Die Unterschriften sind kaum trocken, da plant Arla, siebtgrößter Milchverarbeiter der Welt, mit der Übernahme der finanziell schwer angeschlagenen Allgäuland Käsereien GmbH den nächsten Schritt für einen massiven Markteinstieg in Deutschland.
„Diese Entwicklung zeigt, mit welchem Tempo die Molkereiwirtschaft den europäischen
Milchmarkt unter ihre Fittiche bringen will“, zeigt sich Romuald Schaber, der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher
Milchviehhalter BDM, besorgt um die Marktstellung der Milcherzeuger. Bis 2015 will man den für die Milchverarbeiter lukrativen Milchmarkt unter fünf bis sechs Unternehmen aufteilen, die den EU-Milchmarkt bestimmen wollen, so Schaber weiter. Der schon jetzt kaum vorhandene Markt um Rohmilch würde angesichts der Konzentration auf noch weniger Molkereiunternehmen dann gänzlich zum Erliegen kommen.
Die Milcherzeuger von Allgäuland haben jetzt eine schwere Entscheidung zu treffen. Stimmen sie der Fusion mit Arla Foods zu, ermöglichen sie dem finanzstarken dänischen Molkereigiganten, der bisher mehr durch Unternehmensaufkäufe als mit hohen Milchauszahlungspreisen glänzte, den Eintritt auch in den süddeutschen Raum. Die kreditgebenden Banken von Allgäuland werden diese Lösung favorisieren, weil sie so Kreditausfälle vermeiden können.
Stimmen die Milcherzeuger hingegen für eine so genannte „Stand-alone-Lösung“, würde das bedeuten, dass die Banken den Allgäuland-Käsereien laut eigener Erklärung 35 Mio. Euro erlassen müssten. Um dringend notwendige Investitionen vorzunehmen, würden außerdem Immobilien veräußert und landwirtschaftsnahe Finanzierer ins Boot geholt werden. Im Gegenzug dafür müssten die Allgäuland-Bauern unter anderem der Fusion der sechs Liefergenossenschaften zur Einheitsgenossenschaft „Allgäuland-Bergbauern eG“ zustimmen.
Die immer rasanteren Konzentrationsbestrebungen in der Molkereiwirtschaft bestätigen, wie dringend sich die Milcherzeuger mit vollkommen neuen Vermarktungsformen und -wegen für ihre Rohmilch befassen müssen. Immer deutlicher werden die Interessenskonflikte zwischen Erzeugern und Verarbeitern. Für die Milcherzeuger ist es fünf vor zwölf: Gelingt es ihnen nicht, durch Bündelung und aktive Vermarktung eine stärkere Marktposition zu gewinnen, kommt es mittelfristig zu einem Marktversagen auf dem Milchmarkt. Angesichts der bereits sehr hohen Konzentration auf Molkereiseite brauchen die Milcherzeuger hierfür Unterstützung durch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen und ein wachsames Bundeskartellamt. (bdm)