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20.01.2016 | 19:10 | Warenterminmarkt 

Terminbörsen: Weizenpreis schwach, Maispreis und Sojapreis in den USA fester

Stuttgart/Paris/Chicago - Nach den leichten Kursbefestigungen bei Weizen an der CBOT und der MATIF in der Vorwoche spricht vorläufig mehr für eine Seitwärtsbewegung oder sogar für einen Abwärtstrend der Weizenpreise.

Warenterminmarkt 3-2016
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Entwicklung Weizenpreis an der Matif (c) proplanta

Denn in den USA dürfte die winterliche Witterung mit stärkeren Frösten im Osten der USA wenig Schaden für Getreide anrichten. Die extremen Regenfälle im Westen der USA betreffen Getreide ebenso wenig. Der Exportstau bei US-Weizen ist eingepreist. Vermutlich setzen argentinische Weizenimporte die CBOT etwas unter Druck.

In den USA stockt die Nachfrage nach Futtermitteln aufgrund leicht zurückgehender Tierbestände. In der EU setzen massiv steigende Weizenbestände Frankreichs den Weizen- und Futtermittelmarkt unter Druck. Erst bei ausreichender Entlastung dürfte sich die schlechte Marktlage wieder ändern.

Bei Mais weichen die Preistrends der CBOT und MATIF deutlich voneinander ab. Während die MATIF deutlich in Minus fiel, legten die Schlusskurse in Chicago spürbar zu. Die MATIF reflektiert die in Europa vorläufig sinkenden Maispreise durch gewaltige Überhänge beim Weizen. An der CBOT wachsen die Exporterwartungen für Mais in Richtung Südafrika, wo großer Zukaufbedarf wegen einer Missernte besteht.

USA: Argentiniens Weizenexporte legen US-Weizen lahm

Die letzte Woche eher bullishe Nachricht über eine um 7 % kleinere Winterweizen-aussaatfläche in den USA konnte nur kurzfristige positive Marktimpulse liefern. Die Zahlen des USDA von über 2 Mio. mt auf 232 Mio. mt ansteigende Weizenvorräte in der Welt wog weit schwerer. US-Exporte bei Weizen sind angesichts fehlender Nachfrage und vor allem günstigerer Anbieter am Weltmarkt kaum zu realisieren.

Im Gegenteil, anstatt Weizen zu exportieren, importieren die USA billigen Weizen aus Argentinien, argentinische Verschiffungen sollen im Februar dort eintreffen. Die Aufhebung der hohen Exportzölle und der erneut schwächelnde Peso von 0,06796 EUR/ARS bzw. 0,07401 ARS/USD mobilisieren Argentiniens Exporte. Deshalb rückt in den USA wieder das Wetter in den Fokus. In den USA hat zum Wochenende kaltes Winterwetter eingesetzt. Die Kältewelle soll vor allem im Osten der USA anhalten. Überhaupt zeigen die Niederschlagsprognosen in den USA hohe Niederschläge im Westen der USA, während der Mittlere Westen und Osten  niederschlagsarm bleiben soll.

EU: Weizenexportrückstand verringert sich auf 12 %

Die Stimmung am europäischen Markt blieb auch im Wochenverlauf gedrückt. Insbesondere die riesige Weizenernte Frankreichs von 41 Mio. mt mit hohen Lagerbeständen drückt auf den Markt. France Agrimer taxiert Frankreichs Weizen-bestände zum Wirtschaftsjahresende auf 5,8 Mio. mt, damit überträfen diese den bisherigen Rekord von 2008/09 um 66 %.

Die angekündigte Nulltoleranz bei Mutterkorn in Ägypten erschwert zudem EU-Exporte dahin. Immerhin konnten letzte Woche höhere Lizenzen für den Weizenexport von 754.000 mt gezogen werden. Insgesamt verkürzte sich der Exportrückstand auf 12 % Rückstand gegenüber Vorjahr. Um das Planziel von 8 % Exportrückgang einzuhalten, wie vom USDA prognostiziert, sind weiterhin hohe Weizenexporte aus der EU erforderlich.

Dabei trifft die EU auf harte Konkurrenz am Schwarzmeer. Anders als sonst, stehen dort trotz umfangreicher Exporte höhere Getreidemengen für den Export im 2. Wirtschaftshalbjahr bereit. In der Ukraine und Russland werden noch 13 Mio. t an verfügbaren Weizen- und knapp 11 Mio. t an Maisexportmengen vermutet. Russlands Regierung plant auch, den Exportzoll anzupassen, weil dieser wegen des Rubelverfalls Ende auf 7,50 US-Dollar/t sank.

Die Ukraine hat zum 1. Januar die bisherige Exportsteuer von 10 % auf Getreide und Ölsaaten in EU-Länder aufgehoben und kann dadurch leichter Weizen, Sonnenblumen und Sojabohnen in die EU exportieren. Im laufenden WJ 2015/16 exportierte die Ukraine mit 22,5 Mio. mt, davon 10,6 Mio. mt Weizen und 3,9 Mio. mt Gerste, 15 % mehr Getreide als im Vorjahr. Russland kann wegen des Rubelverfalls deutlich günstiger Weizen anbieten.

Europa: Kältewelle bisher ohne Folgen für Getreide

Auch in Europa hat die Kältewelle von Ostdeutschland bis nach Russland das Wettergeschehen voll im Griff. Während die Kältewelle in Deutschland und Polen mit Tiefsttemperaturen bis -15°C vorläufig bis einschließlich zum Wochenende anhalten soll, reichen die Frostprognosen in Russland bei Minusgraden bis -25°C und in der Ukraine bis -20 °C vorerst bis zum Monatswechsel Februar. Entscheidend für mögliche Auswinterungsschäden ist die Schneebedeckung.

Ohne isolierende Schneedecken erstreckt sich derzeit ein Gebiet von Schleswig-Holstein bis nach Westpolen, wo Fröste von über -10 °C eventuell Raps und Getreide geschadet haben könnten. Bisher werden die europäischen Wetterbedingungen aber als unproblematisch angesehen. Die in Russland noch im November angespannte Lage wegen zu trockner Böden und damit schlechter Saatenstände konnte zumindest in den wichtigen Weizenanbaugebieten Südrusslands durch überdurchschnittliche Niederschläge in den letzten 30 Tagen etwas ausgeglichen werden.

Der weitere Wetterverlauf bleibt abzuwarten. Dabei kündigt die aktuelle Entwicklung des NAO-Index eher wieder mildere Temperaturen in Nordwesteuropa an, was auf eine Verstärkung der Westwinddrift über Nordeuropa hindeutet und milder Temperaturen und Tiefdrucklagen in Nordwesteuropa bedeuten kann.

Südafrika: Missernte bei Mais stimuliert Weltmarktpreise

Die Maisernte Südafrikas sorgt derzeit für weltweite Schlagzeilen. Denn nach nur spärlichen Regenfällen seit vergangenen Oktober bis Anfang Januar diesen Jahres entwickelte sich die Maisernte in Südafrikas katastrophal. Laut USDA Crop Report wird die Maisernte dort nur 8 Mio. mt erreichen, um 4 Mio. mt niedriger als in der Dezemberprognose und um 2,8 Mio. mt kleiner als im Vorjahr. Die Erntefläche sank um 0,8 Mio. ha auf 2,2 Mio. ha. Der Ertrag ging auf 3,63 mt/ha zurück.

Südafrika ist daher dringend auf Maisimporte angewiesen. Dies führt zu hohen Exporterwartungen der Maisexporteure in den USA, denen angesichts der wenig wirtschaftlichen Ethanolproduktion wegen des Rohölpreisverfalls und schwacher Futtermittelnachfrage die Exportnachfrage aus Südafrika sehr gelegen kommt. Die Trockenheit Südafrikas hängt ursächlich mit dem Wetterphänomen El Nino zusammen. Im kommenden Jahr wird von US-Meteorologen das Pendant dazu, ein La Nina, mit umgekehrten Wettererscheinungen, erwartet.

Argentinien: Liberalisierte Exportpolitik zeigt Wirkung

Der internationale Maismarkt wird derzeit stark beeinflusst durch hohe Short-Positionen institutioneller Anleger an der CBOT, wodurch die Kurse durch hohe Schwankungen sehr anfällig werden. Zu den drückenden Maisbergen kommt derzeit hinzu, dass die Getreidebörse in Buenos Aires die argentinische Anbauschätzung für Mais gleich um 10 % von 2,85 auf 3,1 Mio. ha anhebt. Dies könnte bereits eine Folge der liberalisierten Exportpolitik Argentiniens sein.

Für Brasiliens wichtiges Maisanbaugebiet wird gleichfalls eine Ausweitung der Safrinha-Maisflächen (Zweitfrucht nach Soja) um 2 % erwartet. Wegen späterer Sojaernten könnte die Maisernte durch spätere Anbaufenster um mehr als 10 % geringer ausfallen. Die US-Exporte lagen für Mais mit 669.200 mt in der Vorwoche etwas über den Erwartungen, über das WJ 2015/16 gesehen bleiben die Exporte mit 49 % hinter dem mehrjährigen Durchschnitt von 63,2 % deutlich zurück.

Indonesien: Drosselung der Palmölproduktion um 12 %

Der chinesische Renminbi erlebte zu Wochenbeginn eine milde Erholung. Dadurch legten die Preisnotierungen für Sojabohnen und -schrot sowie für Mais und Palmöl in für Mai dort leicht zu. Dabei stiegen die Preise für Palmöl in Kuala Lumpur noch einen Tick höher. Unterstützt wurde der Auftrieb dort durch Annahmen über eine 12 % Produktionsdrosselung im Dezember.

Auf der anderen Seite stiegen die indonesischen Palmölexporte im letzten Monat um 28 %, wobei insbesondere China aufgrund der bevorstehenden Festlichkeiten zum Chinese New Year ab 8. Februar  sich stärker bevorratete. Der Palmölmarkt in Indonesien und Malaysia reagiert derzeit sehr empfindlich auf Wetterlagen, weil durch die El Nino bedingte Trockenheit in Südostasien jede Verschlechterung einen Preisanstieg beim Palmöl bedeutet. Fiele nicht der Rohölpreis, würde Palmöl preislich stärker zulegen.
proplanta
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