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20.01.2017 | 16:00 | IGW 2017 

Neues Tierwohl-Siegel nicht zum Nulltarif zu haben

Berlin - Ein neues staatliches Siegel soll Supermarktkunden zum Kauf von Fleisch aus besserer Tierhaltung animieren - die Einführung dauert aber noch.

Tierwohl-Siegel Grüne Woche
Agrarminister Schmidt nutzt die Bühne der Grünen Woche, um sein Tierwohl-Label vorzustellen. Es soll den Tieren, aber auch Bauern und Fleischkonsumenten helfen. Doch noch fehlen einige Voraussetzungen. (c) proplanta
Es gehe nicht um ein «Nischen-Luxus-Label», sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am Donnerstag vor Beginn der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin. Er gehe davon aus, dass die neue Kennzeichnung «im nächsten, übernächsten Jahr» in den Ladentheken sein könne. Sein Ziel sei, bis Ostern Klarheit über die Grundstrukturen zu schaffen. Bauern und die Verbraucherzentralen unterstützen die Pläne, Kritikern reichen sie bei weitem nicht aus.

Schmidt bekannte sich zu einer weiteren Förderung des umstrittenen Exports von Agrarprodukten. Dies sei eine der notwendigen Grundlagen für den Erfolg der Landwirtschaft in Deutschland, sagte er bei der Eröffnungsfeier der Messe am Donnerstagabend. Mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump und einem EU-Austritt Großbritanniens könnten sich Handelsbeziehungen neu ausgestalten. Dabei gebe es eine «Pflicht zum überlegten Handeln».

Für Besucher öffnet die Grüne Woche an diesem Freitag. Bis 29. Januar präsentieren sich 1.650 Aussteller aus 66 Ländern. Erwartet werden mehr als 400.000 Besucher. Diesjähriges Partnerland ist Ungarn.

Mit dem neuen Label soll Fleisch von Tieren gekennzeichnet werden können, deren Haltungsbedingungen über dem gesetzlichen Standard liegen - etwa beim Platz im Stall oder Stroh am Boden. Starten soll das Siegel mit Schweinen und voraussichtlich mit zwei Stufen. Dabei sollten Bauern für höheren Aufwand auch mehr Geld bekommen. «Tierwohl zum Nulltarif kann und wird es nicht geben», sagte Schmidt. Um das Label bekannt zu machen, will das Ministerium 70 Millionen Euro bereitstellen. Schmidt stellte auch eine Förderung für Landwirte beim Wandel zu Ställen mit besseren Haltungsbedingungen in Aussicht.

Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff kritisierte das Label als Schönfärberei. «Alle Tiere sollen bessere Lebensbedingungen haben - nicht nur einige wenige.» SPD-Fraktionsvize Ute Voigt sagte: «Die Existenz eines freiwilligen Tierschutzlabels darf kein Alibi für die zu niedrigen gesetzlichen Tierschutzstandards in unserem Land sein.»

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach von einem Spannungsfeld zwischen dem Anspruch der Verbraucher auf gesunde Ernährung und dem Wunsch nach günstigen Preisen. Dabei sei klar: «Gute Qualität kann nicht jeden Tag billiger werden.» Wer nur dem Motto «Geiz ist geil» folge, werde das am Ende mit seiner Gesundheit bezahlen.

Mehr Tierschutz ist eines der großen Themen auf der Grünen Woche. Umwelt- und Tierschützer, Klein- und Biobauern verlangten in einem «Kritischen Agrarbericht» eine Abkehr von der Massentierhaltung. Sie gefährde mit Düngereinsatz das Trinkwasser und treibe Bodenpreise nach oben. Der Präsident des Tierschutzbunds, Thomas Schröder, mahnte: «Fleisch ist zu billig.» Jeder Landwirt sollte nur so viele Tiere halten, wie er mit selbst erzeugtem Futter ernähren könne, sagte der Präsident der Umweltschutzorganisation BUND, Hubert Weiger.
dpa
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