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05.03.2018 | 00:03 | Erneuerbare Energien 

Gewerkschaftschef fordert Neustart für Energiewende

Haltern - Der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, hat einen Neustart der Energiewende gefordert.

Energiewende
Vom Chef der Bergbau-Gewerkschaft kommt scharfe Kritik an der Energiewende. Sie biete Öko-Investoren «Traumrenditen» und belaste Arbeitnehmer über Gebühr. Ein Enddatum für die Kohleverstromung in Deutschland lehnt Michael Vassiliadis ab. (c) proplanta
«Dieses gesellschaftliche Megaprojekt ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen», sagte Vassiliadis am Freitagabend bei einer Gewerkschaftsveranstaltung in Haltern. Risiken und Nebenwirkungen hätten ein Ausmaß angenommen, «dass einem angst und bange wird».

«Traumrenditen für Öko-Investoren» und Rekordkosten für Noteingriffe ins Netz, müssten über die Stromrechnung bezahlt werden - und das «ohne jeden sozialen Ausgleich».

Bei der Energiewende müssten Ausbau und Modernisierung der Stromnetze Vorrang erhalten. Erst wenn die Infrastruktur stehe, könnten die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden. Die EEG-Umlage zur Förderung der Öko-Energien müsse abgeschafft und durch eine steuerfinanzierte Lösung mit sozialer Komponente ersetzt werden.

Windräder und Solaranlagen könnten die Stromversorgung in Deutschland «auch in ferner Zukunft» nicht allein sichern. Dazu sei ihr Beitrag zu unbeständig. Deutschland werde noch über Jahrzehnte auf konventionelle Kraftwerke angewiesen sein, erst recht nach dem endgültigen Atomausstieg 2022. Deshalb brauche das Land keine weitere Ausstiegsdebatte, sagte Vassiliadis mit Blick auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD. Darin wird eine Kommission angekündigt, die einen Plan zur schrittweisen Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung einschließlich eines Abschlussdatums erarbeiten soll.

Vassiliadis verwies darauf, dass die Genehmigungen für das rheinische Braunkohlerevier Mitte der 2040er Jahre auslaufen, in den ostdeutschen Revieren noch etwas später. Wenn die erneuerbaren Energien in dieser Zeit die Grundlast bei der Stromerzeugung übernehmen könnten, werde die Kohleverstromung zwangsläufig schneller reduziert.

Der Gewerkschaftschef schlug zudem vor, die Umtauschprämien für alte Dieselautos auch mit Steuergeldern aufzustocken. Er sehe kein Problem, «wenn Autohersteller und Staat den Fahrern älterer Diesel durch eine Erhöhung der bereits existierenden Umweltprämie den Wertverlust, der durch das Leipziger Urteil entstehen wird, ersetzen». Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte Dieselfahrverbote zur Luftreinhaltung in Ausnahmefällen erlaubt.

Eine solche Prämie helfe auch, «den Diesel im Wettbewerb der Antriebsarten zurück ins Spiel zu bringen». Denn der Diesel werde als Brückentechnologie noch lange gebraucht. Durch die Dieselkrise seien bereits heute Tausende Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie gefährdet.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 06.03.2018 09:35 Uhrzustimmen(46) widersprechen(15)
Wes Brot ich es, des Lied ich sing. Dieser Spruch passt wie die Faust aufs Auge!
Herr Vassiliadis möchte verständlicherweise alles so belassen wie bisher. Seine Aussagen von Traumrenditen für Öko-Investoren stammen wohl aus der „Klamottenkiste“ der SPD. Zu den Noteingriffen meine Frage: warum wird nicht mit dem überschüssigem Strom mittels Katalysatoren Wasserstoff hergestellt? Wasserstoff ist der Brennstoff der Zukunft! Wohin uns das Verbrennen fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl gebracht haben, kann man nicht mehr übersehen. Jetzt muss gehandelt werden, das Vertrösten auf einen späteren Zeitpunkt ist doch nur Wunschdenken und unverantwortlich!! Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen und ist von uns Menschen gemacht!
Solange den Lobbyisten und anderen „Blutsauger“ nicht das Handwerk gelegt wird, gibt es auch keine Hoffnung auf Besserung!
cource schrieb am 05.03.2018 09:41 Uhrzustimmen(13) widersprechen(40)
die heutigen gewerkschaftsbosse haben sich total von den konzernen instrumentalisieren lassen und fordern indirekt mehr ausbeutung von umwelt/schinder nur um ihre eigenen pfründe/zukunft zu sichern, weil sie sich eine leben ohne schindern nicht vorstellen können, anstatt froh zu sein, dass weltweit/eu-weit genüged strom produziert wird, versuchen sie immer wieder mangelsituation herbeizureden---die seuche: s c h i n d e r n ist die ursache für alle fehlentscheidungen im kapitalismus wie im sozialismus, weil der schinder nur schindert um eindruck zu schinden ohne sinn und verstand
agricola pro agricolas schrieb am 05.03.2018 07:53 Uhrzustimmen(50) widersprechen(13)
Dieser Gewerkschaftsboss befindet sich mit vorstehenden Einlassungen in bester Gesellschaft:

Schon der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II forderte seinerzeit antiquiert selbstverliebt, unfreiwillig witzig:

„Ich glaube an das Pferd.
Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“

Bizarr revolutionär auch die obigen Einlassungen von Herrn Vassiliadis, offenbaren diese doch einen „grandiosen“ Weitblick.

Sollten wir fernerhin in rasanten Geschwindigkeiten fossile Energieträger verbrennen, erübrigt sich innerhalb beachtlicher Flächenareale in nicht wenigen Küstenregionen weltweit das Ansinnen einer durchgängig zuverlässigen Stromversorgung, da selbige sodann geflutet auf diese nicht mehr angewiesen sein werden dank eines rasanten Anstieges des Meeresspiegels, verursacht von menschlicher Hand über den massiv befeuerten Klimawandel, um es vielleicht etwas überspitzt auf den Punkt zu bringen.

Die CO2-Freisetzungen bei der Verbrennung münden nun einmal in gigantische Problemfelder, die man schlussendlich nicht mehr glaubhaft nur ansatzweise verbal relativieren sollte.

Auch Ammoniak wird in kolossalen Mengen bei der Förderung fossiler Energien freigesetzt, was man allerdings bewusst NICHT thematisiert! Auf der gesellschaftlichen Anklagebank hat man äußerst zweckhaft dafür eine weit weniger eloquent wehrhafte Spezies platziert und meint noch immer, das sei auch gut so!???

Schalten wir nach Gutdünken von Protagonisten der Spezies Vassiliadis & Co. die Cerebra unserer dereinst weltweit geachteten deutschen Dichter und Denker also ab, neuen Herausforderungen, zuhauf an uns herangetragen, wollen und werden wir nicht mehr zeitgemäß begegnen, wir hecheln anstelle dessen als stets Gehetzte den unmissverständlichen Naturgesetzen hinterher.

Und wenn wir schon beim Geld sind, sollte dieser Gewerkschaftsboss sich nicht scheuen wollen, jedem einzelnen Steuerzahler auf Heller und Pfennig vorzurechnen, was ein solcher argloser, nur schwerlich noch zu ertragender Phlegmatismus in staatstragenden Allgewalten uns alle kosten darf; randständig angemerkt, bislang bereits an Unsummen pro Arbeitsplatz in diesem Segment verschlungen hat.

Jüngst hatte eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag zutage gefördert, dass für die noch nie in Anspruch genommene Sicherheitsreserve deutscher Kohlekraftwerke 2017 und 2018 annähernd 250 Mio. Euro bereitzustellen sind. Die Übertragungsnetzbetreiber hätten für 2017 Abschläge in Höhe von 85 Mio Euro angefordert, für 2018 seien es 149 Mio Euro, so die Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Kraftwerksbetreiber erhalten Zahlungen von den Übertragungsnetzbetreibern, die über die Nutzungsentgelte bei jedem einzelnen Stromkunden abkassieren.

Für die Produktion von Atomstrom (Neubau von Kraftwerken) werden Kosten, angesiedelt bei um die 30 Cent/kWh veranschlagt, Solarstrom von Freiflächenanlagen und Windkraftstrom produziert für um die 5 Cent/kWh, für Photovoltaik-Dachflächenanlagen bis 100 kWh für gut 10 Cent/kWh.
Eine Infragestellung der Gundlastsicherheit, werter Herr Vassiliadis, stellt völlig unzeitgemäß wohl eher eine rückwärtsgewandte Denkblockade dar!

Andererseits würden solche Geldpipelines in absoluter Goldgräberstimmung auch sehr zügig versiegen, absolut trockengelegt bei Beschleunigung einer Demokratisierung unserer Energieproduktion u. -versorgung.

...Auch der letzte deutsche Kaiser durfte noch bis in die 50er Jahre hinein Recht behalten, bis dahin nämlich war immerhin die tierische Zugleistung auf dem Acker noch ab und an noch anzutreffen, einigen ewig Gestrigen war es gedankt...! ;-)
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