Aus fast allen europäischen Ländern wurde über Wochen von einer ruhigen Nachfrage und Überhängen an Schlachtschweinen berichtet. Neben dem stockenden Fleischabsatz bereiteten dabei wegfallende Schlachttage und die reduzierten Aktivitäten der
Schlachtunternehmen Probleme.
Ursachen waren einerseits die Schließung von Hotels, Restaurants und Kantinen mit dem dadurch entstandenen Angebotsstau. Der
Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland hat zwar die Absätze von Fleisch deutlich gesteigert, der fehlende Außer-Haus-Verzehr belastete den Markt allerdings stark.
Die Absage von vielen Festivitäten lässt manchen Grillrost kalt, auch das heimische Grillen verschafft trotz gutem Wetter zu geringe Nachfrageimpulse, da es durch Kontaktbeschränkungen ebenfalls eingeschränkt wurde.
Besonders betroffen ist Sauenfleisch, das vor allem in die Verarbeitung geht. Hier sind die Preise deutschlandweit von 1,75 €/kg SG auf inzwischen 1,03 €/kg SG eingebrochen. Das Aussetzen der Preisempfehlung der VEZG für
Schlachtsauen bis 3. Juni hat den Einbruch nicht aufhalten können.
Die zweite Ursache sind die zusammengebrochenen Exporte. Dies gilt für Exporte in die EU-Nachbarstaaten, wie z.B. nach Italien, die durch den dortigen massiven Lock-Down ausgesetzt und erschwert wurden. Auch der Drittland-Export bot in den letzten Wochen für den Markt keine Impulse, da die Notierungen auch bei den Konkurrenten auf dem
Weltmarkt USA, Canada und Brasilien durch Corona massiv eingebrochen sind.
Der
Schweinepreis in den USA lag zeitweise bei 82 ct/kg SG. Durch die Konkurrenz aus den USA wurden die Erlöse der europäischen Exporteure in Richtung China zeitweise halbiert. Die chinesischen Importeure haben trotz der Corona-Krise die Schweinefleischeinfuhren im ersten Quartal 2020 gegenüber der Vorjahresperiode nahezu verdoppelt. Für
Schweinefleisch haben sie rund das Vierfache des Betrages ausgegeben, der im Vorjahreszeitraum 2019 gezahlt worden war.
Mitte Mai haben sich die US-Preise wegen Coronabedingter Schließungen von Schlachthöfen wieder erholt. Es gab Schätzungen, die von mehr als 10.000 mit dem Corona-Virus infizierten Mitarbeitern in der US-Amerikanischen
Fleischindustrie ausgegangen sind. In den USA und auch in Kanada wurde Fleisch dadurch knapp. Gleichzeitig wurden Schweine in den USA wegen mangelnder Schlachtmöglichkeiten notgetötet.
In einigen deutschen Schlachthöfen führten positive Corona-Nachweise bei Mitarbeitern ebenfalls zur Schließung von Betrieben. Vertragsschweine mussten z.T. an andere Standorte umgeleitet werden, z.T. wurden die Gewichtsgrenzen bei der Abrechnung erhöht.
In Deutschland liegen die Schlachtzahlen zwar derzeit nicht hoch, die europaweiten Probleme im Handel mit Schlachtschweinen haben allerdings auch mit diesen niedrigen deutschen Schlachtzahlen Bestand.
Zuletzt hat die Wiedereröffnung der Gastronomie in Deutschland für Impulse im Schweinefleischhandel gesorgt. Die Absätze haben sich dadurch deutlich belebt. Der
Vereinigungspreis der Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch wurde um 6 ct/kg SG heraufgesetzt und nun konstant bei 1,66€/ kg SG.
Im Südwesten wurde in KW 21 für Schweine der Klasse S-P 1,69 €/kg SG ausgezahlt. Bio-Schlachtschweine aller Handelsklassen erlösten im März in Deutschland 3,66 €/kg SG (+5 ct/kg gg. Vj.).
Unabhängig von den Coronabedingen Entwicklungen ist die ASP in Polen weiter aktiv. Im März wurde der erste Fall von ASP in einem Hausschweinebestand in Westpolen bekannt. Es handelte sich dabei um einen
Ferkelerzeuger mit 23.000 Schweinen, 65 km vor der deutschen Grenze. Ein weiterer Ausbruch in einer Mastschweineanlage wurde zwei Wochen später bekannt.
Ferkel
Die Ferkelerlöse im Land erreichten im März ihr Hoch mit 86,20 € und gingen bis KW 21 auf 56,80 zurück. Die
Ferkelpreise folgten den gesunkenen Schweinepreisen.
Nach den starken Preisrückgängen der Vorwochen gleichen sich nun die Marktkräfte im Ferkelhandel an und die Situation gestaltet sich ausgewogener.
In Baden-Württemberg wurden in KW 21 für Ferkel mit 25 kg in der 200er-Gruppe im
Schnitt 56,80 €/Ferkel bezahlt. Bio-Ferkel kosteten im März 140,30 €/Stück und damit 2,55 €/St. weniger, als vor einem Jahr.