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05.03.2020 | 11:21 | Neue Lungenkrankheit 

Coronavirus bringt Opec in schwierige Lage

Wien - Das Ölkartell Opec steht auch aufgrund des neuartigen Coronavirus vor einer schwierigen Sitzung über seine künftige Produktionsstrategie. Die zuständigen Minister der 14 Staaten wollen am Donnerstag über mögliche neue Förderbeschränkungen beraten, nachdem der Ölpreis zuletzt unter Druck stand.

Coronavirus Opec Auswirkungen
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Der Einfluss des neuartigen Coronavirus auf die Weltwirtschaft und damit auf den Ölbedarf ist in den vergangenen Tagen offensichtlich geworden. Nun treffen sich die Energie- und Ölminister der Opec-Staaten. Erneute Förderkürzungen sind höchstwahrscheinlich. (c) Wolfgang Jargstorff - fotolia.com
Die Internationale Energieagentur (IEA) geht sogar davon aus, dass erstmals seit zehn Jahren die Nachfrage nach Rohöl sinken wird, auch die Opec selbst hat ihre Nachfrage-Prognose nach unten korrigiert. Ein schärferes Förderlimit scheint daher unvermeidlich.

Doch die Opec und ihre Partner stecken in einem Dilemma, erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. «Wenn sie viel kürzen, wird man nicht glauben, dass sich die Länder diszipliniert daran halten. Wenn sie zu wenig kürzen, wird es keinen Einfluss auf den Markt haben.» Ein Komitee der Opec und ihrer zehn Kooperationspartner («Opec+») hatte Mitte Februar empfohlen, 600.000 Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag weniger zu fördern.

Die starken wirtschaftlichen Auswirkungen durch das neuartige Coronavirus wurden aber erst einige Tage später wirklich deutlich, eine Kürzung in dieser Größenordnung könnte also als kleiner Tropfen auf einem heißen Stein enden. «Ich gehe davon aus, dass es eine erneute Kürzung geben wird um eine Million Barrel pro Tag», vermutet Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Saudi-Arabien sei sicher bereit, auch über eine stärkere Kürzung zu verhandeln. Die Frage sei aber, wie innerhalb des Ölkartells die Lasten verteilt würden.

Die Opec und ihre Partner versuchen seit Anfang 2017, den Ölpreis mit Hilfe von Förderlimits zu stabilisieren. Zuletzt hatten sich die zuständigen Energie- und Ölminister im Dezember auf schärfere Beschränkungen verständigt: Die 24 Staaten beabsichtigen aktuell, 1,7 Millionen Barrel pro Tag weniger Öl zu fördern als noch im Oktober 2018. Hinzu kommt eine freiwillige Kürzung um 400.000 Barrel pro Tag, die allein von Saudi-Arabien gestemmt wird. Im Januar förderten die 14 Opec-Staaten 28,9 Millionen Barrel Öl pro Tag - das entspricht fast 30 Prozent der weltweiten Ölproduktion.

Das aktuelle Förderlimit ist seit Jahresbeginn in Kraft, verfehlte aber durch die unerwarteten Auswirkungen durch das neue Coronavirus die vorgesehene Wirkung: Trotz der Kürzung ging der Ölpreis in die Knie. Zum Jahreswechsel lag der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent bei mehr als 65 US-Dollar, am Mittwoch stand er dagegen zeitweise unter 52 US-Dollar. Ähnlich entwickelte sich der Preis der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI), der von rund 62 US-Dollar Anfang Januar auf noch rund 48 US-Dollar am Mittwoch absackte.

Eine neue Förderkürzung ist damit fast unvermeidlich. Der Weltwirtschaft helfen würde das aber nicht unbedingt, sagt de la Rubia. «Man könnte auch sagen: Wir machen mal gar nichts. Der Ölpreis geht dann weiter zurück, darunter würden dann aber zum Beispiel auch die Fracking-Konkurrenten in Amerika leiden. Die Weltwirtschaft könnte dafür so vielleicht etwas rascher wieder auf die Beine kommen und der Marktanteil der Opec würde nicht schrumpfen.» Diese Strategie erscheint derzeit aber als sehr unwahrscheinlich.

Das neuartige Coronavirus hat nicht nur Auswirkungen auf die Strategie der Opec, sondern auch auf die Konferenz an sich: Das Ölkartell hat sich dazu entschlossen, die Medien sicherheitshalber nicht ins Gebäude in Wien zu lassen, auch die Zahl der Delegierten sollte möglichst klein gehalten werden.
dpa
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