Kleiner Nager, großer Streit? Weil der bauwütige Biber etliche Landwirte ärgert, möchte der schwarze Agrarminister Hauk ihn bejagen. Die grünen Naturschützer in der Regierung sehen das ganz anders. (c) proplanta
«Da ist zu viel Pulverdampf in der Luft», sagte Naturschutz-Staatssekretär Andre Baumann der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Aufkommende Probleme könnten meist durch konsequentes Bibermanagement für beide Seiten zufriedenstellend gelöst werden.
Agrarminister Peter
Hauk (
CDU) hatte jüngst gewarnt: Der aus Bayern zugewanderte Nager breite sich im Südwesten «extrem schnell» aus, weil er sich «wahnsinnig schnell» fortpflanze. Sein Bestand im Land habe sich seit 2008 von 1.000 auf 3.500 Tiere vervielfacht. Man müsse darüber nachdenken, Fallen zu stellen und das Tier zu bejagen.
Baumann plädiert für den friedlicheren Weg: «Die Forderung nach einer Jagd auf Biber taugt für den Stammtisch, aber damit werden ernstzunehmende Konflikte zwischen Mensch und Biber nicht gelöst.»
Anders als vielleicht in Bayern sei der Biber hierzulande noch weit davon entfernt, ein Problem zu sein, hält Baumann Hauk entgegen. Schwierigkeiten mit Problembibern könnten am besten vor Ort gelöst werden. Zudem nehme er wichtige Funktionen in Ökosystemen ein, sei eine sogenannte Schalterart. «Sie legen gleichsam den Schalter für einen anderen Wasserhaushalt um.» Biber seien wie Mitarbeiter bei Gewässerrenaturierungen. 2018 wollen beide Ministerien einen Bericht über Wildtiere vorlegen.
Welche sind bedroht und müssen geschützt werden? Welche werden zur Plage und sollten bejagt werden? Bei der Einstufung des Bibers sind hitzige Diskussionen programmiert. Hauk ist insofern gebremst, als der einst in Baden-Württemberg ausgerottete Biber dem Naturschutz unterliegt. Und der ist beim Umweltressort angesiedelt. Eigenmächtig die Jagdfreigabe erteilen kann CDU-Mann Hauk somit nicht.
Der Minister hatte zum Jahreswechsel auf «enorme Schäden» in der Landwirtschaft hingewiesen. Durch die wegen des Bibers angestauten Wassermassen an vielen Flüssen würden Feldwege unterspült sowie Äcker und private Grundstücke überschwemmt. Auch Dämme an Flüssen, etwa an der Donau, würden beschädigt. Der Landesjagdverband bezeichnete die Äußerungen Hauks als «wichtigen Anstoß in der Diskussion über den Umgang mit wieder einwandernden Wildarten». Die FDP plädierte für Jagdfreigabe, Widerspruch kam vom Naturschutzbund Nabu.