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23.04.2010 | 16:30 | Bohrinsel 

Ölplattform im Meer versunken - Katastrophe droht

Washington - Das Unglück ereignete sich ausgerechnet am «Tag der Erde». 

Meer
(c) proplanta

Nach der Explosion brannte die Plattform zwei Tage lang wie eine riesige Fackel, über hundert Meter stachen die Flammen in den Himmel. Alle Löschversuche scheiterten. Dann versank die Plattform «Deepwater Horizon», auf der über 120 Männer rund um die Uhr gearbeitet hatten, in den blauen Fluten des Golf von Mexiko.

Für elf vermisste Arbeiter des Ölkonzerns BP (British Patrol) besteht kaum noch Hoffnung. Und wenn aus dem Bohrloch in über 1.500 Meter Tiefe weiter Öl sprudelt, droht auch eine Katastrophe für den Golf von Mexiko.

Am Freitag war das ganze Ausmaß des Schadens noch nicht abzuschätzen. Zwar sagte eine Sprecherin der US-Küstenwache: «Im Augenblick kommt kein Rohöl aus dem Bohrkopf.» Doch allein bisher habe sich ein langer Ölteppich ausgebreitet, der eine Fläche von 8 mal 1,5 Kilometer bedeckt. Die Gefahr einer schweren Ölverschmutzung Katastrophe sei nicht gebannt, man sei auf das Schlimmste vorbereitet.

Selbst David Rainey, zuständig für die BP-Ölbohrungen im Golf von Mexiko, verströmt keinen Optimismus: «Es besteht sicherlich die Möglichkeit eines größeren Auslaufens.» Das klingt nicht gerade ermutigend - was in 1.500 Meter unter der Meeresoberfläche vor sich geht, ist den Experten derzeit noch ein Rätsel.

Noch am Donnerstagabend (Ortszeit) hatte der TV-Sender MSNBC gemeldet, dass «Rohöl und Gas unkontrolliert von einer Leitung aus der Quelle freigesetzt werden». Dreimal habe man versucht, die Quelle zu schließen - immer erfolglos. Es bestehe das Risiko, dass täglich rund 330.000 Gallonen Öl ins Wasser gespült würden, das sind etwa 1,2 Millionen Liter pro Tag. Hinzu kommen mehr als 2,5 Millionen Liter (2.100 Tonnen) Rohöl, die aus der Plattform selbst in den Golf gelangen könnten. Zum Vergleich: Bei der schweren Katastrophe des Tankers «Exxon Valdez» im März 1989 vor der Küste Alaskas flossen 42.000 Tonnen aus.

Doch das eigentliche Horrorszenario wäre es, wenn ein solcher Ölteppich im Golf von Mexiko die rund 80 Kilometer entfernte Küste von Louisiana erreichen würde. Schon warnen Umweltschützer, die Brutstätten für Vögel seien gefährdet, ebenfalls Garnelenkulturen.

Ironie der Geschichte: Erst kürzlich hatte Präsident Barack Obama eine energiepolitische Kehrtwende vollzogen und nach jahrelangen Debatten doch Ölbohrungen vor den Küsten genehmigt. Er begründete dies unter anderem mit neuen, schonenden Technologien: «Wir schützen Gebiete, die wichtig sind für den Tourismus, die Umwelt und unsere nationale Sicherheit», versprach er.

«Einmal im Meer tötet Öl still und langsam», meint Stephan Lutter, WWF-Experte für Meeresschutz, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Das Öl muss möglichst schnell gesammelt werden, weil es sonst immense Schäden anrichten kann.» Treffe das Öl etwa auf Lagunen oder Salzwiesen an den Küsten, «kann es zehn Jahre dauern, bis sich die Ökosysteme dort wieder erholt haben.»  

Die US-Behörden gehen davon aus, dass der bestehende Ölteppich binnen drei bis vier Tagen die Küste erreichen könnte. Einsatzteams zu seiner Eindämmung seien unterwegs. BP kündigte bereits an, man wolle eine Flotte von rund 30 Schiffen an den Unfallort schicken, unter anderen soll das ausgelaufene Öl mit Dispersionsmittel aufgesaugt werden.

Wie es auf der mobilen Plattform von der Größe zweier Fußballfelder überhaupt zu einer derart schweren Explosion kommen konnte, ist noch ungeklärt. 115 Arbeiter konnten nach Angaben der Eignerfirma Transocean aus dem Flammenmeer gerettet werden, 17 von ihnen wurden verletzt. Dennoch geben sich laut «New York Times» Experten der Ölindustrie bereits heute schon optimistisch - die Ölbohrungen im Golf von Mexiko werden weitergehen. (dpa)

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