Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
18.02.2020 | 14:49 | Düngestreit 
Diskutiere mit... 
   1   2

Neue Düngeregeln: Junge Bauern bangen um ihre Zukunft

Burgdorf - Für Bundesagrarministerin Julia Klöckner ist das Treffen mit jungen Landwirten in Burgdorf bei Hannover nach Monaten der Treckerdemos kein einfacher Termin: Draußen protestieren Tierschützer gegen die Agrarindustrie, drinnen brodelt es wegen neuer Vorgaben zum Umweltschutz auch bei den Bauern.

Düngestreit 2020
Bild vergrößern
Weniger Ressourcen, mehr Ertrag: Geht es nach Agrarministerin Julia Klöckner, steht die Landwirtschaft vor einer rosigen Zukunft - der Digitalisierung sei Dank. Doch die jungen Landwirte haben Zweifel. (c) proplanta
Als bekannt wird, dass die Ministerin nach ihrem Vortrag am Dienstag aus Termingründen nicht an einer Diskussion mit den Landwirten teilnehmen wird, geht ein Raunen durch den Saal. Es herrscht Redebedarf in der Landwirtschaft. Vor allem die Düngeverordnung erhitzt die Gemüter der Bauern.

Im Kern geht es dabei um den Schutz des Grundwassers: Die EU-Kommission hat die Bundesregierung wiederholt ermahnt, mehr gegen die Verunreinigung des Wassers zu unternehmen. Gelingt das nicht, drohen Deutschland Geldstrafen in Millionenhöhe. Die Bauern befürchten hingegen, dass weniger Dünger auch weniger Ertrag bedeutet - viele junge Landwirte sehen deswegen ihre ganze berufliche Zukunft in Gefahr. Ministerin Klöckner treibt die neuen Düngeregeln trotzdem voran. In Burgdorf wirbt sie um Verständnis und nimmt die Bauern in die Pflicht.

Zu behaupten, die Landwirtschaft habe keine Auswirkungen auf die Nitratwerte im Grundwasser, sei «eine steile These» - so ehrlich müsse man sein, sagt die CDU-Politikerin. Allein in Niedersachsen setzten die Landwirte zuletzt binnen eines Jahres rund 50.000 Tonnen Stickstoff mehr ein als die Pflanzen zur Düngung gebraucht hätten.

Bei den jungen Landwirten herrscht hingegen das Gefühl vor, sie müssten das ausbaden, was ihre Vorgänger verbockt haben. «Wir als junge Generation sind nicht gewillt, für das Handeln voriger Generationen, das jahrzehntelang geltendem Recht entsprach, jetzt kollektiv in großen Teilen des Landes bestraft zu werden», sagt Niklas Behrens, Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen. «Wir werden nicht sehenden Auges unseren Höfen ein Grab schaufeln.»

Klöckner verweist indes auf Teilerfolge: Im Ringen mit der EU habe sie bereits erreicht, dass die verringerte Düngung nicht flächendeckend, sondern nur in belasteten Gebieten gelten werde. Die Messbedingungen müssten zudem bundesweit einheitlich sein. Deutschland stehe aber nicht am Anfang eines Dialogs mit der EU, sondern am Ende eines juristischen Prozesses. «Wir sind verklagt worden und waren in allen Punkten unterlegen», sagte Klöckner.

Eine große Chance sieht die Ministerin dagegen in der Digitalisierung. Mit präziseren Maschinen und genaueren Daten könne die Branche künftig mit weniger Ressourcen mehr Menschen satt machen. Diejenigen, die die Modernisierung umsetzen sollen, sind weniger euphorisch. Die Digitalisierung könne ein Baustein für die Zukunft der Landwirtschaft sein, sagt Behrens. Für viele kleine und mittlere Betriebe seien die modernen Geräte aber schlicht zu teuer.

Die Arbeit als Bauer werde so zunehmend unattraktiver, warnt Behrens. «Noch sind es viele, die das anpacken wollen», sagt er. «Aber leider werden es auch täglich weniger.» Auch der Agrarwissenschaftler Alfons Balmann gibt zu bedenken, der Wandel der Branche werde «nicht ohne schmerzhafte Anpassungsprozesse zu bewältigen sein».

Optimistischer gibt sich Louisa Backhaus, eine Landwirtin aus der Wedemark. «Die nächste Generation steht in den Startlöchern. Wir sind alle hoch motiviert», sagt sie und fordert Offenheit für Veränderungen. Die größte Herausforderung sei es, wieder einen sachlichen und fachlichen Austausch mit der Politik hinzubekommen. Ministerin Klöckner ist da schon unterwegs zum nächsten Termin.
dpa/lni
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Arp Eilers schrieb am 19.02.2020 13:30 Uhrzustimmen(7) widersprechen(16)
Wenn ich meine Produkte mehr wertschätze und nachhaltig vemarkte, bin ich nicht als Spielball der Globalisierung und viele Fragen stellen sich nicht.
Man muß es nur umsetzten und nicht immer andere für die Misere verantowrtlich machen. Ich verstehe den Frust meine Berufskollegen nicht,
außerdem aus jeder Krise geht der schlaue Kopf gestärkt hervor!!
  Weitere Artikel zum Thema

 Ministerin sieht positiven Trend bei Belastungen durch Düngung

 Rote Gebiete: Klagen von drei Landwirten in Bayern abgewiesen

 Wieder Tausende bei Bauernprotesten in Stuttgart

 Richter diskutieren heftig über bayerische Düngeverordnung

 Klage der Umwelthilfe zu Gewässerschutz vor NRW-OVG gescheitert

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken