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29.09.2018 | 14:01 | Getreidemarkt 2018 

Agrarmarkt aktuell: Weizen tendiert seitwärts

Schwäbisch Gmünd - Nach vier aufeinander folgenden Jahren mit deutlich positiver Weltgetreidebilanz waren die Endbestände auf ein solides Niveau angewachsen.

Getreidepreise 2018
(c) proplanta
In der Septemberschätzung 2018 bezifferte das USDA den Weltgetreide-Endbestand zum 30.6.2017 (ohne Reis) auf 519 Mio. t. Daraus ergab sich für 2016/17 eine Relation Endbestand zu Erzeugung von 25,1 % bzw. eine Reichweite der Endbestände von knapp 92 Tagen, so hoch wie zuletzt zur Jahrtausendwende.

Für 2017/18 wies das US-DA erstmals wieder eine leicht defizitäre Getreidebilanz aus. Einer Erzeugung von 2.073 Mio. t stand ein Verbrauch von 2.093 Mio. t gegenüber. Dennoch wurde die Versorgung im zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr bei einem prognostizierten Endbestand zum 30.6.2018 in Höhe von 498 Mio. t weiterhin als solide bewertet.

Die aktuelle September-Schätzung der neuen Saison 2018/19 hingegen zeigt ein deutliches Defizit. Einer Erzeugung von 2.080 Mio. t soll ein Verbrauch von 2.121 Mio. t gegenüber stehen. Damit würden die Endbestände zum 30.6.2019 auf nur noch 446 Mio. t und der stock-to-use-ratio auf 21 % schrumpfen. Die Schätzung des Internationalen Getreiderats in London zeigt ähnliche Tendenzen. Die Börsen reagierten mit Kursbefestigung.

In ihrem Aprilbericht schätzte die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2018 auf 306,2 Mio. t. Der Verbrauch wurde für 2018/19 mit 286 Mio. t etwas darunter gesehen. Die Drittlandexporte wurden für 2018/19 auf 41,7 Mio. t beziffert und lagen damit zwar 6 bis 8 Mio. t unter den Spitzenjahren 2014/15 und 2015/16, aber in Summe eher im Durchschnitt der letzten Dekade. Die Endbestände in der EU-28 wurden auf 47,2 Mio. t taxiert und lagen aufgrund des geringeren Exports deutlich über dem Vorjahresniveau (40,5).

Zwischenzeitlich hat sich die Einschätzung aufgrund der extremen Trockenheit im nordeuropäischen Raum deutlich geändert. Die Septemberschätzung weist nur noch eine Ernte von 284,3 Mio. t aus. Trotz leicht sinkender Verbrauchsschätzung hat dies deutlich rückläufige Exporterwartungen (32,2 Mio. t) und einen niedrigeren Endbestand (43,0 Mio. t) zur Folge. Der Selbstversorgungsgrad in der EU-28 wird mit 100,3 % gerade noch als ausgeglichen gesehen. Eine so schwache Situation wurde in der EU zuletzt im Jahr 2010/11 verzeichnet.

In seiner sechsten Schätzung der Ernte 2018 beziffert der DRV die deutsche Getreideernte deutlich unterdurchschnittlich auf nur noch 36,29 Mio. t. Ende August wurden die Zahlen des DRV durch das BMEL bestätigt. Kennzeichen dieser Saison sind einerseits rückläufige Anbauflächen der Winterungen aufgrund der sehr nassen Verhältnisse in Herbst/Winter 2017/18.

Viel stärker ins Gewicht fällt jedoch die extreme Trockenheit im Norden und Osten Deutschlands. Verbunden mit einer allgemein um 14 Tage verfrühten Ernte 2018 wird in vielen Fällen von Ertragseinbußen von 25 bis 30 % berichtet. Dies führte dazu, dass die Ernteschätzung in Deutschland von 46 Mio. t auf nun 36 Mio. t zurück genommen werden musste. In Summe bedeutet das, dass Deutschland bei einem Jahresverbrauch von 43 bis 44 Mio. t in der Saison 2018/19 erstmals seit langem wieder Netto-Importeur von Getreide werden wird.

Futtergerste



Die Nennungen der Erzeugerpreise für Futtergerste liegen mit 16,80 €/dt ca. 3 €/dt über dem Niveau vor und während der Ernte. Aufgrund der trockenheitsbedingt vergleichsweise schwachen Ernte konnten sich die Gerstenpreise deutlich befestigen. Allerdings ist in den letzten Wochen ein Seitwärtstrend zu beobachten.

Es wird davon ausgegangen, dass ein weiterer Anstieg durch den immer noch ordentlich versorgten Weltmarkt für Getreide begrenzt wird. In der EU wurde 2018 mit 56,4 Mio. t eine deutlich unterdurchschnittliche Gerstenernte eingefahren. Schlechter war die Ernte zuletzt nur 2012/13.

Für Deutschland taxiert der DRV in seiner sechsten Schätzung den Wintergerstenanbau mit 1,218 Mio.ha (Vj. 1,227) und einer erwarteten Erntemenge von nur 7,39 Mio. t deutlich unter dem Vorjahr (9,02). Damit dürfte auch die verfügbare Gesamtmenge an Futterweizen und -gerste in Deutschland deutlich unter dem Vorjahr liegen.

Brotweizen



Weltweit wird die Weizenernte 2018/19 auf 733 Mio. t geschätzt (Vj. 758,3). Bei einem Verbrauch von 743,8 Mio. t werden damit die Endbestände zum 30.6.2019 voraussichtlich auf 261 Mio. t (stock-to-use-ratio: 35,1 %) sinken. In der EU-28 taxierte die Kommission die Weizenernte 2018 in ihrer Septemberschätzung auf 137,3 Mio. t, das sind 14 Mio. t weniger als im Vorjahr.

In Deutschland soll 2018 19,3 Mio. t Weizen gedroschen worden sein (Vj. 24,48). Dass die Ernte 2018 in Deutschland so schwach ausfiel ist zum einen den ungünstigen Aussaatbedingungen (Nässe) im Herbst 2017 geschuldet.

Viel gravierender jedoch wirkten sich die anhaltende Trockenheit im Norden und Osten des Landes auf die Weizenernte aus. Witterungsbedingungen, die regional als Dürre bezeichnet werden konnten, haben die Ernteerträge stark in Mitleidenschaft gezogen.

Die Brotweizenpreise zeigen sich ganz im Gegensatz zum üblichen Abwärtstrend in der Ernte eher fester. Brotweizen konnte in den letzten Wochen auf 17,50 €/dt zulegen. Die Prämien für Qualitätsweizen bewegen sich im gewohnten Umfeld. A-Weizen erzielt Prämien um 0,50 €/dt, E-Weizen um 1,20 bis 2 €/dt.

Terminmarkt Weizen



Der Frontmonat Dez18 in Paris zeigte in den zurückliegenden 4 Wochen einen Seitwärtstrend zwischen 196 und 204 €/t. Damit war die Spitze mit 216,50 €/t Anfang August nicht zu halten. Nach 5 Jahren deutlich positiver Welt-Weizenbilanzen wird für 2018/19 eine leicht defizitäre Bilanz gesehen. Insbesondere die europäische Ernte lag deutlich unter den Vorjahresniveau.

In Summe konnten weltweit normale bis gute Weizenernten eingefahren werden, mit Ausnahme der Ernte in der EU. Insofern begrenzt die noch ordentliche Situation am Welt-Weizenmarkt, insbesondere aber die umfangreichen Exporte am Schwarzen Meer, derzeit einen Anstieg der Weizenkurse.

Auch die leichte Stabilisierung des Euro lässt den Kursen nur wenig Spielraum nach oben. In der EU wird aufgrund der engeren Versorgung mit geringeren Exporten gerechnet als noch im Frühjahr prognostiziert. In Chicago tendiert der Dezemberweizen zwischen 500 und 520 US-Cent/bushel derzeit ebenfalls seitwärts.

Braugerste



Die Sommergerstenernte brachte im Durchschnitt schwächere Ernteerträge (-10/-20 %), gute bis leicht erhöhte Eiweißwerte und ein Vollgerstenanteil von 88 - 92 %. Die Versorgung in der EU stellt sich mit einer Ernte von 56,4 Mio. t (Vorjahr: 58,8) deutlich enger dar, als in den Vorjahren. Aus dem Norden, v.a. aus Dänemark, wird deutlich weniger Braugerste erwartet, wohingegen Frankreich eine normale Ernte eingefahren haben soll.

Die Braugersten-Erzeugerpreise zeigen sich nach der Ernte mit 20,70 €/dt deutlich befestigt. Sie liegen rund 2,20 €/dt über dem Vorjahresniveau. Auf Großhandelsebene zeigten sich zuletzt in KW38 die Notierungen in Mannheim (franko Mannheim) mit 25,50 bis 26 €/dt ebenfalls gut 3 €/dt über Vorjahresniveau.
LEL Schwäbisch Gmünd
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