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16.07.2016 | 09:42 | Milchproduktion 
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Milchkrise: Erneutes Hilfspaket für Bauern

Brüssel - Die EU will deutschen Milchbauern und ihren europäischen Kollegen erneut mit finanziellen Hilfen unter die Arme greifen.

Milchproduktion
Wegen der andauernden Milchkrise sollen Landwirte erneut Hilfe von der EU bekommen. Vor einem Treffen der EU-Agrarminister am kommenden Montag sind sich alle einig: Es gibt zu viel Milch auf dem Markt. Wie das Problem zu lösen wäre, ist aber umstritten. (c) proplanta
Am kommenden Montag werde beim Treffen der EU-Agrarminister ein europaweites Maßnahmenpaket vorgestellt, versprach Agrarkommissar Phil Hogan am Freitag in Brüssel. Dort sprach er bei einem Treffen mit dem deutschen Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) und dessen Kollegen aus den Bundesländern über die angespannte Lage auf dem europäischen Milchmarkt.

Ein geplantes gemeinsames Positionspapier der Bundesländer kam bei dem Treffen nicht zustande. Rheinland-Pfalz habe sich gegen das Papier ausgesprochen, mit die anderen deutschen Ressortchefs eine verpflichtende Senkung der Milchmenge fordern wollten, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz am Freitagabend. Das Land habe mit dieser Haltung allein gestanden.

Niedersachsens Ressortchef Christian Meyer hatte im Vorfeld der Konferenz für eine vorübergehende staatliche Begrenzung der Milchmenge plädiert. Die Bauern sollten ihre Produktion um drei bis fünf Prozent zurückfahren. Die Milchkrise sei europaweit zu spüren und daher nur auf europäischer Ebene zu lösen, meinte Meyer.

Eine erneute Deckelung der europaweiten Milchproduktion mit Hilfe von festgesetzten Quoten lehnte EU-Kommissar Hogan jedoch klar ab. Die EU regelte die Milchmenge über 30 Jahre lang mit einer vorgegebenen Obergrenze. Im vergangenen Jahr lief die EU-Milchquote aus.

Wenn die Landwirte bessere Preise wollten, dürften sie auf keinen Fall so viel produzieren wie jetzt, sagte Hogan. Die Milchpreise in Deutschland und ganz Europa waren in den vergangenen Monaten wegen eines Überangebots im Keller. Etliche Erzeugerbetriebe produzierten aber noch mehr, um überhaupt etwas zu verdienen.

Wie und unter welchen Bedingungen das Geld die Bauern erreichen soll, ließ Hogan offen. «Ich denke, das wird in zwei Richtungen gehen: ein weiteres Liquiditätsprogramm (Finanzhilfen) und Entschädigungszahlungen für Milchbauern, die ihre Produktion freiwillig reduzieren», sagte der bayerische Agrarminister Helmut Brunner (CSU) der Deutschen Presse-Agentur nach dem Treffen.

Auch Bundesagrarminister Schmidt betonte, dass die Milchbauern ihre Produktion nicht noch weiter steigern dürften, wenn sie EU-Hilfen wollten. Erzeuger, die noch mehr produzieren, sollen nach Schmidts Ansicht kein europäisches Geld bekommen. Eine vom Staat oder der EU festgelegten Mengenschranke lehnte er ebenfalls ab: «Wenn wir nicht einmal die freiwillige Reduzierung getestet haben, ist es völlig verfrüht, über das zu reden.»
dpa
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Kommentare 
KeinBauer schrieb am 19.07.2016 09:32 Uhrzustimmen(35) widersprechen(87)
Wenn die Milch zum Himmel stinkt | Bin kein Bauer und habe daher nicht den tiefen Einblick. Aber wie der Presse heute zu entnehmen ist, nimmt die Europäische Union 500 Mio. Euro in die Hand, um in den Milchmarkt einzugreifen. Nun kommt´s... Nicht etwa für sinnvolle Maßnahmen, sondern um jeden weniger bzw. nicht gelieferten Liter Milch zu vergüten. Kurios z.B. in Österreich, wo ein Milchbauer zum Ende des Quartals 28 bis 30 Cent pro Liter Milch erhält, den er nicht abliefert. Mehr Geld, als für einen tatsächlich gelieferten Liter Milch. Das "läuft" doch alles in eine völlig unsinnige Richtung. Vor allem frage ich mich, wohin denn die Milch fließt, die produziert aber nicht geliefert wird? Ich ahne schlimmes. Bitte kommentiert den Beitrag nicht :-)
Waldbauer schrieb am 16.07.2016 15:27 Uhrzustimmen(47) widersprechen(42)
Es wäre interessant, wieviele Milcherzeuger sich an ihrer Exquote gehalten haben. Die meisten haben doch auf Grund guter Milchpreise und keinem Quotenzwang mehr, ihre Bestände aufgestockt und mehr Milch produziert. Die staatliche Beratung tat das Ihre dazu, Neubauten aktuell mit bis zu 30% zu fördern, um "zukunftsfähig" zu sein. Die selben Leute fordern jetzt Entschädigung für nicht produzierte Milch, eine neue Quote, aber bitte auf Basis der neu gebauten Kuhplätze. Es ist zweifelsohne nicht leicht, wenn man noch vor einem guten Jahr sehr gut verdient hat und dann mit gut einem Drittel weniger auskommen muss. Das, liebe Kollegen, ist freie Marktwirtschaft die auch einmal in die andere Richtung ausschlagen kann. Für Ackerbauern und Schweinehalter ist das schon eine ganze Zeit Realität und müssen sich an dem Auf und Ab der Preise ihre betriebliche Situation anpassen. Ein altes Sprichwort sagt: "Spare in der Zeit, dann Hast du in der Not" Es muss nicht alle fünf Jahre ein neuer Fendt auf dem Hof stehen, mit dem man dann bei jeder Krise in die Stadt zum demonstrieren fährt. Es käme in der Bevölkerung weit besser an, als immer ständig auf der Mitleidstour zu reiten und immer nur noch mehr Geld für etwas zu fordern, an dem man selbst nicht ganz unschuldig ist. Es ist doch ganz einfach, die Milchmenge herunterzufahren. Die aufgestockten Kühe dem Metzger geben, den daraus erzielten Erlös auf der Habenseite verbuchen und schließlich und endlich für den Markt produzieren. Liebe Milcherzeuger, die meisten Molkereien sind Genossenschaftsbetriebe. Viele von euch sitzen als Aufsichtsräte in den Gremien. Das ist mit ein Podium, wo Preise gemacht werden, hier könnt ihr eure Macht mit einbringen! Selbst die Initiative ergreifen und nicht immer die Schuld bei anderen suchen! Kein Bauernverband oder BDM hat noch jemals einen Liter Milch, ein Kilo Fleisch oder einen Doppelzentner Getreide verkauft.
Winni schrieb am 16.07.2016 10:10 Uhrzustimmen(33) widersprechen(47)
Etliche Erzeugerbetriebe produzieren aber noch mehr,um überhaupt etwas zu verdienen.!? Ich denke die Milchbauern machen mit jedem Liter Milch den sie melken ein kräftiges Minus.Diese Logik muss mir jetzt erst mal jemand erklären.
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