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21.01.2012 | 14:06 | Flächenverluste 

Umweltverbände kritisieren Stoppt-Landfraß-Kampagne des Bauernverbandes

Berlin - Anlässlich der Internationalen Grünen Woche haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund (NABU) und der Deutsche Naturschutzring (DNR) den Deutschen Bauernverband aufgerufen, sich für ein Ende des besorgniserregenden Landschaftsverbrauchs durch den Verkehrs-, Industrie- und Siedlungsbau einzusetzen.

Wiese
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Naturflächen sind Rückzugsort vieler Tier- und Pflanzenarten. (c) proplanta
Zwar werbe der Bauernverband unter dem Motto „Stoppt Landfraß“ für eine Reduzierung des Verlusts von wertvollen Böden. Allerdings stehe dahinter weniger das Anliegen, flächenfressende Baumaßnahmen zu reduzieren, sondern vielmehr Ausgleichsmaßnahmen für die Natur zu stoppen.

„Statt mit billiger Propaganda und falschen Zahlen die Kluft zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu verstärken, muss der Bauernverband endlich mit den Umweltschutzverbänden zusammenarbeiten, um den für alle schädlichen Flächenverbrauch zu stoppen.

Dabei sind Mythen über die angebliche Einschränkung der Landwirtschaft durch zu viel Naturschutz fehl am Platz. Die wahren Probleme im Siedlungs- und Verkehrswegebau müssen gemeinsam benannt und energisch angegangen werden“, fordert NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Im Rahmen seiner Kampagne „Stoppt Landfraß“ verweise der Bauernverband immer wieder auf den angeblich erheblichen Flächenverlust für die Landwirtschaft durch Ausgleichsmaßnahmen, die bei Baumaßnahmen nötig werden.

Tatsächlich gehen jeden Tag rund 90 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland durch Gewerbe-, Siedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen verloren, das sind rund 31.000 Hektar im Jahr. Für Ausgleichsmaßnahmen wird jedoch nur ein geringer Teil landwirtschaftlicher Nutzflächen herangezogen, sondern deutlich mehr landwirtschaftlich ohnehin nicht genutzte, oder nicht nutzbare Flächen. Ein Teil der Ausgleichsflächen könne zudem auch weiterhin bewirtschaftet werden, betonen die Umweltverbände.

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Es ist zynisch und verlogen, wenn der Bauernverband Ausgleichsflächen für den Naturschutz als Landfraß, Flächenverbrauch oder Flächenfraß bezeichnet.

Ausgleichsflächen sind im Gegensatz zu asphaltierten oder bebauten Flächen Lebensräume für viele Arten, sie erhöhen die Grundwasserqualität und die Bodenfruchtbarkeit. Damit haben Ausgleichsflächen nicht nur für die Natur sondern auch für die Landwirtschaft und die Menschen positive Auswirkungen. Wir rufen den Bauernverband auf, seine Landfraß-Kampagne umgehend zu stoppen und die wahren Verursacher des Flächenverbrauchs, nämlich den Straßen- und Siedlungsbau zu bekämpfen.“

Der Bauernverband setze sich politisch dafür ein, dass Ausgleichsmaßnahmen durch Geldzahlungen und sogenannte „produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen“ - wie Blühstreifen in bestehenden Äckern - ersetzt werden. Aus Sicht der Umweltverbände würde dies jedoch eine Schwächung des Naturschutzrechts bedeuten und den weiteren Flächenverbrauch nochmals erleichtern.

DNR-Vizepräsident Hartmut Vogtmann: "Der Bauernverband muss endlich gemeinsam mit Naturschützern den Flächenverbrauch durch Verkehr und Baumaßnahmen stoppen, seinen Widerstand gegen eine europäische Bodenrahmenrichtlinie aufgeben und für den Erhalt von Grünland und eine artenreiche Kulturlandschaft eintreten."

Die Umweltverbände fordern:Statt Naturschutzflächen zum Sündenbock zu machen, brauchen wir ein stärkeres Engagement der Bauernschaft für den Naturschutz. Zahlreiche Bauern sind seit langem Partner des Naturschutzes, bei der Landschaftspflege, der extensiven Bodennutzung und bei der Regionalvermarktung. Es muss Schluss sein mit den Schuldzuweisungen und endlich ein konstruktives Miteinander geben.“ (nabu/bund/dnr)
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