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19.05.2017 | 19:30

Sojabohnen-Fronttermin fällt auf 312,40 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Sojamarkt geriet unter Druck wegen des neuen Polit-Skandals in Brasilien, der den brasilianischen Real um knapp 8 % nach unten beförderte und einen Exportboom für Sojabohnen auslöste. In den USA sorgt Schlechtwetter für Befürchtungen, dass der Sojaanbau jetzt doch noch wächst, wie Mais nicht rechtzeitig in Boden kommt. Der gefallene US-Dollar verbilligt Sojaimporte in die EU.
Sojabohnen-Fronttermin
(c) Lucky Dragon - fotolia.com

So notierte der Fronttermin für US-Sojabohnen in Chicago bei 312,40 EUR/t (Mittwoch: 322,67 EUR/t). Dabei tendierten Sojabohnen zuletzt fester. Bei US-Sojamehl lag der Fronttermin bei 314,32 EUR/t (Mittwoch: 314,32 EUR/t). Der Eurokurs blieb heute Morgen bei 1,1112 USD/EUR stehen. Dabei lagen die Preise des Handels für Sojaschrot (44/7) zuletzt bei 295,00 EUR/t (Mittwoch: 297,00 EUR/t) FCO Hamburg.

In den USA kam die Aussaat von Sojabohnen trotz Wetterkapriolen gut voran, waren zu Wochenbeginn bereits 32 % der avisierten US-Sojabohnenfläche gedrillt, gegenüber gerade einmal 14 % in der Woche zuvor und 32 % im Fünf-Jahresmittel. Die Woche brachte auch in den USA viel Regen, vor allem im US-Bundesstaat Illinois war es viel zu nass. Weil sich Maisaussaat verzögerte, könnten wegen des größeren Zeitfensters bei der Aussaat doch noch mehr Sojabohnen zum Anbau kommen, was die Kurse in Chicago noch weiter nach unten trieb.

Auch für nächste Woche sind weitere ergiebige Regenfronten für die USA gemeldet, wodurch auch der Sojaanbau sich etwas verzögern könnte. Ein großes Fragezeichen steht hinter den derzeitigen Erwartungen zur US-Sojaernte. Bekanntlich hatte das USDA letzte Woche die kommende US-Sojaernte mit 115,8 Mio. t um 1,2 % kleiner als im Vorjahr von 117,2 Mio. t veranschlagt, wobei die US-Sojabestände von 11,9 Mio. t um 10 % auf 13,1 Mio. t zunehmen sollen, obgleich die Sojaexporte von 55,8 Mio. t noch in der laufenden Saison auf 58,5 Mio. t in 2017/18 zulegen. Der Bestandsaufbau sendete zunächst einmal ein bearishes Signal nach Chicago. Die kleinere Erntemenge erscheint dem Handel etwas überzogen, soll die Anbaufläche doch wenigstens auf 89,5 Mio. Acres zunehmen. In den USA konnten diese Woche weder die neuen Crushzahlen noch die Exporte überzeugen.

Laut NOPA erreichte der Crush von Sojabohnen im April nur 139,1 Mio. Scheffel, ein Rückgang von 5,7 % zum Vorjahr. Dabei fiel bereits die Verarbeitung im Februar und März 2017 um jeweils 2,3 % unter das Vorjahresniveau zurück. Um das Ergebnis von der letzten Saisonkampagne noch zu erreichen, müssten die Crushzahlen von Mai-August um 4,6 % zulegen. Auch der Export konnte nicht überzeugen, erreichten die Exporte bei US-Sojabohnen mit 355.300 t (alte Ernte) gegenüber 381.400 t in der Vorwoche und 318.500 t zuvor ein erneut mageres Ergebnis. Dabei schlugen die chinesischen Importe im April einen neuen Rekord von 8 Mio. t, was ein Plus von 26 % zum Vormonat und von 14 % zum gleichen Vorjahreszeitraum bedeutet. Auch die Exportbuchungen aus der neuen Sojaernte erreichten bis zur 1. Maidekade nur 2,8 Mio. t gegenüber 3,4 Mio. t im Vorjahr.

Der Grund ist weiterhin der Konkurrenzdruck aus Brasilien, setzt China vermehrt auf GVO-freie Bohnen, liegt in Brasilien liegt der Anteil GVO nur bei 13,5 %. Sind die Sojaexporte Brasiliens von Januar bis März 2017 auf 17,2 Mio. t gegenüber 13,7 Mio. t im Vorjahr angestiegen, wurde im April mit 10,4 Mio. t die bisher größte Menge in einem Monat exportiert.

Doch am brasilianischen Sojamarkt knallte es zuletzt gehörig, trieb ein neuer Polit-Skandal in Brasilien die brasilianische Währung in den Keller und entfachte ein Feuerwerk beim Sojaexport, nutzten die Farmer die Chance, Sojabohnen zu attraktiven Inlandpreisen massenhaft abzustoßen, worauf die Farmer wohl gewartet hatten. Dabei brach der brasilianische Real nach Bekanntwerden des Skandals um Präsident Temer wegen Bestechlichkeit um knapp 8 % ein, wird dieser beschuldigt, möglicherweise Schweigegeldzahlungen an den ehemaligen Parlamentspräsidenten Eduardo Cuhna zugestimmt zu haben, wobei die Brüder Batista, die den weltweit größten Fleischkonzern JBS führen, im Rahmen einer Kronzeugen-Regelung gegen Temer aussagten. Die Gunst der Stunde nutzen Brasiliens Farmer für gigantische Sojaverkäufe zu in Landeswährung sehr attraktiven Preisen.
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