Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.01.2019 | 01:00 | Zur Grünen Woche 2019 
Diskutiere mit... 
   1   2

Riesige Demonstration für nachhaltige Landwirtschaft

Berlin - Angeführt von rund 170 Traktoren haben mehrere zehntausend Menschen in Berlin für eine Wende zu mehr Umwelt- und Tierschutz in der Landwirtschaft demonstriert.

Demonstration
Zur Agrarmesse Grüne Woche gehen Landwirte und Bürger in der Hauptstadt gegen Riesenställe und zu viel Unkrautgift auf die Straße. Internationale Minister setzen auf die Chancen der Digitalisierung. (c) proplanta
Unter dem Motto «Wir haben Agrarindustrie satt» zogen nach Veranstalterangaben am Samstag rund 35.000 Menschen durch das Regierungsviertel - parallel zur Ermährungsmesse Grüne Woche.

Eine ebenfalls in der Hauptstadt tagende Agrarminister-Konferenz sprach sich für eine stärkere weltweite Kooperation bei der Digitalisierung der Landwirtschaft aus. Sie soll bei einer schonenderen Produktion und dem Kampf gegen Hunger helfen.

Zu der Demonstration für eine Agrarwende hatte ein Bündnis von Landwirten, Tier- und Umweltschützern aufgerufen. Los ging es am Morgen mit einer Traktoren-Sternfahrt zum Brandenburger Tor. Auf drei Routen waren Bauern damit aus dem Umland in die Stadt gefahren. An der Agrarminister-Konferenz im Außenministerium übergaben sie eine Protestnote.

Darin stand, dass «bäuerliche Arbeit auf den Äckern und Feldern und in den Ställen etwas sehr Wertvolles und vor allem Schützenswertes» sei. Das Bündnis fordert auch für die Verhandlungen zur künftigen EU-Agrarfinanzierung mehr Klima- und Naturschutz, mehr Unterstützung für kleinere Höfe und artgerechte Tierhaltung.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) wandte sich mit Blick auf die Demonstration gegen Polarisierungen. Es sei eine Herausforderung, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. «Wir werden sie nicht satt machen mit einem Teilausstieg aus der landwirtschaftlichen Produktion.» Es komme auf eine nachhaltigere, effizientere und umweltgerechtere Produktion an. «Aber wir brauchen den Landwirt.» Es gehe nicht mit einem Gegeneinander und mit Pauschalisierungen.

Am Brandenburger Tor zeigte sich ein buntes Bild: Demonstranten in Bienen und Imkerkostümen, überlebensgroße Luftballons in Form von Insekten sowie Transparente. Eine Landwirtin aus dem niedersächsischen Wendland sagte: «Die Agrarindustrie lässt uns kleine Bauern wegsterben.» Ihre Familie müsse jedes Jahr gucken, wie es weitergehe. Grünen-Chef Robert Habeck rief dazu auf, bewusst einzukaufen: «Wir müssen wegkommen im Alltag von diesem «Wir stopfen uns noch schnell Kalorien rein, und es ist egal, wie sie entstanden sind».»

Die Agrarminister-Konferenz mit Regierungsvertretern aus 74 Staaten beschloss einen Anstoß für mehr Kooperation bei der Digitalisierung. Die Welternährungsorganisation FAO solle nun ein Konzept für einen globalen «Digitalrat» ausarbeiten, wie Gastgeberin Klöckner sagte. Er soll Länder beraten und den Erfahrungsaustausch vorantreiben.

Ziel seien gemeinsame Lösungen, um den Technologie-Zugang auch für Kleinbauern zu verbessern. Grünen-Agrarpolitiker Harald Ebner forderte ein weitergehendes Umsteuern: «Wer Digitalisierung nur innerhalb des bestehenden Systems denkt, verschenkt ihr Potenzial.»

EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis zeigte sich offen für das von der Bundesregierung geplante staatliche Tierwohl-Label für Fleisch aus besserer Haltung. Er sei für jegliche Maßnahmen und auch Kennzeichnungen, um den Tierschutz zu erhöhen. Generell m

sse man vorsichtig sein, keine Barrieren im EU-Binnenmarkt zu schaffen. Das von Klöckner geplante Tierwohl-Kennzeichen sieht drei Stufen oberhalb des gesetzlichen Standards vor und soll voraussichtlich ab 2020 starten. Bauern sollen es freiwillig nutzen können. Die genauen Anforderungen und Kriterien werden noch erarbeitet.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 20.01.2019 10:41 Uhrzustimmen(23) widersprechen(14)
Wie ist es um den berühmt berüchtigten Bauernstatus in der heutigen Moderne bestellt?

Im Mittelalter leisteten die Bauern ihre Frondienste für die Feudalherrschaft ab. - Welches Schicksal ereilt uns in direkter Gegenüberstellung heute!? Auch gegenwärtig vegetieren wir allenfalls am langen Arm einer handverlesenen Spezies verhungernd erbärmlich vor uns dahin. Wir mästen unter ökonomischen Gesichtspunkten treudoof beharrlich ohne großes Aufmucken jene ca. 800.000 Beschäftigte der Nahrungsmittelindustrie übersatt fett während eine Vielzahl von Bauern selbst aber sind kaum mehr imstande, die eigenen Familien ordnungsgemäß zu ernähren, geschweige denn ihre Höfe unverzichtbar zukunftsfähig fortzuentwickeln.

Kaum mehr 20% Eigentum der bewirtschafteten Flächen halten unsere Vollerwerbsbetriebe und an eben diesem erbärmlichen, weiterhin sinkenden quotalen Anteil sind die Eigentumsrechte zunehmend an Dritte bereits verpfändet; an selbige Protagonisten eben, die ohnedies auf dem auf Hochglanz polierten Luxusparkett der Nullen und Einsen in Trance das goldene Kalb dauerumtanzen.

Heute ist der einzelne Bauer wahrlich alles andere als ein stolzer freier Unternehmer sondern ein auf das Peinlichste degradierte Almosenempfänger ohne Recht und Ehre. - Wen verwundert es dabei noch wirklich, dass unsere Jugend schon nahezu panikartig unseren Höfen für immer den Rücken zukehrt?

Die „satte“ heile Welt der Nullen und Einsen...!

„Die Langsamen der Erkenntnis meinen noch immer, die Langsamkeit gehöre zur Erkenntnis.“ (frei nach Nietzsche)
  Weitere Artikel zum Thema

 Kanzlerrunde zur Landwirtschaft - Ringen um Entlastungen

 Mehrere Ermittlungen nach Bauernprotesten in Brandenburg

 EU-Staaten treiben Lockerung von Agrar-Umweltregeln voran

 Protest am Donnerstag - Landwirte wollen Autobahnbrücken blockieren

 Erneut Sperrungen in Berlin wegen Bauernprotesten

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken