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03.06.2018 | 10:15 | Terminbörse 

Sojabohnenmarkt aktuell mit hoher Preisvolatilität

Chicago/London - Der Weltmarkt für Sojabohnen ist in den vergangenen Wochen vor allem durch das Hin und Her im Handelsstreit zwischen den USA und China geprägt worden, was zu einer relativ hohen Preisvolatilität führte.

Chicago Terminbörse
Handelsstreit zwischen den USA und China prägte die jüngste Kursentwicklung. (c) flariv - fotolia.com
An der Chicagoer Terminbörse wurde der vordere Julifuture auf Sojabohnen am vergangenen Mittwoch (30.5.) gegen 8.45 Uhr Ortszeit für 10,25 $/bu (323 Euro/t) gehandelt; gegenüber dem am 17. Mai markierten Monatstief von 9,93 $/bu (313 Euro/t) bedeutete das noch ein Plus von gut 3 %.

In der ersten Monatshälfte hatten Spekulationen, dass China Strafzölle auf die Einfuhr von US-Bohnen verhängen könnte, für spürbaren Preisdruck gesorgt. Als sich am 21. Mai eine Entspannung in den Beziehungen zwischen Peking und Washington abzeichnete, ging es aber wieder aufwärts. Zudem sorgte der Streik der Lastwagenfahrer in Brasilien für Aufwind, weil dadurch die Bohnenlieferungen aus der laufenden Ernte zur Verschiffung verzögert wurden; Brasilien ist der größte Bohnenexporteur der Welt.

Im Zuge dieser Entwicklungen kletterte der Bohnenkontrakt am 24. Mai in der Spitze auf 10,51 $/bu (332 Euro/t). Dann sorgten jedoch erneute Spekulationen über chinesische Vergeltungszölle auf US-Bohnenlieferungen wieder für Preisdruck; zuvor hatten die Vereinigten Staaten Strafzölle auf Technologieeinfuhren aus dem „Reich der Mitte“ angekündigt. Gedämpft wurde die Stimmung in Chicago auch durch die Aufwertung des Dollars, da diese die US-Bohnen auf dem Weltmarkt verteuert.

Gut 100 Millionen Tonnen Bohnen nach China?

Unterdessen zeigt sich der Internationale Getreiderat (IGC) in seinem aktuellen Bericht zum Ölsaatenmarkt weiterhin zuversichtlich, dass die chinesischen Sojabohnenimporte 2018/19 am Weltmarkt zunehmen werden, und zwar um 3 % auf 101,5 Mio. t. Ungeachtet des Handelsstreits erwarten die Fachleute auch, dass die USA ihre Ausfuhren steigern werden, nämlich um 2,7 Mio. t auf 59,9 Mio. t.

Mit Blick auf die US-Exporte nach China heben sie hervor, dass diese bereits vor der Eskalation des aktuellen Handelsstreits zwischen den beiden Ländern rückläufig gewesen seien. So verringerte sich das betreffende Volumen 2017/18 im Vergleich zum Vorjahr um 22 % auf nur noch 24,3 Mio. t. Gleichzeitig stiegen aber die Bezüge Chinas an brasilianischer Ware um16 % auf 24,0 Mio. t. Im März und April 2018 hätten sich aber auch die Lieferungen Brasiliens in die Volksrepublik aus Sicht des Handels eher enttäuschend entwickelt.

Die Londoner Analysten begründen dies mit dem sehr kräftigen Angebotsdruck in China als Folge der dort mittlerweile gut gefüllten Bohnensilos. Außerdem dürfte nach ihrer Einschätzung die Futternachfrage der chinesischen Schweinemäster wegen der rückläufigen Schweinepreise nachgelassen haben. Zugleich zitierte der IGC Handelskreise, denen zufolge sich die chinesischen Auslandsbestellungen im Zuge der umfangreichen brasilianischen Bohnenernte 2018 mittlerweile wieder intensiviert hätten.

Erleichtert Argentinien weiterhin den Bohnenexport?

Wie der IGC mit Blick auf die Sojabohnenproduktion 2019 in Argentinien ausführte, dürfte die fortgesetzte Senkung des Ausfuhrzolles auf den unverarbeiteten Rohstoff für die dortigen Landwirte einen Anreiz schaffen, den betreffenden Anbau auszudehnen. Derweil erwägt allerdings Argentiniens Finanzminister Nicolás Dujovne, von weiteren Ausfuhrerleichterungen abzusehen. Gleichwohl rechnen die Londoner Experten aktuell für die im April 2019 beginnende, neue Vermarktungskampagne in dem südamerikanischen Land mit einer kräftigen Ausweitung der Bohnenerzeugung auf 54 Mio. t. Damit würde das recht schlechte Ergebnis der laufenden Saison um 17,0 Mio. t oder 45,9 % übertroffen. Das 2015 erzielte Rekordaufkommen würde aber noch um 4,8 Mio. t verfehlt.

Höhere Importmenge der EU prognostiziert

Als Folge des voraussichtlich kräftigen argentinischen Produktionszuwachses erwartet der IGC für 2019/20 eine deutliche Ausweitung der Sojabohnenlieferungen aus dem Land der „Gauchos“. So wird der betreffende Export bei 6,4 Mio. t gesehen; das wären 2,3 Mio. t mehr als im laufenden Vermarktungsjahr, aber 800.000 t weniger als 2017/18. Gleichzeitig sollen die EU-Bohneneinfuhren um 500.000 t auf 13,9 Mio. t wachsen.

Mit großem Abstand wichtigster Exporteur von Sojabohnen wird nach Einschätzung des Getreiderates Brasilien bleiben. Für die dort im Februar 2019 startende nächste Vermarktungssaison wird das betreffende Volumen bei 72,1 Mio. t gesehen, nach voraussichtlich 71 Mio. t in der laufenden Periode. Das gesamte Welthandelsvolumen mit Sojabohnen in der aktuellen Kampagne 2018/19 veranschlagen die Londoner Experten jetzt auf 156,2 Mio. t; das wären 4,7 Mio. t mehr als im Vorjahr und die höchste Menge aller Zeiten.

Globale Versorgungslage relativ stabil

Die globale Versorgungssituation mit Sojabohnen könnte sich 2018/19 nach den Projektionen des IGC auf dem Niveau der gegenwärtigen Saison bewegen. So rechnen die Experten mit Blick auf die kommende Saison aufgrund voraussichtlicher Anbauausweitungen und unter der Annahme durchschnittlicher Erträge mit einer neuen Rekordernte von 356 Mio. t Sojabohnen, nach 336 Mio t in der aktuellen Vermarktungsperiode.

Ausgehend von der Projektion für den Verbrauch von global 356,1 Mio. t ergäbe sich demnach ein Defizit von 100.000 t, nach einem Minus von schätzungsweise noch 8,5 Mio. t in der laufenden Saison. Deshalb wird unter dem Strich für 2018/19 mit einem Anstieg der globalen Sojabohnenbestände gerechnet, und zwar um 400.000 t oder 1 % auf 39,7 Mio. t zum Abschluss. Damit könnte der voraussichtliche Verbrauch etwa 41 Tage gedeckt werden; das wäre nur ein Tag weniger als für 2017/18 berechnet. Der Durchschnitt der Vermarktungsjahre 2014/15 bis 2017/18 würde um etwa drei Tage verfehlt.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8588 Euro

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