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15.05.2023 | 04:27 | Wolfsmanagement 

Wolf: UMK beschließt Zeitplan für weitere Beratungen

Königswinter - Wenig Neues zum Thema Wolf hat die Umweltministerkonferenz (UMK) gebracht, die am vergangenen Freitag (12.5.) in Königswinter zu Ende gegangen ist.

Wölfe
Wissenschaftliche Analyse zur Gesamtpopulation des Wolfes soll im Herbst vorgestellt werden - Wolf danach Thema auf der Herbst-UMK - Krischer: Entscheidungen brauchen substantielle Grundlage - Laute Rufe aus Landwirtschaft und Politik nach einer Bestandsregulierung - Schäfer demonstrieren vor UMK-Tagungsort - AFN und Verbände übergeben Erklärung (c) proplanta
Über den weiteren Umgang mit dem Wolf solle auf der UMK-Herbstsitzung Ende November in Münster beraten werden, so der Beschluss des aktuellen Treffens. Als Grundlage der geplanten Beratungen solle der Bund unter Beteiligung der Länder vor der Herbst-UMK eine wissenschaftliche Analyse zur Gesamtpopulation des Wolfes und dessen Erhaltungszustand vorlegen.

Der Vorsitzende der UMK, Nordrhein-Westfalens Umweltminister Oliver Krischer, verteidigte das Tagungsergebnis gegenüber der Presse. Die Sorgen der heimischen Weidetierhalter wegen des Wolfes würden ernstgenommen, versicherte der Grünen-Politiker. Entscheidungen bräuchten aber eine substantielle Grundlage.

Von Bundesumweltministerin Steffi Lemke kam Kritik an der aktuellen Debatte rund um den Wolf. Darin würde die bereits jetzt vorhandene Möglichkeit, Problemwölfe zu entnehmen, zu wenig berücksichtigt. Außerdem geht es Lemke auch um Gerechtigkeit im internationalen Vergleich. Schließlich erwarte Deutschland, dass andere Länder zum Beispiel den Tiger schützten. Dann müsse es auch in Deutschland möglich sein, ein einziges Raubtier zu schützen.

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus berichtete, dass die Positionen der Bundesländer zum Wolf „je nach Betroffenheit weit auseinander“ lägen. Er mahnte zügiges Handeln an. Bereits jetzt müsse ein Plan für den Fall aufgestellt werden, dass laut der angekündigten Untersuchung der günstige Erhaltungszustand erreicht oder vielleicht sogar überschritten sei.

Medial war der Wolf eines der Hauptthemen der jüngsten UMK. Dazu trug auch eine Kundgebung des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands (RLV) unter dem Motto „Wolfspolitik: Jetzt ändern!“ bei. Das Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) und Verbände von Weidetierhaltern übergaben Krischer eine gemeinsame Erklärung mit Forderungen zur Wolfspolitik.

Wie im Koalitionsvertrag vorgesehen



Der Schutz von Weidetieren sei nicht allein mit Herdenschutz zu realisieren, heißt es in der Erklärung der Landnutzer. Zudem sei die Akzeptanz des Wolfes in der Bevölkerung nicht mit „Beschwichtigungen“ zu erreichen. Die bereits erfolgten Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes zur Entnahme sogenannter Problemwölfe werden vom AFN und den Verbänden als unzureichend gewertet.

Ihre Umsetzung werde in den Bundesländern nicht vorangebracht oder durch Bürokratie und Klagen von Umweltschutzverbänden ausgebremst. Gebraucht werde eine unverzügliche und unbürokratische Entnahme von Problemwölfen. Außerdem müsse der Wolfsbestand insgesamt reguliert werden. Das im Koalitionsvertrag der Regierungsfraktionen im Bund vorgesehene Bestandsmanagement sei zu schaffen und eine Entnahmequote festzulegen.

Im vollen Umfang fördern



Daneben wird mit der Erklärung die Ausweisung von „Wolfsausschlussarealen“ gefordert, in denen die Ansiedlung des Wolfes verhindert wird. Der gute Erhaltungszustand des Beutegreifers in Deutschland sei an die EU-Kommission zu melden. An Brüssel appellieren das AFN und die Verbände, den Wolf von Anhang IV in Anhang V der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie umzustufen.

Zu den weiteren Forderungen gehört die Etablierung eines staatenübergreifenden Wolfsmonitorings. Daneben müsse das Rissbegutachtungsverfahren überarbeitet werden. Wichtig seien dabei die Umkehr der Beweislast und unbürokratische Auszahlungen von Entschädigungen. Schließlich sei der Herdenschutz im vollen Umfang zu fördern.

Das AFN besteht derzeit aus insgesamt 15 Mitgliedsverbänden, darunter der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV) und die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) - Die Waldeigentümer“.

Almen als besonderes Problem



Politische Unterstützung für die Position der Weidetierhalter kam von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der gute Erhaltungszustand des Wolfes sei laut Experten erreicht, unterstrich die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Anja Weisgerber. Angesichts der zunehmenden Zahl an Nutztierrissen müsse der Bestand jetzt durch Jagd dezimiert werden.

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber forderte die Bundesregierung dazu auf, das im Koalitionsvertrag vorgesehene, regional differenzierte Bestandsmanagement umzusetzen. Vor allem im Bereich der Weidegebiete in gebirgigen Regionen Bayerns gefährde der Wolf unmittelbar die Weidewirtschaft und damit den Erhalt der Almen und Alpen.

Strikt abzulehnen



Erwartungsgemäß gegen eine Bestandsregulierung positionierte sich der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Wie dessen nordrhein-westfälischer Landesverband betonte, „verbieten sich“ in dem Bundesland sämtliche Diskussionen über die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht und über Bestandsregulierungen durch Abschüsse.

Das Raubtier gehöre in die hiesigen Ökosysteme und beginne in Nordrhein-Westfalen gerade erst mit der Ausbreitung. Von einer stabilen Wolfspopulation könne man in dem Bundesland bislang nicht sprechen. Zudem sei der günstige Erhaltungszustand noch lange nicht erreicht. Darüber hinaus obliege die Beantwortung der Frage nach einer Zahl an Wölfen, die den „günstigen Erhaltungszustand“ beschreibt, dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), betonte der Landesverband.

Deswegen lehne er die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht strikt ab. Undifferenzierte Abschüsse würden zudem die Rudelstrukturen aufbrechen und führten im Endeffekt dazu, dass die Risse eher stiegen. Der einzige Weg, Weidetiere vor Wolfsrissen zu schützen, seien wirksame Herdenschutzmaßnahmen.
AgE
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