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13.01.2010 | 03:27 | Wirtschaftskrise 

Auch 2010 wird für Landwirtschaft kein einfaches Jahr

Münster - Die westfälisch-lippischen Bauern stehen nach eigener Einschätzung vor einem Jahr, das sie fordern wird.

Finanzkrise
(c) proplanta
Nachdem die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 zu einem teilweise dramatischen Preisverfall bei Nahrungsmitteln geführt hatte, gewinnt die wirtschaftliche Erholung auf wichtigen Exportmärkten langsam wieder an Fahrt. Ob die inländische Nachfrage ebenfalls anziehen wird, ist dagegen angesichts steigender Arbeitslosigkeit offen. Vor diesem Hintergrund blickt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) vorsichtig optimistisch in das neue Jahr.

„Entgegen unserer ursprünglichen Hoffnung hat die weltweite Krise voll auf unsere Höfe durchgeschlagen und die Liquidität der Betriebe aufgezehrt. Das durchschnittliche Einkommensniveau in der Landwirtschaft reicht gegenwärtig nicht aus, um langfristig eine nachhaltige Bewirtschaftung sicherzustellen. Die Bewältigung der Krise verlangt Mut und Verstand – vom Unternehmer vor Ort ebenso wie von der Politik, auf deren Flankenschutz unsere heimische Landwirtschaft angewiesen bleibt “, sagte WLV-Präsident Franz-Josef während des traditionellen Havichhorster Presseabends des Verbands gestern in Münster.

Der durchschnittliche Gewinn der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Westfalen-Lippe stieg im Wirtschaftsjahr 2008/09 (01.07.2008 – 30.06.2009) nach vorläufigen Zahlen um 2,6 Prozent auf ca. 36.900 Euro. Dabei stellte sich die wirtschaftliche Situation zwischen den verschiedenen Produktionsrichtungen so unterschiedlich dar, wie selten zuvor. Während Schweine- und Bullenmäster sowie Ferkelerzeuger nach teilweise desaströsen Ergebnissen in den Vorjahren deutlich zulegen konnten, konnten Ackerbauern (minus 9,4 Prozent) die Ernte des Jahres nicht kostendeckend vermarkten. Einen regelrechten Absturz erlebten die Milcherzeuger, deren Unternehmensergebnisse im Durchschnitt um 41,1 Prozent auf nur noch 35.120 Euro sanken. Besonders gravierend: In fast allen wichtigen Produktionsrichtungen machten die EU-Ausgleichszahlungen 2008/09 mindestens die Hälfte des Unternehmensergebnisses aus.

Der WLV weist darauf hin, dass sich in der zweiten Jahreshälfte 2009 an der insgesamt unbefriedigenden Erlössituation bei den zentralen Produkten Fleisch, Milch, Getreide und Raps wenig geändert hat. Lediglich bei Milch und Milchprodukten konnten gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel moderate Preiserhöhungen durchsetzt werden.

Vor dem Hintergrund der noch nicht überwundenen Weltwirtschaftskrise und eines extrem harten Preiswettbewerbs im Lebensmitteleinzelhandel fordert der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband im neuen Jahr daher gezielte Hilfestellungen durch die Politik. Von der Düsseldorfer Landesregierung erwartet der Verband vor allem die konsequente Umsetzung und die Kontrolle von Maßnahmen zur Eindämmung der Wildschweinbestände. Zudem verlangt der WLV den Wegfall eines umstrittenen neuen Verfahrens zur Prüfung von Stallbauvorhaben („Stickstoffdepositionsleitfaden“), da dieses nicht nur Kosten und neue Bürokratie produziere, sondern auch keinerlei nachweisbaren Nutzen für die Umwelt habe.

Die Bundesregierung sieht der WLV in der Pflicht, bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen, um diesen eine effektive einzelbetriebliche Risikovorsorge zu ermöglichen. Weiterhin müsse Berlin sein großes Engagement bei der Öffnung von Auslandsmärkten unbedingt fortsetzen und die Signale der Unternehmen zu einer stärkeren Kooperation zwischen Wirtschaft und Staat im Exportbereich aufgreifen. Der WLV fordert zudem die Einführung einer „positiven Prozesskennzeichnung“ im Umgang mit Lebensmitteln, die bei ihrer Erzeugung oder Verarbeitung mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in Berührung gekommen sind. Wenn die Bundesregierung wirkliche Transparenz für Verbraucher wolle, komme sie nicht umhin, ihre Zusage aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und die Voraussetzungen für eine solche Kennzeichnung zu schaffen.

Im Zentrum der europapolitischen Arbeit des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands steht 2010 die Diskussion über die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013. „Die Unternehmensergebnisse des letzten Jahres zeigen überdeutlich, wie wichtig es für das Überleben unserer bäuerlichen Landwirtschaft ist, dass auch weiterhin EU-Ausgleichszahlungen in ausreichender Höhe an unsere Betriebe fließen. Hier geht es um die Überlebensfähigkeit und Attraktivität unserer ländlichen Räume insgesamt. Wir werden alles daran setzen, diese auch für das nächste Jahrzehnt zu bewahren“, sagte Möllers. (WLV)
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