des Niederschlags war 2019 ein durchschnittliches Jahr. Aussagekräftiger ist die regionale Auswertung: Im Westen und Süden, in etwa westlich einer gedachten Linie Salzburg-Klagenfurt, war 2019 um 5 bis 25 Prozent feuchter als ein durchschnittliches Jahr, in Oberkärnten und Teilen Tirols stellenweise um bis zu 40 Prozent. In der Osthälfte Österreichs war es dagegen um 25 bis 40 Prozent zu trocken.
Überdurchschnittlich viele Sonnenstunden
2019 brachte in der österreichweiten Auswertung sechs Prozent mehr Sonnenstunden als ein durchschnittliches Jahr. Die größten regionalen Abweichungen vom Mittel gab es in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und dem Nordburgenland sowie in Teilen der Steiermark und im Rheintal. In diesen Regionen brachte 2019 um fünf bis 25 Prozent mehr Sonnenstunden als ein durchschnittliches Jahr.
Der Jahr 2019 im Detail
Temperatur
Wie schon das Vorjahr war auch 2019 in Österreich ausgesprochen warm. Im Flächenmittel lag die Lufttemperatur im Tiefland (HISTALP-Datensatz, Beginn März 1767) um 1,6 °C über dem klimatologischen Mittel 1981-2010.
Aus heutiger Sicht sind Abweichungen von +1,5 bis +1,7 °C zu erwarten. Das bedeutet, dass das Jahr 2019 im Tiefland mit hoher Wahrscheinlichkeit das drittwärmste in Österreich werden wird. Aufgrund der vorherrschenden hohen Temperaturen im Dezember und der mitberücksichtigten Prognose ist es nicht wahrscheinlich, dass 2019 noch kälter verlaufen wird als das bisher drittwärmste Jahr 2015.
In den Gipfelregionen (HISTALP-Datensatz, Beginn 1851) liegt die Temperaturanomalie für das Jahr 2019 bei +1,3 °C. Damit gehört es gemeinsam mit den Jahren 2018, 2014 und 2011 zum drittwärmsten Jahr der hochalpinen Temperaturmessgeschichte.
Über alle Höhenstufen gemittelt (Spartacus-Datensatz, Beginn 1961) ist das Jahr 2019 mit einer Abweichung von +1,5 bis +1,6 °C etwa gleich warm gewesen, wie die Jahre 2014 und 2015. Damit ist das Jahr 2019 mit dieser Berechnungsmethode das zweit- (bei 1,6 °C Abweichung) bzw. viertwärmste Jahr (bei 1,5 °C Abweichung).
Den größten Beitrag zu diesem Ergebnis steuerte der Juni 2019 bei. Er war mit einer Abweichung von +4,7 °C der wärmste Juni der Messgeschichte in Österreich. Weitere große Beiträge lieferten die Monate Februar (Abw. +2,3 °C), März (+2,3 °C), November (+2,1 °C) und Dezember (voraussichtlich +3,0 °C).
Der Jänner 2019 war in den hochalpinen Regionen mit einer Abweichung von -3,5 °C der kälteste seit 1987. Der Mai war mit einer Anomalie (HISTALP-Tiefland) von -2,5 °C der kälteste Jänner seit dem Jahr 1991. Jänner und Mai waren die einzigen Monate, die im Jahr 2019 überhaupt unterdurchschnittliche Temperaturen aufwiesen.
In Niederösterreich, Wien, Burgenland und in der südlichen und östlichen Steiermark war das Jahr 2019 um 1,8 bis 2,3 °C wärmer als das Mittel 1981-2010. In Vorarlberg, in Teilen Tirols, Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und der Obersteiermark lagen die Abweichungen zum Mittel zwischen +1,2 und +1,8 °C. In Nordtirol entlang und südlich des Inns sowie stellenweise in Osttirol war das Jahr 2019 um 0,9 bis 1,2 °C wärmer als das Mittel.
An einigen Wetterstationen gab es auch neue Rekorde bei der Jahresmitteltemperatur. Darunter fallen Graz-Universität mit einem Jahresmittel von 11,8 °C (alter Rekord 11,5 °C 2018), Bad Gleichenberg (11,4 °C 2019, 11,3 °C 2014), Eisenstadt (12,3 °C 2019, 12,2 °C 2018). In Retz, Wien-Hohe Warte, Zwettl, Millstatt, Klagenfurt und am Schöckl werden die Jahresmitteltemperaturen aller Voraussicht nach die alten Rekorde aus den Vorjahren einstellen.
Niederschlag
Über das gesamte Bundesgebiet gemittelt waren die Niederschlagsverhältnisse in Österreich ausgeglichen. Jedoch gab es innerhalb des Bundesgebietes erhebliche Unterschiede bei der Verteilung der üblichen Niederschlagsmengen.
Von Vorarlberg bis in die Obersteiermark sowie in Osttirol und Kärnten summierte sich um 5 bis 25 Prozent mehr Niederschlag als in einem durchschnittlichen Jahr. Stellenweise entsprachen die Summen hier dem Durchschnitt. In Oberkärnten und stellenweise in Ost- und Nordtirol fiel um bis zu 40 Prozent mehr Niederschlag.
Relativ niederschlagsarm war es hingegen in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sowie in Teilen des Burgenlands und in der südlichen und östlichen Steiermark. In diesen Regionen gab es ein Niederschlagsdefizit von 10 bis 25 Prozent.
Südlich der Donau, von der Traun bis zur Erlauf sowie punktuell im Inn- und Waldviertel, summierte sich um 25 bis 40 Prozent weniger Niederschlag. In Graz-Universität war es das niederschlagsärmste Jahr seit 2001. Damals fielen 560 mm Niederschlag. Im Jahr 2019 werden es hier voraussichtlich 640 mm sein.
Trocken waren die Monate Februar (abgesehen vom Süden und Südwesten), März, April und alle drei Sommermonate. Wobei der Juni mit einem österreichweiten Defizit von -56 Prozent besonders hervorsticht.
Relativ flächendeckend viel Niederschlag kam in den Monaten Jänner und Mai zusammen, die im Mittel um 83 bzw. 57 Prozent mehr Niederschlag brachten. Der November 2019 brachte entlang und südlich des Alpenhauptkammes teils enorme Regen- und Schneemengen, sodass dieser Monat die Niederschlagsbilanz für den Süden des Landes deutlich nach oben korrigierte.
Schnee
Verbunden mit den ergiebigen Niederschlagsmengen gab es im Jänner an der Alpennordseite und am Alpenhauptkamm große Schneemengen, an einigen Wetterstationen auch neue Rekorde. So registrierte die ZAMG an der Wetterstation in Reutte (T, 850 m) mit 116 Zentimeter die hier höchste maximale Gesamtschneehöhe in einem Jänner seit Beginn der Messungen im Jahr 1937.
Auch bei den 15-tägigen Summen der täglichen Neuschneemenge gab es Rekorde, wie in Hochfilzen (T, 962 m) mit einer Neuschneesumme von 451 Zentimeter. Auf der Alpensüdseite gab es mit den intensiven Niederschlägen im November bis in die Tallagen große Schneemengen.
Am Pitztaler Gletscher summierte sich in etwa die doppelte Neuschneemenge wie in einem durchschnittlichen November. In Osttirol und Kärnten kam in allen Höhenlagen sehr viel Schnee zusammen. In Lienz summierte sich mit 66 cm Neuschnee um rund 3,5-mal mehr Neuschnee als im Mittel. St. Jakob im Defereggental hat mit 189 cm Neuschnee den alten Stationsrekord von 131 cm aus dem Jahr 1990 deutlich überboten.
Aufgrund der durchwegs relativ hohen Temperaturen in den Wintermonaten in den Niederungen fiel der meiste Niederschlag in Form von Regen. So waren die Schneeverhältnisse sowohl bei den Neuschneesummen als auch bei den Schneedeckentagen vor allem im Norden, Osten und Südosten unterdurchschnittlich.
Sonne
Wie schon die Jahre 2015, 2017 und 2018 war auch das Jahr 2019 ausgesprochen sonnig. Im Flächenmittel schien die Sonne um 6 Prozent länger als in einem durchschnittlichen Jahr. Wobei es wie beim Niederschlag größere regionale Unterschiede gibt. In Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und dem Nordburgenland gab es, verglichen mit dem Mittel 1981-2010, 5 bis 15 Prozent mehr Sonnenschein.
Ähnliche Anomalien traten auch in Teilen der Steiermark sowie im Rheintal auf. Im Mühlviertel, im östlichen Weinviertel und südliche von Wien schien die Sonne um 15 bis 25 Prozent länger. In Tirol, Salzburg, Kärnten und Teilen der Steiermark sowie im Südburgenland waren die Sonnenscheinverhältnisse ausgeglichen.
Das Jahr 2019: Übersicht Bundesländer
VorarlbergNiederschlagsabweichung 7 %
Temperaturabweichung +1.3 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 7 %
Temperaturhöchstwert Bludenz (571 m) 35.8 °C am 24.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -19.5 °C am 24.1.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) -17.1 °C am 24.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Bregenz (424 m) 11.0 °C, Abw. +1.4 °C
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 2.015 h, Abw. k.A.
TirolNiederschlagsabweichung Nordtirol 19 %, Osttirol 27 %
Temperaturabweichung +1.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 2 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Uni. (578 m) 38.5 °C am 30.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -25.5 °C am 11.1.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Ehrwald (982 m) -19.9 °C am 24.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 10.8 °C, Abw. +1.4 °C
höchste Sonnenscheindauer Brunnenkogel (3.437 m) 2.067 h, Abw. k.A.
SalzburgNiederschlagsabweichung 3 %
Temperaturabweichung +1.3 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 0 %
Temperaturhöchstwert St. Johann/P. (634 m) 37.4 °C am 30.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -23.6 °C am 3.1.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) -20.8 °C am 30.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Salzburg/Freis. (418 m) 10.7 °C, Abw. +1.3 °C
höchste Sonnenscheindauer Tamsweg (1.025 m) 1.956 h, Abw. k.A.
OberösterreichNiederschlagsabweichung -13 %
Temperaturabweichung +1.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 12 %
Temperaturhöchstwert Bad Goisern (538 m) 37.4 °C am 30.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -21.5 °C am 19.1.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Aspach (427 m) -15.6 °C am 7.2.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 11.6 °C, Abw. +1.7 °C
höchste Sonnenscheindauer Kollerschlag (714 m) 2.038 h, Abw. k.A.
NiederösterreichNiederschlagsabweichung -11 %
Temperaturabweichung +1.9 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 15 %
Temperaturhöchstwert Krems (203 m) 38.8 °C am 1.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) -14.9 °C am 23.2.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Hohenau/March (154 m) -16.4 °C am 30.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Gumpoldskirchen (212 m) 12.1 °C, Abw. +1.8 °C
höchste Sonnenscheindauer Zwerndorf (144 m) 2.257 h, Abw. k.A.
WienNiederschlagsabweichung -9 %
Temperaturabweichung +1.8 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 13 %
Temperaturhöchstwert Wien-Innere Stadt (177 m) 38.4 °C am 1.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) -8.1 °C am 23.1.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) -10.9 °C am 22.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 13.5 °C, Abw. +1.8 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Innere Stadt (177 m) 2.204 h, Abw. +12 %
BurgenlandNiederschlagsabweichung -7 %
Temperaturabweichung +1.9 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 6 %
Temperaturhöchstwert Andau (118 m) 37.1 °C am 1.7.
Temperaturtiefstwert Kleinzicken (265 m) -14.0 °C am 26.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Andau (118 m) 12.5 °C, Abw. +1.9 °C
höchste Sonnenscheindauer Güssing (215 m) 2.241 h, Abw. k.A.
SteiermarkNiederschlagsabweichung -12 %
Temperaturabweichung +1.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 5 %
Temperaturhöchstwert Graz Uni. (367 m) 37.2 °C am 27.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Stolzalpe (1.291 m) -13.1 °C am 20.1.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Zeltweg (678 m) -18.7 °C am 26.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Bad Radkersburg (207 m) 11.9 °C, Abw. +2.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Bad Radkersburg (207 m) 2.192 h, Abw. +11 %
KärntenNiederschlagsabweichung 20 %
Temperaturabweichung +1.6 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 3 %
Temperaturhöchstwert Dellach/Draut. (628 m) 38.0 °C am 27.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) -15.5 °C am 3.1.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weitensfeld (704 m) -17.2 °C am 26.1.
höchstes Jahresmittel der Lufttemperatur Villach (493 m) 10.7 °C, Abw. +1.9 °C
höchste Sonnenscheindauer Kanzelhöhe (1.520 m) 2.168 h, Abw. +13 %
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