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26.05.2016 | 14:30 | Milchkrise 
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Milchgipfel: Bauernverband verlangt schnelle Krisenhilfen

Berlin - Der Deutsche Bauernverband fordert vom «Milchgipfel» bei Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) schnell spürbare Krisenhilfen.

Milchgipfel 2016
Die Milchpreise sind im Keller - Tausende Landwirte geraten in finanzielle Not, weil die Erlöse seit Monaten abstürzen. Bei einem Krisengipfel will die Bundesregierung Linderung organisieren. Die Landwirte wissen schon, was am dringendsten ist. (c) proplanta
«Wir erwarten konkrete, sofort wirksame Unterstützung für die Betriebe», sagte Vizepräsident Udo Folgart am Donnerstag in Berlin. Dringlich seien Liquiditätshilfen und etwa auch steuerliche Entlastungen. Generell müsse es eine bessere Mengensteuerung geben, die aber nicht staatlich geregelt werden könne, sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken. Auch der Handel müsse Verantwortung übernehmen. «Wir erwarten Unterstützung für die Milchbauern statt fortgesetzte Preisdrückerei im Einkauf.» Die Preise sind seit Monaten im Keller.

Schmidt stellte mit Blick auf den «Milchgipfel» an diesem Montag (30.5.) in Berlin «schnelle direkte Hilfen» in Aussicht. «Die Risiken des Milchmarktes müssen fairer verteilt werden», sagte er anlässlich eines Treffens mit protestierenden Milchbauern in seinem Wahlkreis. Nötig sei eine ehrliche und konstruktive Diskussion der Lage. «Für bessere Erzeugerpreise brauchen wir vor allem auch die Verbraucher.»

Bei dem Treffen soll mit Vertretern von Bauern, Milchwirtschaft und Handel über Lösungen beraten werden. Im Gespräch ist ein Hilfspaket von «100 Millionen Euro plus X». Folgart machte deutlich, dass dieses X erheblich sein müsse. Krüsken sagte mit Blick auf die beschlossene milliardenschwere Förderung von E-Autos: «Was für Elektromobilität gut ist, muss für die Landwirtschaft auch recht sein.»

Gründe des Preisverfalls sind die schwache Nachfrage in internationalen Märkten, ein Importstopp Russlands als Reaktion auf EU-Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts und Produktionssteigerungen unter anderem in manchen EU-Ländern. Dadurch gibt es derzeit ein Überangebot.

Krüsken betonte, die Molkereien seien in einer zentralen Rolle, um das Angebot stärker zu steuern. «Nur an dieser Stelle kann auf wechselnde Nachfragesituationen marktgerecht reagiert werden.» Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte den Handel, der die Überschuss-Situation schamlos ausnutze. «Milch darf nicht länger unterhalb der Erzeugerkosten verramscht werden», sagte der Vorsitzende Hubert Weiger. Falsch sei auch, dass die Bundesregierung auf Wachstum und aggressive Exportpolitik setze.

In der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitag) brachte der Chef der Schwarz-Gruppe, Klaus Gehrig, eine Sondersteuer ins Spiel. «Wenn der Staat etwas regeln will, dann soll der Staat es regeln. Durch eine Sondersteuer, die alle gleichermaßen trifft, sagte Gehrig. Zur Schwarz-Gruppe gehört unter anderem der Discounter Lidl.

Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner forderte von der EU eine Milliarde Euro Soforthilfe für in Not geratene Betriebe. Zudem solle es Steuererleichterungen geben, sagte der CSU-Politiker der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag). So sollten Landwirte Geld, das sie in guten Jahren verdient haben, steuerfrei zurücklegen dürfen, um sich in schlechteren Zeiten selbst zu helfen.

In Nordrhein-Westfalen schätzt der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV), dass wegen der Milchkrise allein in diesem Jahr bis zu fünf Prozent der Betriebe - vor allem Milchbauernhöfe - in ihrer Existenz bedroht sind. Bei rund 36.000 landwirtschaftlichen Betrieben in dem Land wären das rund 1.800 Höfe.
dpa
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Kommentare 
Kartoffelkönig schrieb am 26.05.2016 19:19 Uhrzustimmen(62) widersprechen(53)
"Die Molkereien seien in einer zentralen Rolle, um das Angebot stärker zu steuern". Aha und ich dachte, das Angebot geht von den Milchbauern aus...so kann man sich irren
kurri Altbauer 85 schrieb am 26.05.2016 17:12 Uhrzustimmen(156) widersprechen(69)
Ich kann dieses heuchlerische Gerede der Herren Schmidt & Co nicht mehr hören! Sie haben aus ideologischen Überlegungen mit Zustimmung der Politik, die Milchquote abgeschafft! Wie will man eigentlich den gordischen Knoten, den die Herrschaften „geknütet“ haben, auflösen? Sie hatten ja schon früh genug das Auslaufen der Milchquote angekündigt. Man hätte es an den 5 Fingern abzählen können, was dann passieren würde! Statt nun mit vernünftigen Vorschlägen zu kommen, wird weiter alle Schuld an diesem Fiasko auf andere abgewälzt! Wenn Minister Schmidt ein Mann von Ehre wäre, würde er zurücktreten! Das von der Politik verursachte Chaos, wird man der Landwirtschaft, seitens der Verbraucher, schwer ankreiden! Es rächt sich jetzt bitter, was über Jahrzehnte aus wahltakttischen Überlegungen versäumt wurde. Auf Dauer kann man uns Bauern die Teilnahme am allgemeinen Wohlstand nicht verwehren! Der Nachwuchs verlässt in Scharen das väterliche Erbe, sie suchen in der gewerblichen Wirtschaft ein besseres Fortkommen! Ich musste Jahrzehnte lang Tag für Tag, ob Weihnachten,Ostern oder Pfingsten, die Kühe melken, füttern und pflegen. Eine 4-wöchige Kur war die einzigste Unterbrechung dieser Tretmühle! Die Quittung habe ich jetzt im Alter bekommen, beide Knie und Schultergelenke sind „Schrott“. Für mich steht fest: Man hat uns ausgebeutet wie Galeerensklaven, die Aldi und Co. haben auf unseren Knochen ihre Imperien errichtet! Mit betriebswirtschaftlichen Argumenten kann die Benachteiligung kaum gelöst werden. Unsere teuren Maschinen sind reine Saisonmaschinen, der Mähdrescher bringt es auf etwa 21 Einsatztage, wir müssen das Risiko mit dem Wetter tragen. Der von unserer Wohlstandsgesellschaft verursachte Klimawandel, wird der Menschheit noch schwer zu schaffen machen!
johann96 schrieb am 26.05.2016 15:47 Uhrzustimmen(125) widersprechen(66)
wie wäre es denn mit einer Abwrackprämie für Kühe ? Eher geht die Milchmenge nicht runter
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