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31.05.2017 | 18:25

Sojabohnen-Fronttermin bricht auf 299,66 EUR/t ein

Stuttgart/Paris/Chicago - Die Terminkurse an den internationalen Sojamärkten testen den freien Fall nach unten, kommt die Sojaaussaat in den USA gut voran, können die Nopa-Crush- und Exportzahlen in den USA zuletzt wenig überzeugen und treibt der Polit-Skandal Brasiliens Sojapreise in den Keller.
Sojabohnenpreis Entwicklung
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Entwicklung Sojabohnenpreis (c) proplanta

So notierte der Fronttermin für US-Sojabohnen in Chicago bei 299,66 EUR/t (Freitag: 307,70 EUR/t). Dabei tendierten Sojabohnen zuletzt fester. Bei US-Sojamehl lag der Fronttermin bei 293,11 EUR/t (Freitag: 299,38EUR/t). Der Eurokurs lag heute Morgen bei 1,1192 USD/EUR. Dabei lagen die Preise des Handels für Sojaschrot (44/7) zuletzt bei 289,00 EUR/t (Freitag: 291,00 EUR/t) FCO Hamburg.

In den USA kam die Aussaat trotz widriger Wetterverhältnisse im US-Sojagürtel besser voran als erwartet, waren zu Wochenbeginn bereits 67 % der avisierten US-Sojabohnenfläche gedrillt, gegenüber 53 % in der Woche zuvor und 68 % im Fünf-Jahresmittel. Und die Wetterprognosen versprechen zumindest bis zum Wochenende weiterhin beständigeres Wetter, so dass die Sojaaussaat weiter gut vorankommen sollte, was in Chicago die Börse mit Kursverlusten quittierte.

Aber auch die Fundamentals lieferten schwache Impulse. Dabei lieferte das USDA schwächere Vorgaben für den US-Markt, wird die kommende US-Sojaernte mit 115,8 Mio. t um 1,2 % kleiner als im Vorjahr von 117,2 Mio. t veranschlagt, wobei die US-Sojabestände von 11,9 Mio. t um 10 % auf 13,1 Mio. t zunehmen sollen, obgleich die Sojaexporte von 55,8 Mio. t noch in der laufenden Saison auf 58,5 Mio. t in 2017/18 zulegen.

Bearishe Signal lieferten zudem die Entwicklung beim Crush und Export von US-Sojabohnen. Laut NOPA erreichte der Crush von Sojabohnen im April nur 139,1 Mio. Scheffel, ein Rückgang von 5,7 % zum Vorjahr. Dabei fiel bereits die Verarbeitung im Februar und März 2017 um jeweils 2,3 % unter das Vorjahresniveau zurück. Um das Ergebnis von der letzten Saisonkampagne noch zu erreichen, müssten die Crushzahlen von Mai-August um 4,6% zulegen, was wenig realistisch erscheint.

Der Export konnte letzte Woche erneut wenig überzeugen, erreichten die Exporte bei US-Sojabohnen mit 472.700 t (alte Ernte) gegenüber 355.300 t in der Vorwoche und 381.400 t zuvor aber zumindest ein besseres Ergebnis als in der Vorwoche. Auch die Exportbuchungen zur neuen Sojaernte erreichten bis zur 1. Maidekade nur 2,8 Mio. t gegenüber 3,4 Mio. t im Vorjahr. Dabei schlugen die chinesischen Importe im April zwar einen neuen Rekord von 8 Mio. t, was ein Plus von 26 % zum Vormonat und von 14 % zum gleichen Vorjahreszeitraum bedeutet.

Davon konnten die USA aber weniger partizipieren, denn China setzt vermehrt auf GVO-freie Bohnen, die gibt es überwiegend in Brasilien, wo der Anteil GVO nur bei 13,5%. Brasilien bestimmt derzeit das Rennen beim Sojaexport, wurden von Januar bis März 2017 immerhin 17,2 Mio. t gegenüber 13,7 Mio. t im Vorjahr exportiert, wurde im April mit 10,4 Mio. t die bisher größte Menge in einem Monat an Bohnen ausgeführt. Noch gab es keine Exportzahlen für Mai, aber der Handel erwartet gigantische Entwicklungen, nicht zuletzt wegen des weiter schwelenden Polit-Skandals in Brasilien um Präsitend Temer und dem damit verbundenen Kursverfall beim brasilianischen Real, liegt der Real immer noch 6 % unter dem Wert vor Bekanntwerden des Skandals.

Das China Stornierungen von US-Sojabohnen im Blickwinkel behält und über schlechte Crush-Margen klagt, liegt schlicht am Preisverfall auch bei Sojamehl und Sojaöl. Möglicherweise hat man die Wirkung einer derart gigantischen Sojabohnenernte Brasiliens einfach unterschätzt und versucht auf billigere Bohnen aus Brasilien auszuweichen, nachdem es kaum Beanstandungen bei der Qualität geben soll.
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