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06.01.2017 | 06:29 | Gesundheit und Klima 
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Hoher Fleischkonsum mit fatalen Folgen

Berlin - Der Fleischverbrauch in Deutschland übersteigt den weltweiten Durchschnitt um das Doppelte. Das schadet nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem Klima.

Fleischkonsum
Die Deutschen essen gern viel Fleisch - zu viel, sagen Ernährungsexperten mit Blick auf Gesundheitsrisiken. Auch die Umwelt und das Klima nehmen Schaden. Was können Staat und Verbraucher tun? (c) proplanta
Was steckt hinter der Forderung des Umweltbundesamts, eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch, Milch und Eier zu erheben?

Wie viel Fleisch essen wir überhaupt?

Der Fleischverbrauch beträgt pro Kopf und Jahr 88,3 Kilogramm. Zieht man den Knochenanteil ab, verzehrt jeder Bürger in Deutschland 60,3 Kilo Fleisch - zu zwei Dritteln vom Schwein. Der Pro-Kopf-Verbrauch übersteigt den weltweiten Durchschnitt um das Doppelte - und den Indiens sogar um das 20-fache.

Ist das zu viel?

Ja. Die Ernährungskampagne «In Form» der Bundesregierung rät: «Im Rahmen einer vollwertigen Ernährung sollten Sie nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche essen.» Das entspricht einer Jahresmenge zwischen 15 und 31 Kilogramm.

Und was ist mit der Umwelt und dem Klima?

Unser hoher Fleischkonsum und der dafür nötige Einsatz von Soja in der Tierfütterung vergrößern den Ausstoß an Treibhausgasen und befördern den Flächenverbrauch weltweit, etwa für Sojaanbau in Südamerika.

Die FAO, die Lebensmittel- und Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen, kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Viehhaltung global für 14,5 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich ist - das ist ähnlich viel wie der Transportsektor, also alle Autos, Lkw, Flugzeuge, Traktoren zusammen.

Wie ist das zu erklären?

Wälder werden in Land- und Weideflächen umgewandelt, beim Futteranbau wird Stickstoffdünger eingesetzt, Rinder stoßen sehr viel Methan aus. Der Umweltverband WWF rechnet vor: Wenn jeder Bundesbürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde, könnte das zu einer jährlichen Einsparung von rund neun Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen führen. Das entspreche umgerechnet 75 Milliarden Kilometern mit dem Pkw.

Was könnte der Gesetzgeber tun?

Umweltschützer rügen, dass Fleisch hierzulande überwiegend zu billig produziert und verkauft werde. Dies befördert Massentierhaltung. Eine Greenpeace-Studie aus dem Jahr 2013 zeigt unter anderem, dass ein «Gülle-Euro», eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse, positive ökologische Lenkungswirkung in den Betrieben hätte. Es würde dann weniger Stickstoff auf die Felder ausgebracht. In der Folge würde sich ein Kilo Rindfleisch um knapp 7 Prozent und Schweinefleisch um etwa 2,5 Prozent verteuern.

Denkbar wäre auch die Abschaffung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Fleischprodukte, wie nun vom Umweltbundesamt gefordert. Derzeit werden Fleischerzeugnisse - wie alle Lebensmittel - mit einem ermäßigten Satz von 7 statt 19 Prozent besteuert.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 16.01.2017 09:43 Uhrzustimmen(28) widersprechen(59)
vermutlich ist es die generelle überversorgung mit tierischen/pflanzlichen eiweißen, die zu einer gewöhnung/abstumpfung im gehirn führt und dann nach einer immer höheren dosis verlangt, dieser teufelskreis macht uns alle fett und krank--deshalb ist ein entzug/verzicht die einzige lösung um dann den körper wieder an geringere dosen heranführen zu können--die frage ist nur: ob ein einmal geschädigter gehirnstoffwechsel reversibel ist ? wenn nicht hat die regierung ein problem, denn dann haben sie es zu verantworten, dass ein ganzes volk unter verfettung und deren folgekrankheiten leiden muss, nur weil die regierung der wirtschaft/landwirtschaft freien lauf gelassen hat
AgrarJAy schrieb am 10.01.2017 06:58 Uhrzustimmen(55) widersprechen(58)
Also wenn es nur darum geht, kann man auch zu anderen Lebensmitteln, wie Sojabohnen, Ananas oder Cashewkernen greifen, s.Wiki https://de.wikipedia.org/wiki/Tryptophan
cource schrieb am 06.01.2017 20:16 Uhrzustimmen(81) widersprechen(37)
nur 300 bis 600g /woche? so viel wird ja schon pro tag verzehrt ! bei der aufnahme von tierischem eiweiß wird u.a. trytophan eine vorstufe eines wichtigen gehirnbotenstoffes zur verfügung gestellt und könnte demzufolge die ursache für das starke verlangen nach herzhaftem/fleisch sein
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