Niedersachsen legt Strategie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln vor
Hannover - Die Bündnispartner des „Niedersächsischen Weges“ aus Landesregierung, Landwirtschaft und Umweltverbänden haben am Dienstag vergangener Woche (14.2.) gemeinsam eine „Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie“ vorgestellt.
Kompromiss nach langem Abstimmungsprozess gefunden - Zufriedenheit bei den Bündnispartnern des „Niedersächsischen Weges“ - Landvolk fordert praxistaugliche Möglichkeiten für die Landwirtschaft - CDU-Landtagsfraktion prangert Widersprüchlichkeit an. (c) proplanta
Bis 2030 sollen demnach in Niedersachsen im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Wirtschaftsjahre 2015/16 bis 2020/21 mindestens 25 % weniger Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Ziel der Strategie ist es laut den Beteiligten, sowohl die Fläche, auf der Pflanzenschutzmittel angewendet werden, als auch die eingesetzte Menge deutlich zu verringern.
Die Reduktionsstrategie setzt dabei auf eine Mischung aus ordnungsrechtlichen und freiwilligen Maßnahmen. Eine erste Evaluation der Fortschritte soll bereits Mitte 2024 erfolgen.
Die nun vorgelegte Strategie sei das Ergebnis eines komplexen Abstimmungsprozesses und ein „guter Aufschlag“, resümierte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte anlässlich der Vorstellung in Hannover. Allerdings könne man sich nicht darauf „ausruhen“. Vielmehr müssten die Ziele im Evaluationsprozess auch überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, erklärte Staudte.
Landvolk setzt auf Technologie
Von Seiten der Landwirtschaft kam die Mahnung, dass auch weiterhin praxistaugliche Möglichkeiten nötig seien, um die Pflanzen vor Krankheiten und anderen schädlichen Organismen zu schützen. Eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln sei kein Selbstzweck, betonte der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Ulrich Löhr: „Sondern es ist im ureigenen Interesse der Bäuerinnen und Bauern ambitioniert mitzuwirken, dass negative Auswirkungen auf die Umwelt bestmöglich vermieden werden.“
Die nun gesteckten Reduktionsziele hält Löhr für „sehr ehrgeizig, aber erreichbar“. Für den Erfolg spielen laut dem Landesbauernverband technischer Fortschritt und Digitalisierung eine wichtige Rolle, aber auch der Umgang mit anderen Innovationen wie die neuen Züchtungsmethoden. Auch der ebenfalls beteiligte Naturschutzbund Niedersachsen (NABU) zeigte sich zufrieden mit der Strategie.
„Allerdings wird es natürlich auf die Umsetzung ankommen, inwieweit tatsächlich eine Reduktion insbesondere der Stoffe geschieht, die besonders wirksam sind und gleichzeitig die Insektenvielfalt massiv bedrohen“, so der Vorsitzende Dr. Holger Buschmann. Eine intensive Begleitung des Reduktionsprozesses ist daher aus seiner Sicht in den folgenden Jahren „absolut notwendig“.
Verwunderung bei der Opposition
Die CDU-Landtagsfraktion fragte sich hingegen, warum dieser Prozess so lange gedauert hat. Die Vorgängerregierung der Großen Koalition habe hier bereits entscheidungsreife Vorlagen erarbeitet und inhaltlich hätte sich wenig Neues ergeben, kommentierte Agrarsprecher Dr. Marco Mohrmann. Irritiert zeigt er sich über Aussagen von Umweltminister Christian Meyer und Landwirtschaftsministerin Staudte, die Mohrmann zufolge bei anderen Gelegenheiten „von wesentlichen höheren Quoten gesprochen“ haben.
Ebenso habe Minister Meyer bei der Bekanntgabe der Strategie „abermals die Arbeit der Landwirte pauschal diskreditiert“, so Mohrmann. Er bezog sich damit auf ein Zitat des Ministers, indem dieser im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln von „negativen Auswirkungen für die menschliche Gesundheit“ sprach.
Als positiv wertete der CDU-Politiker jedoch, dass die Bedeutung der Pflanzenzüchtung bei den Beteiligten des „Niedersächsischen Weges“ anerkannt werde und sie auch nicht ausschließen würden, neue Züchtungsmethoden einzusetzen.