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20.07.2021 | 14:11 | Hochwasserkatastrophe 

Merkel erneut in Hochwassergebieten

Bad Münstereifel - Bundeskanzlerin Angela Merkel und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (beide CDU) haben unbürokratische Soforthilfe für die Hochwasserregionen zugesagt.

Angela Merkel
Tausende Menschen sitzen in den von Hochwasser gefluteten Orten noch mitten zwischen den Trümmern. Die Kanzlerin kommt, um sich ein Bild zu machen, zuzuhören - und zu helfen. (c) proplanta
Man werde «alles daran setzen, dass das Geld schnell zu den Menschen kommt», sagte Merkel am Dienstag bei einem Besuch in der stark vom Hochwasser beschädigten Stadt Bad Münstereifel. «Ich hoffe, dass das eine Sache von Tagen ist.»

Laschet betonte: «Die Formulare und die Anträge müssen ganz simpel sein, ganz einfach sein. Und sie sollen noch in dieser Woche fertig sein, damit recht bald das Auszahlen der ersten Gelder beginnen kann.» Er sei sehr dankbar, dass das Bundeskabinett an diesem Mittwoch eine erste Soforthilfe auf den Weg bringen werde. Das Landeskabinett werde diese Summe in seiner Sitzung am Tag darauf verdoppeln.

Merkel geht davon aus, dass die Wiedererrichtung der zerstörten Infrastruktur wie Straßen und Bahnstrecken sowie der Wiederaufbau der Stadt länger als ein paar Monate dauern werden. Es sei sehr klar, «dass wir hier einen sehr langen Atem brauchen werden».

Die Kanzlerin hatte sich zunächst vom Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD) und von Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) über die Lage in Bad Münstereifel unterrichten lassen und mit Bürgern gesprochen. Die Menschen lebten zum Teil «in entsetzlichen Zuständen», sagte Merkel. «Das Einzige, was tröstet, ist die Solidarität der Menschen.» Die Kanzlerin war am Wochenende zuvor bereits in Rheinland-Pfalz gewesen und hatte sich dort ein Bild von der Hochwasserlage gemacht.

Laschet sagte, mit 26 von bislang 47 Todesopfern allein in NRW sei der Kreis Euskirchen am schlimmsten von der Unwetterkatastrophe betroffen. «Das kann man nicht wieder gutmachen. Man kann auch kaum Worte finden für die Menschen, die das erlitten haben», sagte der Ministerpräsident. «Aber wir können alles tun, dass das, was an Sachschäden da ist, wiederhergestellt wird.»

Darüber hinaus müsse jetzt alle getan werden gegen den Klimawandel. Merkel und Laschet kündigten außerdem an, den Katastrophenschutz und alle Frühwarnsysteme auf den Prüfstand zu stellen, um künftig besser vorbereitet zu sein. «Vielleicht ist die gute alte Sirene nützlicher als man gedacht hat», sagte Merkel.

Unterdessen sollen viele Anwohner in dem von einem Erdrutsch betroffenen Ortsteil Blessem in Erftstadt in den kommenden Tagen zeitweise in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Es gebe aber eine Sicherheitszone von 100 Metern rund um die Kiesgrube und die entsprechende Abbruchkante, sagte ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises. Diese dürfe nicht betreten werden, vor allem an der Abbruchkante bestehe weiter «akute Lebensgefahr».

Für die Straßenzüge außerhalb dieses Radius plane die Stadt derzeit, Bewohner kurz in ihre Häuser und Wohnungen zu lassen, um ihr Hab und Gut zu sichern. Die Zahl der gesuchten Menschen im Rhein-Erft-Kreis hat sich derweil auf fünf reduziert, sagte Landrat Frank Rock am Dienstag. Viele Vermisstenfälle hätten durch die Personenauskunftsstelle schon aufgeklärt werden können.

Einsatzkräfte pumpten zudem eine Regenrückhaltebecken an der überspülten Bundesstraße 265 aus, in dem zunächst noch Autos und Lastwagen befürchtet wurden. Dort wurden nach Abschluss der Arbeiten laut Angaben des Kreises weder Fahrzeuge noch Menschen entdeckt. In Blessem hatte ein gewaltiger Erdrutsch durch das Hochwasser in der vergangenen Woche Straßen und Häuser mitgerissen.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) betonte, jetzt komme es darauf an, zerstörte Straßen und Schienenwege so schnell wie möglich wieder aufzubauen. «Am Geld wird es nicht mangeln», sagte er im «Morgenecho» von WDR 5. Die Arbeiten würden sich sicherlich noch über Wochen und Monate hinziehen.

Nach der Hochwasserkatastrophe sind in NRW derzeit noch die Autobahnen 1 und 61 von Sperrungen betroffen. Nach Angaben der Autobahn GmbH für das Rheinland ist die A1 zwischen Köln-West und Dreieck Erfttal in Richtung Koblenz nicht befahrbar, ebenso in Richtung Dortmund zwischen Erfttal und Hürth, die A61 ist in beide Fahrtrichtungen zwischen Kerpen und Meckenheim gesperrt.

Im Bahnverkehr gibt es nach wie vor Probleme auf rund 30 Linien im Nah- und Regionalverkehr im Siegerland, rund um Hagen und in der Eifel. Im Fernverkehr entspannte sich die Lage deutlich. Nach Angaben der Deutschen Bahn ist Brüssel wieder an das ICE-Netz angebunden, ebenso erreicht der Fernverkehr wieder Bonn. Auch halten Züge aus Hamburg vereinzelt wieder in Düsseldorf. Berlin-Reisen aus Richtung Düsseldorf und Köln sind bereits seit mehreren Tagen wieder möglich.

Mit Blick auf Funklöcher in den Unwettergebieten in NRW und Rheinland-Pfalz hat der Mobilfunkanbieter Vodafone vorgeschlagen, dass die Telekommunikationsbranche ihre Netze öffnet.
dpa
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