Russland-Embargo, Konjunkturschwäche in Abnehmerländern und abgestürzte Erzeugerpreise: Die deutschen Molkereien stehen mehrfach unter Druck. Sie sehen auch den Handel in der Pflicht, Preise anzuheben. (c) proplanta
«Der aktuelle Milchauszahlungspreis ist ...nicht kostendeckend», sagte Vizepräsident Udo Folgart am Donnerstag in Berlin. Die Preise müssten dringend deutlich steigen: «Ansonsten werden zahlreiche Milchviehbetriebe in ihrer Existenz gefährdet.
»Folgart rief den Lebensmittelhandel zu einem «Ende der Niedrigpreisstrategie» auf. Nötig seien zudem eine Exportoffensive sowie verbesserte Molkereistrukturen. Außerdem müssten politische Initiativen zur Aufhebung des Russland-Embargos ergriffen werden. Die Zusatzeinnahmen aus der sogenannten Milchquoten-Superabgabe der EU sollten genutzt werden zur Überbrückung der Liquiditätsengpässe, die vor allem im russischen Importembargo begründet liegen.
Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) zeigte sich besorgt über die aktuellen Erzeugerpreise. Eine Preisspirale nach unten helfe niemandem - auch nicht den Konsumenten. «Unsere Milch ist einen guten Preis wert, und die Erzeuger müssen davon leben können», sagte Schmidt. Anfang September werde der EU-Agrarart gegebenenfalls die
EU-Kommission um Prüfung von Gegenmaßnahmen bitten.
Im ersten Halbjahr 2015 haben die deutschen Milchbauern dem Verband zufolge knapp ein Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum gemolken. In der EU sei die
Milchproduktion in etwa stabil geblieben. Die
Erzeugerpreise seien jedoch von 40 Cent je Liter Milch im Januar 2014 auf unter 28 Cent im Juli 2015 abgestürzt.
«Dieser massive Preiseinbruch wurde durch das Russlandembargo sowie durch konjunkturelle Schwächen in für den Export wichtigen Drittländern verursacht», sagte Folgart. Dem Lebensmittelhandel warf er vor, seine Marktmacht auszunutzen.