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11.12.2015 | 11:00 | Unternehmensergebnissen 2014/15 

Ergebnis der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt um 30 Prozent in Baden-Württemberg

Stuttgart - „Für unsere Betriebe ist es existenziell erforderlich, Eigenkapital zu bilden. Dazu sind höhere Erlöse, weniger Auflagen, mehr Wertschätzung für regionale Qualität und ein investitionsfreundliches Klima notwendig.“

Agrar Unternehmensergebnissen 2014/15
Bauernverband bangt um die Schweinehaltung im Südwesten. (c) proplanta
Das erklärte Präsident Joachim Rukwied vom Landesbauernverband (LBV) zu den Unternehmensergebnissen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15 am 11. Dezember 2015 in Stuttgart. Rukwied erwartet vom Lebensmittelhandel noch größere Anstrengungen im Absatz regionaler Produkte und das Ende der Billigpreisstrategie.

Das Ergebnis sank im Wirtschaftsjahr 2014/15 in den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben im Durchschnitt um 30,5 Prozent auf 35.521 (51.130) Euro je Unternehmen. Der betriebliche Ertrag ging um durchschnittlich 8,8 Prozent auf 245.668 (269.318) Euro, der betriebliche Aufwand um 3,9 Prozent auf 205.646 (213.888) Euro je Unternehmen zurück.

Im Bundesdurchschnitt erwirtschafteten die Betriebe mit 29.471 Euro ein um rund 17 Prozent höheres Ergebnis als in Baden-Württemberg mit 25.232 Euro je Arbeitskraft. In dieser Bezugsgröße ist der gesamte Personalaufwand berücksichtigt.

Einzelne Betriebsformen mit drastischen Einbußen

Die verschiedenen Betriebsformen weisen 2014/15 hohe Rückgänge von 18 bis 31 Prozent im Unternehmensergebnis je Arbeitskraft auf. Lediglich die Weinbaubetriebe konnten ein Plus erzielen. Im Obstbau müssen die Betriebe im Durchschnitt ein Minus von rund 31 Prozent verkraften, in der Veredlung und in der Milcherzeugung von 27 Prozent, im Ackerbau von rund 20 Prozent und im Futterbau (ohne Milch) von 18 Prozent.

In den Milchviehbetrieben sank das Unternehmensergebnis 2014/15 im Durchschnitt um 27,0 Prozent auf 28.513 (39.057) Euro je Arbeitskraft.

Die Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen verbuchten einen Ergebnisrückgang um 18,4 Prozent auf 20.620 (25.281) Euro je Arbeitskraft.

In der Veredlung sanken die Unternehmensergebnisse 2014/15 im Durchschnitt um 26,9 Prozent auf 21.494 (29.401) Euro je Arbeitskraft.

Die Ackerbauern müssen ein um 20,2 Prozent niedrigeres Ergebnis verkraften. Je Arbeitskraft erwirtschafteten sie 2014/15 im Durchschnitt 29.168 (36.544) Euro.

Die Gemischtbetriebe verbuchten einen Ergebnisrückgang um 22,4 Prozent auf durchschnittlich 22.478 (28.978) Euro je Arbeitskraft.

Im Obstbau liegt das Unternehmensergebnis im Durchschnitt um 30,6 Prozent unter dem Vorjahr. Sie erwirtschafteten 22.622 (32.582) Euro je Arbeitskraft im vergangenen Wirtschaftsjahr 2014/15.

Im Weinbau stieg das Ergebnis um 18,7 Prozent auf 27.979 (23.556) Euro je Arbeitskraft. 2013/14 hatten die Winzer noch das höchste Minus zu verzeichnen.

Betriebe brauchen höhere Wertschöpfung

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg nehmen bereits im sechsten Jahr hintereinander im Bundesvergleich den letzten Platz im Unternehmensergebnis ein. Die Abstände sind im letzten Drittel zwar kleiner geworden. Eine Trendwende beim Einkommen ist nach Analyse des Bauernverbandes jedoch noch nicht in Sicht. „Um beim Ergebnis aufzuholen, benötigen wir eine höhere Wertschöpfung für unsere hochwertigen Produkte“, erklärt Rukwied.

Der LBV-Präsident erwartet vom Lebensmittelhandel und den Verarbeitungsunternehmen noch mehr Engagement in der Vermarktung regionaler Erzeugnisse. Von der Politik fordert er mehr Verlässlichkeit und verstärkten Abbau der Überreglementierung. Andernfalls sei die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft in Gefahr. „Die Bauernfamilien erbringen wichtige Leistungen für die Gesellschaft. Sie brauchen für die Zukunft bessere Perspektiven“, betont Rukwied.

Daten zu den Unternehmensergebnissen 2014/15

Datenbasis: Die Ermittlung der Einkommenssituation beruht auf den Buchführungsergebnissen von 1.861 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, deren Einkommen aus betrieblichen Quellen höher als aus außerbetrieblichen ist. Die Daten der ausgewerteten Betriebe standen bereits für die vergangenen beiden Wirtschaftsjahre zur Verfügung.

Unternehmensergebnis: Das Unternehmensergebnis (Bruttoeinkommen) muss neben den Löhnen für beschäftigte Arbeitskräfte und der Entlohnung für die unternehmerische Tätigkeit auch die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon die Sozialabgaben, persönliche Steuern, Tilgung für Fremdkapital und finanzielle Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.

Betriebe: In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik rund 42.400 landwirtschaftliche Betriebe, davon ca. 35.000 mit mehr als fünf Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt rund 34 Hektar. Etwa 36 Prozent der Betriebe werden im Haupt- und 64 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet.

Arbeitskräfte: Der Arbeitskräfteeinsatz beträgt im Schnitt 1,9 Arbeitskräfte (AK) je ausgewertetem Unternehmen oder 2,9 AK je 100 Hektar. Der durchschnittliche AK-Besatz ist im Südwesten rund ein Viertel höher als im Bundesdurchschnitt (2,3 AK je 100 Hektar).

Fläche: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt rund 65 Hektar pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt bei knapp 70 Prozent. Die durchschnittlichen Pachtkosten betragen knapp 11.000 Euro je Jahr (etwa 240 Euro je Hektar).

Eigenkapitalbildung: Ein baden-württembergischer Haupterwerbsbetrieb konnte im Durchschnitt im Wirtschaftsjahr 2014/15 noch 131 Euro Eigenkapital bilden. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr (rund 11.000 Euro) massiv gesunken (- 98,7 Prozent). Im Hinblick auf eine dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz beträgt die anzustrebende Zielgröße mindestens 10.000 bis 15.000 Euro je Unternehmen.

Investitionen: Die Bruttoinvestitionen verringerten sich 2014/15 um rund 9 Prozent auf 45.700 Euro je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen sanken um knapp 8 Prozent auf rund 23.000 Euro, die Nettoinvestitionen um 64,3 Prozent auf rund 5.100 Euro.
LBV-BW
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