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03.12.2016 | 11:06 | Milchmarkt 

Agrarmarkt aktuell: Optimismus am Milchmarkt

Schwäbisch Gmünd - Im Zuge des rückläufigen Angebotes zeigt sich der globale Milchmarkt weiter optimistisch.

Milchmarkt 2016
(c) proplanta
Die Anlieferung der 10 global wichtigsten Exporteure liegt seit Juni deutlich im Minus, im September betrug der Rückstand -1,6 %, für Oktober ist mit einem weiteren Produktionsrückgang zu rechnen.

Zurückzuführen ist dies auf zunehmende Produktionseinschränkungen in der EU von inzwischen -2,9 % im September. Auf der Südhalbkugel wirkt sich La Niña, die kleine Schwester El Niños, negativ auf die Milcherzeugung aus. In Südamerika ist es zu trocken, entsprechend blieb hier die Produktion bis Oktober in Argentinien (-11,5 %), Uruguay (-11,4 %) und Brasilien (-6,4 %) erheblich hinter dem Vorjahr zurück. In Brasilien lag der Rückstand im Oktober sogar bei -10,4 %. In Neuseeland ist es dagegen zu nass, sodass die Milcherzeugung im Oktober 8,3 % unter Vorjahr lag und Fonterra für die Saison insgesamt einen Rückgang von 7 % erwartet. Einzig die USA dehnen ihre Erzeugung derzeit weiter aus, dort lagen die Anlieferungen im Oktober bereits bei +2,5 %.

Gleichzeitig hat sich die globale Nachfrage 2016 verbessert. Die Importe Chinas lagen bis September bei Vollmilchpulver, Butter, abgepackter Milch und Kindermilchprodukten zwischen 16 % und 28 % über dem Vorjahr. Auch Russland importierte nach Berichten über Produktfälschungen bis September wieder 27 % mehr Magermilchpulver und 15 % mehr Käse vom Weltmarkt. Bei Käse sind Japan und die USA inzwischen die globalen Hauptimporteure. Entsprechend konnten die Drittland-Exporte der EU in den ersten 9 Monaten 2016 bei Butter um 36 % und bei Käse um 14 % gesteigert werden. Bei China ist im zweiten Halbjahr allerdings wieder eine Abschwächung der Importe festzustellen.

Dennoch hat sich der neuseeländische Global Dairy Trade Tender bei den letzten Auktionen weiter gesteigert, inzwischen liegen die Preise wieder doppelt so hoch wie im Tiefpunkt im August 2015. Fonterra hat deshalb seine Erzeugerpreisschätzung für 2016/17 umgerechnet auf inzwischen 32,2 ct/kg Milch angehoben. Zum Vergleich: 2015/16 wurden nur 19,1 ct/kg ausbezahlt. In der EU waren im September mengenmäßig nur noch Italien, Spanien, die Niederlande und Tschechien nennenswert im Plus. Extrem ist der Rückgang in Großbritannien, wo im September fast 10 % weniger Milch angeliefert wurde.

In Deutschland unterschreiten die Anlieferungen seit Ende Mai die Vorjahres- und auch die 2014er-Linie, seit Mitte August verstärkt sich der Rückgang, im September wurde in Deutschland 3,7 % weniger Milch angeliefert, die Spanne reicht dabei von -8,8 % in Brandenburg bis zu -1,7 % in Baden-Württemberg. Dies korrespondiert auch mit den regionalen Kuhschlachtungen. In KW 46 lag der Rückgang in Deutschland bereits bei -4,8 %, in Ostdeutschland sogar bei -6,6 %. Entsprechend steigen die Milchimporte der Molkereien, im September wurde 2,1 % der verarbeiteten Milchmenge importiert (+22,6 %). Die Biomilchanlieferungen lagen im September 7,0 % über Vorjahr.

Infolgedessen haben die deutschen Notierungen weiter angezogen, geformte Butter notierte zuletzt mit 4,48 €/kg fast doppelt so hoch wie im Mai. Im Laden wird Butter mit 1,29 €/Päckchen 40 ct über Vorjahr gehandelt. Aktuell ist der Markt vom Vorweihnachtsgeschäft geprägt.

Auch die Käsepreise konnten sich bei anhaltend knapper Versorgung und reger Nachfrage weiter verbessern. Schnittkäse notiert bei umfangreicher Nachfrage aktuell bei 3,40 €/kg (+70 % gg. Mai) für Block- und Brotware. Dank günstigem Dollar bekommen auch die Exporte zusätzliche Impulse, dennoch ist aus heutiger Sicht die Preisspitze vorerst erreicht.

Im Pulverbereich hatte Molkenpulver mit 97 ct/kg für Lebensmittelware (+67 % gg. Mai) zuletzt den höchsten Anstieg. Magermilchpulver wird mit 2,05 €/kg (+23 %) für Lebensmittel- und mit 1,88 €/kg (+30 %) für Futterware zuletzt wieder etwas schwächer gehandelt. Hier wirkt die Ankündigung der EU-Kommission, probeweise 22.000 t an Interventionsware auf den Markt zu bringen. Dies wird von Verbandsseite als zu früh angesehen, könnte sich angesichts der Rückgänge in Neuseeland aber auch als unproblematisch erweisen.

Bei Trinkmilch brachten die Abschlüsse ab November mit +19 ct/l die erhoffte und dringend notwendige Erlösverbesserung und die Anpassung an das übrige Verwertungsniveau.

Am Spotmarkt stiegen die Preise in den Niederlanden im Oktober auf 42 ct/kg, in Italien im November auf 45 ct/kg. Inzwischen zeigt sich auch hier ein vorläufiges Ende des Anstiegs.

Der aus dem Butter- und MMP-Preis abgeleitete deutsche „Rohstoffwert Milch“ ist im Oktober auf 34,2 ct/kg angestiegen. Der „Börsenmilchwert“, abgeleitet aus den Terminmarktkursen der EEX in Leipzig, zeigt zum Jahresende Erzeugerpreise von knapp 35 ct/kg, bis Mitte 2017 von rund 34 ct/kg. Das heute vom Bundesrat beschlossene „Milchmengendisziplinprogramm“ dürfte weit ins Jahr 2017 hineinwirken und die positive Stimmung am Markt erhalten.

Bei den Erzeugerpreisen im Land hat sich nach dem Tiefpunkt von 23,9 ct/kg im Juni eine abrupte Trendwende vollzogen. Bis Oktober stiegen die Preise bereits wieder auf geschätzte 29,5 ct/kg, erste Molkereien haben die 35-Cent-Marke bereits erreicht.

Auch die Biomilchpreise, die sich im Sommer dem Druck am Markt nicht ganz entziehen konnten, ziehen wieder an. Im Oktober lagen die Preise von Bioland mit 48,2 ct/kg (bei 4,2 % Fett). Spannend wird es, wie der Markt die ab Januar 2017 von Umstellungsbetrieben hinzu kommenden Milchmengen aufnehmen wird.
LEL Schwäbisch Gmünd
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