Die Verhandlungen der EU, USA, Indiens und Brasiliens seien in Potsdam ergebnislos abgebrochen worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa am Donnerstag aus Delegationskreisen. Indien und Brasilien hätten der Europäischen Union und den USA zu geringe Bewegung beim Abbau der umstrittenen
Agrarsubventionen vorgeworfen. Die Gespräche galten als womöglich letzte Chance, um eine Zwischenlösung zu erzielen und ein Scheitern der «Doha-Runde» der
Welthandelsorganisation (
WTO) bis Jahresende zu verhindern.
Die vier Handelsmächte hatten seit Dienstag versucht, sich in den noch strittigen Fragen anzunähern. Ursprünglich war das Treffen in Potsdam bis Samstag oder sogar Sonntag angesetzt worden. Es sei offen, wie es jetzt mit der «Doha-Runde» weitergehe, verlautete aus den Kreisen. Hauptstreitpunkt waren vor allem die Agrarsubventionen der USA und der EU. Die
Schwellenländer wie Brasilien und Indien forderten eine Öffnung der Märkte. Umgekehrt verlangten die Industrieländer von den Entwicklungsländern eine stärkere Marktöffnung für Industrieprodukte und Dienstleistungen.
Nichtregierungsorganisationen hatten die «Doha-Runde» scharf kritisiert und einen Abbruch der Verhandlungen gefordert. Die Interessen der Entwicklungsländer seien von den Industrienationen nicht ausreichend berücksichtigt worden. Die deutsche Wirtschaft hatte bis zuletzt auf eine Einigung gehofft. Deutschland hat als Exportweltmeister in den vergangenen Jahren besonders von der
Globalisierung und Öffnung der weltweiten Märkte profitiert. Nun wird erwartet, dass die EU Verhandlungen über bilaterale Freihandelsabkommen forciert.
Die nach der Hauptstadt von Katar benannte «Doha-Runde» wurde 2001 gestartet und sollte schon 2004 abgeschlossen sein. Hauptstreitpunkt sind die massiven staatlichen Exporthilfen für
Agrarprodukte aus Europa und den USA. Die Entwicklungsländer klagen, dass ihre Produkte gegen die hoch subventionierte Konkurrenz auf den Weltmärkten keine Chance hätten. Aber auch die EU und die USA untereinander konnten sich bisher auf keine Absenkung der Agrarsubventionen und Landwirtschaftszölle einigen. Die Industrieländer pochten darauf, dass Zölle für Industriegüter gesenkt und Märkte für Dienstleistungen in Schwellenländern geöffnet werden. (dpa)