Der US-Konzern
Monsanto wird in Düllstadt nach Angaben der Regierung von Unterfranken demnächst auf 3,1 Hektar Genmais für einen Freisetzungsversuch aussäen. Das Münchner Umweltministerium lehnt die Versuche ab, ist aber machtlos. Ministerpräsident Horst
Seehofer (CSU) wurde von den Monsanto-Plänen überrascht. Er sagte am Rande eines Besuches in Nürnberg, er höre von der geplanten Aussaat zum ersten Mal. «Ich kann daher keine Ferndiagnose abgeben, weil mir die Sache unbekannt ist.»
Der CSU-Chef bekräftigte seine Unterstützung für das MON-810- Verbot. Die Unions-Vizefraktionschefin im
Bundestag, Katherina Reiche, griff Seehofer wegen seines Anti-Gentechnik-Kurses scharf an und warf ihm populistische Stimmungsmache vor. Auch die FDP als Koalitionspartner der CSU in Bayern plädierte für die Freiheit der Wissenschaft.
Eine Sprecherin des Münchner Umweltministeriums erklärte, die Versuche seien vor zwei Jahren vom Bundessortenamt genehmigt worden. «Wir haben nachdrücklich ein Verbot gefordert.» Da das Bundessortenamt eine Bundesbehörde ist, können die Versuche aber nicht vom Land Bayern gestoppt werden. Der Freistaat habe alle Genehmigungen für Versuche mit
Genpflanzen bereits zurückgegeben.
Möglich sind die Versuche daher nur noch auf privaten Feldern.
Die CDU-Politikerin Reiche sagte zum Anti-Gentechnik-Kurs der CSU:
«Hier geht es nicht um wissenschaftliche Fakten und Aufklärung, sondern um Stimmungsmache.» Das «populistische Vorgehen schadet dem Forschungsstandort Deutschland, aber auch den die
Gentechnik nutzenden Bauern». Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) warnte, ein generelles
Moratorium für Freilandversuche sei weder sinnvoll noch rechtlich möglich. «Ein verantwortungsbewusster Umgang mit der grünen Gentechnik setzt weitere intensive Forschung voraus.» Heubisch plädierte dafür, die Forschung zur grünen Gentechnik staatlich zu fördern. Das dürfe man «nicht den Großkonzernen überlassen».
Bei dem Düllstädter Genmais handelt es sich nach Angaben von Monsanto um die Erprobung einer verbesserten, mehrfach genveränderten Maissorte. Der verbotene MON 810 ist nur gegen einen Schädling resistent, den Maiszünsler. Die neue Sorte ist zusätzlich gegen den
Maiswurzelbohrer - einen weiteren Schädling - resistent und unempfindlich gegen Unkrautvernichtungsmittel. «Die Versuche dienen der Produktentwicklung», sagte Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder. Der Konzern führt Freisetzungsversuche in Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Bayern durch. Der ursprünglich vorgesehene Aussaat-Termin in Düllstadt im Kreis Kitzingen an diesem Freitag ist nach Monsanto-Angaben aber verschoben worden.
Nach Angaben der Grünen baut im Kreis Kitzingen auch das US- Unternehmen Pioneer Genmais an. Beide Versuchsreihen habe Seehofer in seiner Amtszeit als Bundesagrarminister genehmigt. MON 810 war die einzige bisher für den Anbau in Deutschland zugelassene Sorte. Es ist jedoch bei Nutzpflanzen übliches Verfahren, den Anbau neuer Sorten vor der Zulassung auf freiem Feld zu testen. Der Bund Naturschutz forderte nach dem Verbot von
MON 810 den sofortigen Stopp für die Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen. (dpa)