«Das ist ein Frevel an der Natur», sagte am Donnerstag der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimische Orchideen Baden-Württemberg, Dietrich Bergfeld. An keinem anderen Ort in Deutschland habe es so viele Pflanzen der beiden seltenen Arten Hummel-Ragwurz und Große Spinnen-Ragwurz gegeben. Nach Schätzung des Experten kann es Jahrzehnte dauern, bis sich die Bestände erholen - wenn überhaupt.
Die Täter gruben bei Kappel-Grafenhausen auf einer Fläche von mehreren Hektar systematisch rund 3.000 der wildwachsenden, streng geschützten Orchideen aus, schnitten die Stängel ab und nahmen die Knollen mit. Die Polizei in Offenburg spricht von einer nie dagewesenen Umweltstraftat.
Die Ermittler nehmen an, dass die Knollen möglicherweise weiterverkauft werden sollen. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Bislang gebe es noch keine Spur; man sei unter anderem auf Zeugenhinweise angewiesen, sagte eine Polizeisprecherin in Offenburg.
Der Biologe und Naturfilmer Dietmar Keil hatte den Diebstahl der wertvollen Blumen am Montag entdeckt. «Die Woche zuvor standen sie noch unbeschadet da - zu Tausenden und sie blühten herrlich.» Jetzt fanden er und einige Begleiter nur noch handtellergroße Löcher im Boden. «Es wurde fast alles weggenommen. Wir haben fast geweint», sagte seine Tochter Silke Keil.
Laut Regierungspräsidium Freiburg sind bereits vor zwei Jahren Orchideen aus dem
Naturschutzgebiet Taubergießen ausgegraben worden. Damals wurden
Wildschweine verdächtigt. Eine flächendeckende
Überwachung des 1.700 Hektar großen Gebiets ist der Behörde zufolge nicht möglich.
Selbst wenn die gestohlenen Knollen wieder auftauchen und zurück an das Naturschutzgebiet gehen, sieht Orchideen-Experte Bergfeld wenig Hoffnung, dass sich der Bestand rasch erholt: «Rückpflanzen geht bei diesen Arten praktisch nicht» - sie seien sehr empfindlich. Eine Hoffnung ist laut Experte, dass ein paar Jungpflanzen von den Tätern übersehen wurden und in einigen Wochen ihre Samen verteilen können. Diese Samen gebe es in keinem Laden zu kaufen.