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22.04.2019 | 10:00 | Braukultur 

Brauen nach dem Reinheitsgebot

Flensburg - Es ist eine der wohl ältesten Lebensmittelverordnungen der Welt und gilt bereits seit 502 Jahren: Das deutsche Reinheitsgebot. Am 23. April 1516 wurde der sogenannte Erlass der bayerischen Landesordnung zum Reinheitsgebot verkündet.

Deutsches Reinheitsgebot
Mit nur vier Zutaten verschiedene Biere herstellen: Das ist die Kunst, die ein Braumeister lernt. Das Reinheitsgebot abzuschaffen, käme für drei Flensburger Jungmeister nicht in Frage. Dem Trend zum Hobbybrauer können die Profis aber durchaus was abgewinnen. (c) proplanta
Seitdem sind die einzig erlaubten Zutaten in deutschen Bieren Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Für die drei jungen Braumeister der Flensburger Brauerei Enes Erisgen, Franz Laustetter und Sebastian Krohn kein Problem. Im Gegenteil. Aus diesen vier Zutaten könne man unheimlich viele Bierstile entwickeln, sagt Erisgen. «Das ist schon faszinierend.»

Es seien zwar «nur» vier Rohstoffe, aber die seien total verschieden, sagt der 24-Jährige. Beispielsweise das Wasser, das etwa 85 Prozent des fertigen Bieres ausmacht: «Wir haben hier zum Beispiel unser eigenes Wasser, das hat ganz andere Qualitäten als ein Wasser irgendwo in NRW. Wir haben hier sehr weiches, für Pils sehr gut geeignetes Wasser.»

Deutschland sei ein Aushängeschild für Braukultur, sagt der 31-jährige Krohn. Das Reinheitsgebot sei ein Qualitätsmerkmal, dass auch in anderen Ländern interessiere. Der bei der Flensburger Brauerei für die Abfüllung zuständige Krohn hat während seines Studiums an der TU Berlin viele Menschen aus anderen Ländern kennen gelernt, die das Bierbrauen nach dem deutschen Reinheitsgebot lernen wollten. Teil dieser Tradition zu sein, finde er schön.

Die Leidenschaft Bier zu brauen, packte die drei früh. Für den 32 Jahre alten Laustetter etwa gab ein Schülerpraktikum in der zehnten Klasse den Ausschlag. «Ab dem Zeitpunkt war klar, dass ich auf jeden Fall die Ausbildung machen möchte», sagt Laustetter, der bei der Flensburger Brauerei für die Bierproduktion verantwortlich ist. Er mag die naturwissenschaftlichen Prozesse, die beim Bierbrauen eine Rolle spielen. Und er findet es toll, dass es die Regeln des Reinheitsgebots gibt, die Herausforderung, innerhalb dieses festen Rahmens verschiedene Biere wie Pils, Helles oder Weizen zu kreieren, die sich untereinander aber auch im Vergleich mit den Produkten der Konkurrenten unterscheiden.

Im Prinzip läuft die Bierherstellung immer gleich ab: Malz wird geschrotet, dann Wasser zugesetzt. Beim sogenannten Maischen werden wichtige Inhaltsstoffe aus dem Malz abgegeben. Der nächste Schritt ist das Läutern. Dabei wird die Maische gewissermaßen filtriert. Es verbleiben die Feststoffe, der Treber, im Bottich. Die gewonnene Flüssigkeit ist die Würze, die später gekocht und mit Hopfen gemischt wird. Dann wird sie mit Hefe zur Alkoholbildung versetzt. Fünf bis sieben Tage dauert dieser Prozess, anschließend wird das Bier in großen Lagertanks noch einige Wochen gelagert. «Viele Menschen sind tatsächlich überrascht, wenn sie hören, dass Bierbrauen so lange dauert», sagt Laustetter.

Nach Angaben des Deutschen Brauer Bundes werden in Deutschland mehr als 6000 verschiedene Biere in Deutschland gebraut. Dass sie unterschiedlich schmecken, liege an vielen verschiedenen Faktoren: «an der Rezeptur, am Brauwasser, an der Art, wie das Getreide gemälzt wurde, an den Aromen des verwendeten Hopfens und nicht zuletzt gerade auch am Fingerspitzengefühl des Braumeisters».

Hätten sie nicht mal Lust, was anderes zu brauen? Kirschbier vielleicht? Die Antwort in Flensburg fällt diplomatisch aus. «Es ist schön, dass es das auch gibt», sagt Erisgen, der Ausbildung und Meisterschule mit Auszeichnung absolviert hat.

Den Trend des Bierbrauens im heimischen Keller - inzwischen wird die Zahl auf mehrere tausende Brauer geschätzt und allein die Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer (VHD) zählt rund 700 Mitglieder - finden die Profis hingegen nicht so schlecht. Erisgen, bei den Flensburgern unter anderem für Forschung und Entwicklung zuständig, hat selbst eine eigene Brauanlage zuhause stehen - um am Handwerk dran zu bleiben. Auch Laustetter und Krohn finden private Anlagen auch für sich als Profi gut. «Da kann man mal was Neues ausprobieren, das wird schon genutzt und gemacht», sagt Krohn.
dpa/lno
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