Die Ernährungs- und Werbewirtschaft hat ihre Kritik an den geplanten Werbeschranken mit einem Schreiben an Minister Özdemir erneuert. Zudem startete diesbezüglich eine neue Anzeigenkampagne mit dem Slogan „Bitte zu Ende denken“. (c) proplanta
Unter der Federführung des Lebensmittelverbandes Deutschland und des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) haben insgesamt 34 Verbände der Aussage von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir widersprochen, wonach sich nur eine „sehr kleine Gruppe“ mit seinem Regelungsvorschlag schwertue.
Das hatte der Grünen-Politiker bei der Vorstellung des Ernährungsreports 2023 am Freitag (13.10.) vor Journalisten in Berlin geäußert. Das Bündnis hat daher nochmals seine geschlossene, ablehnende Haltung zum aktuellen Referentenentwurf in einem Schreiben an den Chef des Agrarressorts unterstrichen.
„Wir argumentieren nicht gegen den Schutz von Kindern, wir argumentieren gegen einen Gesetzesentwurf, der so tut, als würde er Kinder schützen wollen“, betonte Lebensmittelverband-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Zielführende Maßnahmen müssen aus seiner Sicht direkt beim Individuum ansetzen; es bedürfe unter anderem Ernährungs- und Medienbildung sowie Bewegungsförderung.
70 Prozent aller Lebensmittel betroffen
Die Verbände kritisieren unter anderem, dass durch das KLWG voraussichtlich etwa 70% aller Lebensmittel mit strengen Werbeverboten belegt würden und das ohne wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen direkten Zusammenhang zwischen Werbeverboten und dem Übergewicht von Kindern zeigten. Zudem sei der Entwurf „rechtlich weiterhin nicht tragfähig“, da der Bund hier keine Kompetenz habe. Die unterzeichnenden Verbände appellieren abschließend an den Minister, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Beschränkung der an Kinder gerichteten Werbung „neu zu konzipieren“.
Neue Kampagne gestartet
Darüber hinaus riefen die Bundesvereinigung der Ernährungswirtschaft (BVE) zusammen mit Verbänden und Vermarktern der deutschen Werbewirtschaft eine neue bundesweite Kampagne gegen das KLWG ins Leben. Unter dem Motto „Bitte zu Ende denken“ wollen sie auf die „weitreichenden Konsequenzen eines umfassenden Werbeverbotes für die gesellschaftliche, wirtschaftliche und journalistische Freiheit aufmerksam machen“.
Seit Donnerstag (19.10.) erscheinen Anzeigen in verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften sowie digital, in TV und auf Social-Media-Kanälen, in denen die Unterstützer die Verantwortlichen in der Politik auffordern, die Folgen eines solchen Gesetzes zu bedenken. Mit folgendem Anzeigentext soll ihre Botschaft eine breite Aufmerksamkeit finden: „Hier hätte eine Werbung gestanden, die diesen Artikel finanziert hätte“.