Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.06.2019 | 04:06 | Rennstrecke Autobahn 
Diskutiere mit... 
   2   2

Streit ums Tempolimit hält an

Berlin - Es ist eines dieser Themen, bei denen in Deutschland der Spaß aufhört und die Diskussionen laut werden.

Geschwindigkeitsbegrenzungen
Freie Fahrt für freie Bürger: Das Tempolimit gilt gerade in Deutschland vielen Autofahrern als Teufelszeug. Andere kämpfen seit langem dafür, die Geschwindigkeit generell zu begrenzen. Eine Reportage im ZDF widmet sich Gegnern und Befürwortern. (c) proplanta
Anhängern und Gegnern eines generellen Tempolimits auf der Autobahn fällt es oft schwer, sachlich und gelassen Argumente auszutauschen. Den einen erscheint es so unsinnig wie gefährlich, die Geschwindigkeit nicht zu begrenzen, die anderen empfinden es als Beschneidung ihrer persönlichen Freiheit. Die ZDF-Reportage «Rennstrecke Autobahn - Zoff ums Tempolimit» am Sonntag (23. Juni, 18.00 Uhr) geht dem Thema nach.

Auf der Autobahn 81 in der Nähe von Stuttgart kommt es im März 2018 zu einem Verkehrsunfall mit mehreren Schwerverletzten und drei schrottreifen Autos. Verantwortlich für die Kollision ist ein 19-jähriger Fahranfänger. Er war mit 200 Stundenkilometern in einem Mietwagen mit 500 PS über die Fahrbahn gebrettert - 120 Stundenkilometer waren dort erlaubt. Das Gericht verurteilte den jungen Fahrer zu Jugendarrest und Arbeitsstunden.

«Er machte mir einen recht unvernünftigen Eindruck», erzählt Unfallopfer Vanessa Güler in dem Dokumentarfilm von Oliver Koytek und Jochen Schulze. Vor Gericht habe er erklärt, er könne nicht garantieren, sich künftig ans Tempolimit zu halten, weil er einfach schnelle Autos liebe. «Ich denke nicht, dass ein generelles Tempolimit unseren Unfall hätte verhindern können, weil: Wer rasen will, der rast auch», sagt Vanessa Güler.

Tempolimits, die nicht eingehalten werden, sind keine Lösung, das sieht auch Polizeihauptmeister Henry Steinhaus so. Mit seiner Kollegin Andrea Metz von der Autobahnpolizei ist er auf der A20 in Mecklenburg-Vorpommern in einem Zivilfahrzeug unterwegs - samt Videokamera, die Tempoverstöße aufzeichnen kann. «Die Kontrollen auf den Autobahnen sind deswegen wichtig, damit die Leute merken, dass wir da sind und ein gewisser Kontrolldruck entsteht, damit sie eben nicht machen, was sie wollen», erzählt er.

Steinhaus und seiner Kollegin fällt schon bald ein Fahrer mit einem Transporter auf, der mit mehr als 200 Stundenkilometern unterwegs ist und ein Auto nach dem anderen wegdrängelt. Die Polizisten halten ihn an. «Nein, ich denke, das kann ich sehr gut einschätzen», antwortet er auf die Frage des Reporters nach seinem gefährlichen Fahrverhalten.

«Ich persönlich habe noch keinen Unfall verursacht.» Und klagt außerdem: «Man kann kaum noch schnell fahren.» Auf dem betreffenden Autobahnabschnitt gilt kein Tempolimit.

Der Unternehmer Alexander Gruhler ist strikt gegen eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung: «Es gibt keine sachlichen Gründe, die Sinn machen, dass man 130 pauschal auf den deutschen Autobahnen einführt.» Schnell fahren zu können, ist für ihn ein Grundrecht, wie er sagt. Bei Geschwindigkeitsbegrenzungen von 100 Stundenkilometern auf der Autobahn fühlt er sich «gegängelt, veräppelt, verarscht». Und das sehen andere ähnlich: Alexander Wunderle etwa unterstützt die Initiative «Stoppt Tempo 130», die Gruhler 2007 gegründet hat - rund 70.000 Menschen haben dafür bereits unterschrieben.

Ob ein generelles Tempolimit auf der Autobahn die Zahl der Verkehrstoten verringern würde, ist umstritten. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), fordert deshalb, genau diese Frage wissenschaftlich zu untersuchen - aktuelle Daten fehlten und würden dringend gebraucht.

Fest steht: Schnelles Fahren erhöht die CO2-Emissionen. Und manche stört noch etwas anderes: Die Mitglieder der Bürgerinitiative pro Tempolimit in Münster kämpfen vor allem wegen des Lärms gegen Raser. Gründe für ein Tempolimit gibt es also durchaus - allerdings keine, die die Mehrzahl der Gegner dazu bringen würden, ihre Meinung zu ändern.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
trakifreund schrieb am 21.06.2019 12:17 Uhrzustimmen(5) widersprechen(1)
ich bin auch für ein Tempolimit, aber nicht 130, sondern 150 sollten schon den Rasern gegönnt werden, aber dann sollte Schluss sein.
Das wäre eine Maßnahme, um den CO2 Ausstoß zu verringern.
In Städten sollten wir die Busse mit Oberleitung fahren lassen, so wie es früher war. Dann bräuchte man keine Fahrverbote für Dieselautos aussprechen.
Vor den Toren der Städte sollte man P+R Parkhäuser bauen die viertelstündlich mit dem ONV verbunden werden.
Thomas Werner schrieb am 20.06.2019 16:47 Uhrzustimmen(7) widersprechen(1)
Wer sich ernsthaft über das Thema Gedanken macht kommt vielleicht zu dem Schluß, daß wir einfach nur mit übermotorisierten Autos unterwegs sind. Das merkt man ja schon an den Hanseln, die einen nach der Autobahnauffahrt sofort überholen müssen um dann mit 130 vor einem herzuschleichen. Immer mehr PS sind in vielerlei Hinsicht Schwachsinn, und das "freiwillige Tempolimit" der Industrie bei 250 km/h lebensgefährlich und ohnehin nicht praxistauglich.
Wir dürfen uns aber nicht ausbremsen. Die Hardliner fordern zwar ihr flächendeckendes Tempo 130, aber ein Tempolimit 160 / 180 wäre viel praxistauglicher. Und wer dagegen verstößt, sollte schneller und flächendeckend sanktioniert werden.
Was den Stuttgarter Raser betrifft, das ist hier normal. Hier fahren mehr Chaoten mit Lichthupe und Blinker rum, als ich je woanders erlebt habe.
  Weitere Artikel zum Thema

 Emissions-Einsparungen erreicht man nicht mit Tempolimit

 Wissing gegen Tempolimit auf Autobahnen: Das wollen die Leute nicht

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken