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10.11.2019 | 01:52 | Gänsebraten 2019 

Preise für Martinsgänse gestiegen

Gudendorf - Wer Weihnachten einen Gänsebraten auf den Tisch bringen will, kann in diesem Jahr wieder aus einem großen Angebot wählen. Doch nur jede siebte Gans, die über die Ladentheke geht, ist auch in Deutschland hochgepäppelt worden.

Gänsemast
Ob mit Äpfeln, Kastanien, Zwiebeln oder Dörrpflaumen gefüllt, ob mit Beifuß oder Majoran gewürzt: Die Deutschen lieben den Gänsebraten. Nur jedes siebte Federvieh stammt aus Deutschland. (c) proplanta
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes schlüpften im vergangenen Jahr mehr als 634.000 Gänse-Küken zwischen Flensburg und Garmisch. Das entsprach rund 3.100 Tonnen Gänsefleisch. Eine Menge, die jedoch bei weitem nicht reichte, den Appetit der Deutschen zu stillen. Denn nach der Statistik verzehrt jeder 300 Gramm Gänsefleisch pro Jahr.

Entsprechend wurden 2018 nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft rund 25.500 Tonnen Gänse und Gänsefleisch importiert.

Die Importe kommen fast ausschließlich aus Polen und Ungarn. Der wesentliche Grund für den hohen Einfuhranteil sei der niedrige Preis für die Importware, sagt Lorenz Eskildsen, der mit der Marke «Dithmarscher Gans» einer der größten Produzenten in Deutschland ist.

Importgänse werden jedoch nach Auffassung des Deutschen Tierschutzbundes meist unter tierquälerischen Bedingungen in industrieller Intensivhaltung gezüchtet. Im Gegensatz dazu werden in Deutschland die Gänse überwiegend mehrere Monate lang als Weidemastgänse im Freiland gehalten. Gänse gehören daher nach Auffassung des «Bundesverbands Tierschutz» zu den wenigen Tieren in Deutschland, die artgerecht gehalten werden.

Eskildsen will in diesem Jahr 200.000 Gänse schlachten. «Seine» Gans ist aus alten Gänserassen entstanden, erklärt der Züchter. «Und da sich traditionelle Rassen auch nur traditionell halten lassen, wachsen unsere Gänse in bäuerlicher Freilandhaltung», sagt er.

«Unsere Vertragsbauern und Schäfer auf dem Deich müssen unsere Standards erfüllen.» Dazu gehöre unter anderem ein artgerechtes Leben auf der Weide. Dort habe jede Gans mindesten 15 Quadratmeter zur Verfügung.

«Ihre täglichen Wanderungen über die Wiesen oder Deiche fördern die Muskelbildung und sorgen für festes Fleisch mit geringem Fettanteil in Brust- und Schenkelpartien.» Außerdem bekommen sie kein Kraftfutter, setzen daher nicht so schnell Fleisch an. Vier bis fünf Monate - «doppelt so lange wie viele ihrer Artgenossen» - lässt man der Gans Zeit, um langsam heranzuwachsen und bis zu sieben Kilogramm schwer zu werden, erklärte der Gänsezüchter.

Gänse werden in Deutschland von August bis Dezember geschlachtet. Das Federvieh kommt besonders häufig in den sechs Wochen zwischen Martinstag (11. November) und Weihnachten auf den Tisch und ist eines der wenigen rein saisonalen Gerichte in Deutschland.

Deutschlandweit zahlten die Verbraucher 2017 durchschnittlich 13,31 Euro für ein Kilogramm Gans - rund 1,50 Euro mehr als noch 2013. Diese Preisentwicklung gelte auch in etwa für Brandenburg, sagte die Sprecherin. Höhere Preise seien auch Folge der großen Sommerhitze.

Es habe weniger Frischfutter zur Verfügung gestanden, dementsprechend mussten die Bauern mehr Konzentratfutter wie Getreide einsetzen, was höhere Kosten verursacht habe. Frische Gänse seien jedoch mittlerweile eine Delikatesse, für die die Verbraucher höhere Preise akzeptieren, sagte von Alemann.

Die Tierschutzpartei bewertet die Tradition am Martinstag kritisch und ruft zum Verzicht auf die Martinsgans auf. «Das Leben der Gänse ist zu kurz, leidvoll und endet mit dem oft unbetäubten Tod», sagte Pressesprecherin Patricia Kopietz. Wirtschaftliche Interessen stünden vor dem Wohl der Tiere. Laut Kopietz sind die Konsumenten nicht bereit, deutlich mehr als aktuell für Fleisch zu bezahlen. «Die Tiere bezahlen es mit unsäglichen Lebens-, Haltungs- und Schlachtbedingungen.»

Von Alemann vom Deutschen Geflügelbund hielt dem entgegen, die Bedingungen für Gänse in anderen EU-Ländern seien unsäglich - in Deutschland aber nicht. Hier erfolge die Gänsehaltung naturnah in bäuerlicher Freilandhaltung. «Die Tiere können sich frei in einer naturnahen Umgebung bewegen und haben ständigen Zugang zu Wasser und Futter», sagte sie.
dpa/lno
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