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13.11.2011 | 07:37 | Tier- und Verbrauchergesundheit 
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Seuchen- und Zoonosenbekämpfung: EU stellt 214 Mio. EUR bereit

Brüssel – Die EU hat gestern mehr als 203 Mio. EUR für die Unterstützung von Programmen zur Tilgung, Bekämpfung und Überwachung von Tierseuchen und Zoonosen vorgesehen, mit denen 2012 der Gesundheitsschutz bei Mensch und Tier weiter verstärkt werden soll.

Tiergesundheit
(c) proplanta

Der Beschluss wurde im Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit getroffen. Außerdem befürworteten die darin vertretenen Mitgliedstaaten auch einstimmig den Kommissionsvorschlag, sich mit 11,5 Mio. EUR an Dringlichkeitsmaßnahmen und Impfplänen zu beteiligen, mit denen schon in den letzten vier Jahren einige Tierseuchen bekämpft wurden.

John Dalli, der für Gesundheit und Verbraucherpolitik zuständige EU-Kommissar, begrüßte die Unterstützung der Mitgliedstaaten. „Es ist sehr erfreulich, zu sehen, welchen konkreten Erfolg die Anstrengungen der EU erzielt haben, denn damit wurde die Seuchenlage bei TSE, Salmonellen, Tollwut, der Blauzungenkrankheit, der klassischen Schweinepest, Vogelgrippe, Tuberkulose und Brucellose erheblich verbessert", sagte er.

„Angesichts der aktuellen Haushaltszwänge hat die Kommission ihr Möglichstes getan, um Bereiche weiterzufördern, in denen Probleme fortbestehen, und um weiterhin wachsam zu sein und einen besseren Verbraucherschutz zu gewährleisten", fügte er hinzu.


Tilgungsprogramme

Der Erfolg der Tilgungsprogramme lässt sich konkret am Rückgang der Seuchenprävalenz messen, so dass weniger Mittel für die Kofinanzierung aufgewendet werden mussten (im Jahr 2012 waren es 45 Mio. EUR weniger als 2011).

Insgesamt wurden 138 Jahres- oder Mehrjahresprogramme zur EU-Förderung ausgewählt, um Tierseuchen zu bekämpfen, die die Gesundheit von Mensch und Tier und den Handel beeinträchtigen.

Die Finanzierung von Programmen zur Bekämpfung der Rindertuberkulose in fünf Mitgliedstaaten mit etwa 65 Mio. EUR macht den Löwenanteil der bereitgestellten Mittel aus.

Bei der transmissiblen spongiformen Enzephalopathie (TSE) ist allgemein ein positiver Trend zu verzeichnen (30 % weniger Fälle als in den Vorjahren), weil Risikomanagementmaßnahmen, wie das Verfütterungsverbot, und die obligatorischen Überwachungs- und Tilgungsmaßnahmen strikt angewendet wurden. Dadurch konnten die Vorschriften zur Rinderüberwachung weiter gelockert werden. Die Kommission hat deshalb mehr als 54 Mio. EUR aus dem EU‑Haushalt zur Verfügung gestellt, um die Unterstützung der Mitgliedstaaten auch 2012 fortzusetzen.

Bei Tollwut (einer tödlichen Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragbar ist) verbessert sich die Lage in der EU weiter. Der erhöhte Kofinanzierungssatz von 75 % wird auch 2012 beibehalten, um die Mitgliedstaaten auch künftig bei ihren Anstrengungen zu unterstützen, die öffentliche Gesundheit zu schützen, indem die Tollwut endgültig getilgt wird. Um das Risiko der Einschleppung der Tollwut aus Nachbarländern zu bekämpfen, wird die EU 2012 auch die Finanzierung von Impfungen in Gebieten von Weißrussland, der Ukraine und Russland fortsetzen.

Die Tilgung der Blauzungenkrankheit macht gute Fortschritte. Die Mitgliedstaaten sind von der staatlich finanzierten Pflichtimpfung zur freiwilligen Impfung übergegangen, was zu einem weiteren Rückgang des Mittelbedarfs für Programme zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit geführt hat (von 97 Mio. EUR im Jahr 2010 auf 16,2 Mio. EUR im Jahr 2011 und geplanten 7 Mio. EUR im Jahr 2012).

Bei der klassischen Schweinepest, einer Seuche mit verheerenden sozialen und wirtschaftlichen Verlusten für die Schweinehaltungsbranche, ist die Lage recht befriedigend; für 2012 mussten lediglich Mittel in Höhe von 3,7 Mio. EUR bereitgestellt werden.

Salmonellose ist die am zweithäufigsten gemeldete zoonotische Erkrankung beim Menschen, allerdings hat sie in den letzten fünf Jahren einen stetigen Rückgang mit einigen Tausend beim Menschen gemeldeten Fällen pro Jahr verzeichnet. Hierfür werden etwa 16 Mio. EUR aus dem EU-Haushalt 2012 bereitgestellt.

Darüber hinaus werden die Mitgliedstaaten 2012 die Überwachung auf die Vogelgrippe bei Geflügel und Wildvögeln mit EU-Finanzhilfen von insgesamt 2,3 Mio. EUR fortsetzen. Die Durchführung von Überwachungsprogrammen ist der wirksamste Weg, Ausbrüche frühzeitig zu erkennen, und außerdem ist sie äußerst nützlich, um zu verhindern, dass sich diese Seuche ausbreitet, denn dies kann schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen auf die Geflügelbranche haben.


Dringlichkeitsmaßnahmen

Die genehmigten 11,5 Mio. EUR zur Förderung von Dringlichkeitsmaßnahmen teilen sich wie folgt auf:

  • Vogelgrippe
  • Niederlande (54.000 EUR),
  • Deutschland (4 Mio. EUR)
  • Spanien (500.000 EUR)
  • Polen (750.000 EUR),
  • vesikuläre Schweinekrankheit in Italien (93.000 EUR),

  • Newcastle-Krankheit in Spanien (103.000 EUR),
  • Blauzungenkrankheit in Deutschland (1.950.000 EUR),
  • Notimpfung gegen die Blauzungenkrankheit Niederlande, Luxemburg, Österreich, Schweden, Italien und Frankreich (insgesamt etwa 4 Mio. EUR).


Maul- und Klauenseuche in Bulgarien

2011 sind in Bulgarien Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche (MKS) aufgetreten. Dabei handelt es sich um eine hoch ansteckende Viruserkrankung frei lebender und als Haustiere gehaltener Paarhufer (z. B. Schweine und Wildschweine) mit schwerwiegenden Auswirkungen auf landwirtschaftliche Betriebe und den Handel.

Die EU hat Bulgarien eine Finanzhilfe in Höhe von 890.000 EUR zur Unterstützung bestimmter Maßnahmen, wie Überwachung, Datenbanken, Informations-kampagnen, Laboratorien und Desinfektion, zur Verfügung gestellt, die die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche bei wilden Tieren im Südosten Bulgariens 2011-2012 eindämmen sollen. (eu/ip)
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Kommentare 
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 14.11.2011 19:36 Uhrzustimmen(96) widersprechen(68)
In den 203 Mio. € sind offenbar diejenigen Kosten noch nicht enthalten, die Freilandhalter durch die ihnen zumindest in Deutschland aufgrund der Geflügelpest-VO auferlegten häufigen Tests aufbringen müssen. Dies ist umso unverständlicher, als ja die Seuche in ihren HP- wie auch LP-Varianten fast ausschließlich in Stallhaltungen mit Großbeständen vorkam und nicht in Erwerbsfreilandhaltungen oder in als "Backyard"-Haltungen diffamierten Hobby-Tierhaltungen. Diese Ungleichbehandlung muß dringend abgeschafft werden!
EPetras schrieb am 13.11.2011 14:31 Uhrzustimmen(96) widersprechen(80)
Sinnvoll wäre es, endlich nicht nur die eher selten betroffene Freilandhaltung, sondern endlich mindestens ebenso in geschlossenen Ställen serologische Tests vorzuschreiben, denn es hat sich gezeigt, dass Tiere dort ebenso oder sogar häufiger von der "Vogelgrippe" genannten aviären Influenza betroffen sind. Obgleich dort keine serologischen Tests vorgeschrieben sind, wurde in geschlossenen Ställen in erheblichem Umfang aviäre Influenza festgestellt, wie z. B. die Massenkeulungen von Puten in den letzten Jahren zeigen. Auch Nutzenten, die fast immer aus Massentierhaltungen stammen, waren in geschlossenen Ställen betroffen (Wachenroth). Diese Haltungssysteme müssen endlich auf den Prüfstand, denn sie führen nicht nur zu Fußschäden und Leiden der Tiere, sondern auch als "Inkubatoren" für Viren und Bakterien, wie auch ein bekannter Seuchenbiologe in einem Interview der "Welt" feststellte. Auch MRSA und antibiotikaresistente Campylobakter sind ein Problem der intensiven Geflügelhaltung. Auch, wenn im Fleisch keine Antibiotika mehr festzustellen sind, führt doch der in solchen Haltungen übliche Dauereinsatz dieser Medikamente - auch in "therapeutisch" deklarierter Form - zur Entwicklung immer neuer resistenter Arten von Bakterien, die schon jetzt auch Menschen gefährlich werden und erhebliche Probleme schaffen! Erst jüngst starben Babies in Bremen und Hamburg an ESBL, die der Geflügelmast zugeordnet werden können. Tierschutz ist daher auch für Menschen wichtig. Geringere Besatzdichten und/oder Freilandhaltung würden das Ansteckungsrisiko mindern und durch Bewegung, Sonnenlicht und Sauerstoff das Immunsystem stärken. Trockene Einstreu und geringere Besatzdichten wären nötig, um die vielen kleinen Verletzungen der Füße, der Brust und durch Federpicken zu verhindern. MRSA befallen bekanntermaßen gern kleine Wunden - wen wundert es, dass sich diese immer mehr ausbreiten? Wer Tiere nicht artgemäß hält, darf sich über Krankheiten nicht wundern. Das Überspringen derselben auf den Menschen zeigt unsere Verwandschaft auf - auch diese sollte uns zur Verantwortung mahnen!
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