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27.11.2009 | 13:08 | Wirtschaftsergebnisse 2008/2009  

Nur Spitzenbetriebe erzielen eine Nettorentabilität

Oldenburg - Das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2008/2009 bescherte vielen landwirtschaftlichen Unternehmen massive Verluste gegenüber dem Vorjahr.

Nur Spitzenbetriebe erzielen eine Nettorentabilität
Besonders im Ackerbau und in der Milcherzeugung waren deutliche Einkommenseinbußen zu beklagen. Lediglich Ferkelproduzenten konnten nach einem historischen Tief der Vorjahre wieder rentabel wirtschaften. Auf diesen Nenner lassen sich die Wirtschaftsergebnisse 2008/2009 bringen, die die Landwirtschaftskammer Niedersachsen heute (26. November) in Oldenburg vorstellte.

„Nach dem Höhenflug des Vorjahres sind wir auf dem harten Boden der Tatsachen unsanft gelandet. Die guten Vorjahreszahlen vieler Betriebe werden wohl die Ausnahme bleiben“, kommentierte Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel die Unternehmensergebnisse. Sie verringerten sich im Durchschnitt aller Betriebe um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr und betrugen gemittelt 45.800 Euro.

Meyer zu Wehdel relativierte diesen Wert, der sich auf dem Niveau des fünfjährigen Durchschnitts bewegt: „Diese Zahl ist schlechter als sie scheint.“ Nur Spitzenbetriebe, „das obere Viertel“, erzielten eine Nettorentabilität, erwirtschafteten also Kapitalverzinsung und Arbeitsentlohnung. Weit mehr als ein Drittel der Unternehmen blieb unter der 30.000-Euro-Gewinngrenze.

„Der Einfluss schwankender Agrarmärkte wird immer stärker“, nannte der Kammerpräsident Gründe für das Auf und Ab der Zahlen. Wurden vor einem Jahr auf dem Milch- und Getreidesektor noch Höchstpreise erzielt, hätten sich diese Märkte in den vergangenen zwölf Monaten komplett ins Gegenteil verkehrt.

Die Zahlen im Einzelnen: Im Ackerbau setzten überdurchschnittliche Getreideerträge den Markt stark unter Druck. Die Preise gaben ab Sommer 2008 kontinuierlich nach. Zur Ernte im August lag der durchschnittliche Erzeugerpreis 18 Prozent unter Vorjahresniveau. Ende September wurde in Niedersachen für Brotweizen 37 Prozent weniger erlöst als im Jahr zuvor. Hinzu kamen deutlich teurere Betriebsmittel, so dass das Unternehmensergebnis um mehr als 23 Prozent zurückging. Mit 55.000 Euro je Betrieb erwirtschafteten die Marktfruchtbetriebe noch ein akzeptables Ergebnis.

Im Wirtschaftsjahr 2007/2008 konnten die Milchvieh- bzw. Futterbaubetriebe noch vom Milchboom profitieren. Durch den massiven Milchpreisverfall der vergangenen Monate wurden ihre Gewinne halbiert. Das Unternehmensergebnis liegt 52 Prozent unter dem des Vorjahres. Mit 39.400 Euro finden sich die Milchbauern in diesem Jahr am unteren Ende der Wirtschaftsskala wieder.

Nach zwei Jahren in Folge mit Existenz gefährdenden Eigenkapitalverlusten verzeichneten Veredelungsbetriebe ab Mitte 2008 eine Trendwende: Steigende Preise und Futtermittel, die wegen des billigen Getreides konstant günstig waren, machten eine kostendeckende Produktion wieder möglich. Das Unternehmensergebnis stieg von indiskutablen 13.200 Euro auf 49.200 Euro je Betrieb. Dieser Wert reichte nicht aus, um die Eigenkapitalverluste der vergangenen Jahre auszugleichen.

Abschließend widmete sich Kammerpräsident Meyer zu Wehdel der Erzeugung erneuerbarer Energien. Viele Landwirte hätten sich damit ein neues betriebliches Standbein aufgebaut. „Das ist gut so. Wir müssen aber darauf achten, dass dieser subventionierte Bereich nicht zu Verwerfungen innerhalb der landwirtschaftlichen Strukturen führt“, mahnte der Kammerpräsident.

Besonders in Veredlungsregionen gäbe es Probleme auf dem Pachtmarkt. Schweine- und Geflügelhalter seien beim Aushandeln des Pachtzinses Biogasanlagenbetreibern oft unterlegen. Die auf dem freien Markt erzielten Erlöse für Fleisch könnten mit den gestützten Preisen für Strom und Wärme kaum konkurrieren. Es bestehe „ein Ungleichgewicht in den Wettbewerbsbedingungen“.

Anmerkung: Datengrundlage der veröffentlichen Zahlen ist eine repräsentative Stichprobe von 1.112 landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen (die so genannten Testbetriebe). Deren Jahresabschlüsse wertet die Landwirtschaftskammer jährlich im Auftrag der Bundesregierung aus. Aus dem erwirtschafteten Unternehmensergebnis (Gewinn) müssen die landwirtschaftlichen Unternehmer private Steuern, Versicherungen, Lebenshaltungskosten und Altenteilleistungen sowie Neuinvestitionen bestreiten. (lwk ns)
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