Sie steht in britischen Wohnzimmern, schmückt deutsche Gärten und niederländische Fußböden: Fast ein Fünftel der Holz-Einfuhren aus Afrika, Asien, Südamerika und Osteuropa in die Europäische Union stammt aus illegalen Rodungen - jährlich etwa 27 Millionen Kubikmeter. Jede Sekunde verschwinden so weltweit mehrere tausend Hektar Wald. Die Europäische Union, betonen Umweltschützer, ist der größte Importmarkt für illegal geschlagenes Holz - vor allem Tropenholz. Trotz aller Lippenbekenntnisse fehlt bislang jedoch ein umfassendes Importverbot.
Am Dienstag machte der federführende Umweltausschuss des Europaparlaments nun unmissverständlich klar: Der im Herbst von der
EU-Kommission vorgelegte Gesetzesentwurf soll deutlich verschärft werden, um der Abholzung vor allem der Regenwälder - der «grünen Lungen» des Planeten - einen wirksamen Riegel vorzuschieben. Die Folgen des weltweiten Kahlschlags sind dramatisch. 13 Millionen Hektar Wald würden jährlich abgeholzt, warnt Nina Griesshammer von der Umweltstiftung Worldwide Fund for Nature (WWF).
Bis zu einem Viertel der gefährlichen Treibhausgasemissionen, die für den
Klimawandel verantwortlich gemacht werden, gingen auf das Abholzen zurück. «Und illegaler
Holzeinschlag ist der Anfang allen Übels.» EU-Umweltkommissar Stavros Dimas warnt: «Ohne die Waldzerstörung zu bekämpfen, können wir auch den Klimawandel nicht bekämpfen.»
Schon lange fordern Umweltschützer ebenso wie die Bundesregierung eine scharfe Gesetzgebung auf EU-Ebene gegen die illegalen Holz-Importe - liegt doch der Handelsbereich in der Zuständigkeit der EU. Bisher trat die EU dem illegalen Holzimport nur mit einer nach Meinung von Umweltschützern «schwammigen» Verordnung entgegen. Mittels bilateraler Partnerabkommen sollte erreicht werden, Holz exportierenden Ländern die Garantie für eine legale Waldbewirtschaftung abzuringen. Ein entsprechendes Abkommen schloss die EU bislang jedoch nur mit dem afrikanischen Ghana.
Eine Forderung des Europaparlaments an die Kommission, den Vorschlag für ein neues Gesetz vorzulegen, stammt aus dem Jahr 2005. Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 legte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel noch einmal nach. «Die EU kann nur dann als verlässlicher und glaubwürdiger Verhandlungspartner auftreten, wenn wir die selbst gesetzten Ziele und Maßnahmen im Bereich des Waldschutzes in einem vertretbaren Zeitraum umsetzen», mahnte der SPD-Politiker.
Erst im vergangenen Jahr legte die Behörde einen Gesetzesentwurf vor - den Umweltverbände umgehend als unzureichend und «wurmstichig» zurückwiesen. So sollten unter anderem nur die Erstverwerter von illegal geschlagenem Holz zur Verantwortung gezogen werden können - nach dem Willen des Umweltausschusses dagegen sollen künftig alle an Produktion und Handel beteiligten Akteure Verantwortung tragen. Dem Forderungskatalog des Umweltausschusses müssen nun noch die EU-Staaten und die Kommission folgen. Dass der Handlungsbedarf dringend ist, hat die Brüsseler Behörde schon am eigenen Leib erfahren: Wegen der Verwendung illegalen Tropenholzes musste die Kommission mehrere hundert Euro Strafe zahlen. (dpa)