Gleichzeitig stieg die Zahl der E-Zigaretten-Nutzer an. Bekanntlich sind diese akkubetrieben Apparate, in denen kein Tabak mehr verbrannt wird, sondern Lösungen mit Nikotin verdampft werden, auch häufig mit Geschmackstoffen angereichert, was allgemein geschätzt wird.
Über die Risiken evtl. auch Vorteile wurde seither viel diskutiert (siehe Proplanta "
E-Zigaretten gefährlicher als gedacht"). Die Politik hat auf den negativen Trend reagiert und im April dieses Jahres
die Abgabe von E-Zigaretten an Minderjährige verboten, da die E-Zigarette bisher oft als Einstieg in späteres Tabakrauchen gesehen wurde.
Nach Angaben der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen A. Dichtl vom Instituts für Suchtforschung und D. Müller am Centre for Drug Research in Frankfurt sei der Trend aber schon wieder vorbei. Die Gateway-Theorie (Bezeichnung, dafür, dass eine Droge dem Einstieg dient, um auf härtere umzusteigen) ist nach Aussagen der Forscher nicht zu belegen. Der Kreis jugendlicher Nutzer der E-Zigaretten besteht also zu einem großen Teil aus vorherigen Tabakrauchern, die zusätzlich dampfen, nicht umgekehrt.
Explosionsgefahr nicht ausgeschlossenIn den Medien fand bisher die Tatsache, dass E-Zigaretten im wahrsten Sinne des Wortes explodieren können, wenig Beachtung. Das Fachblatt „arznei-telegramm“ (kostenpflichtige Information für Ärzte und Apotheker, neutral unabhängig und anzeigenfrei) weist in der Oktober-Ausgabe auf entsprechende Ereignisse mit E-Zigaretten in den USA hin, während in Deutschland bisher keine Fälle dokumentiert sind. Wegen der Brisanz dieser Publikation und aufgrund der sorgfältigen Recherche des Fachblatts, wird die Quintessenz wörtlich wiedergegeben. Die Redaktion des arznei-telegramms beschreibt die Besonderheit der Akkus in den E-Zigaretten folgendermaßen:
„In den in E-Zigaretten üblicherweise verwendeten Lithium-Ionen-Akkus sind Anode und Kathode durch eine poröse Schicht getrennt und in der zylindrischen Hülle gemeinsam gewickelt. Die Trennschicht enthält toxische und brennbare organische Lösungsmittel. Überhitzt der verkapselte Akku, kann eine Kettenreaktion folgen. Der entstehende Überdruck lässt die metallische Kapsel explosionsartig bersten. Durch die zylindrische Form der E-Zigarette und ihrer Akkus und durch das Mundstück können Verbrennungsgase direkt in den Mundraum geleitet werden. Akku und /oder Geräteteile können als brennendes Geschoss wegfliegen. Ungünstiges Design der Geräte in Bezug auf Akku und/oder Heizwendel, schlechte Verarbeitung, falsche Ladegeräte sowie Kurzschlüsse u.a. können Überhitzung und Explosion begünstigen. Das Risiko steigt, wenn die Anwender die Geräte manipulieren, beispielsweise um die Dampfmenge- und damit die Nikotinzufuhr zu erhöhen. Im Internet verbreitete Behauptungen, dass es bei handelsüblichen E-Zigaretten „grundsätzlich nie“ zu einer Explosion kommen kann, erachten wir als verharmlosende Äußerungen Marktbeteiligter, um von der Problematik der Kleingeräte abzulenken“.
Das unabhängige Fachblatt resümiert:
„ Lithium-Ionen-Akkus in E- Zigaretten (Dampfer) können ohne vorherige Warnzeichen explodieren, etwa beim Aufladen des Akkus, beim Dampfen oder Transport, auch z.B. in der Hosentasche. Schwere Verbrennungen, Wunden und Brände sind die Folgen. Verwendung falscher Ladegeräte und Manipulationen an den E-Zigaretten bedeuten eine besonderer Gefährdung. Über mehrere hundert Geschädigte wird in Laienmedien und wissenschaftlicher Literatur überwiegend aus den USA berichtet. Die Dunkelziffer nicht erfasster Ereignisse dürfte erheblich sein. Bei den in Deutschland für die Überwachung zuständigen Landesbehörden liegen nach Eigenangaben bislang überwiegend keine Erkenntnisse zu explodierten E-Zigaretten vor. Die schwer zu ermittelnde Zuständigkeit erschweren es Verbrauchern und Ärzten allerdings erheblich, den Behörden solche Ereignisse zu melden.“
Fazit:
Bei der oben beschriebenen Gefahr stehen plötzlich erst in zweiter Linie evtl. gesundheitliche Langzeitschädigungen oder aber auch Vorteile, (Zigarettenentwöhnung etc.) der E-Zigarette zur Diskussion.
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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Dr. med. H. Rüdinger