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17.01.2011 | 14:36 | Agrarmärkte 

EU-Kommission rechnet mit steigenden Bauerneinkommen

Wien - Nach einem signifikanten Rückgang der Bauerneinkommen im Jahr 2009 dürften sich diese in der Periode 2010 bis 2020 wieder erholen, heißt es in einem soeben veröffentlichten Bericht der EU-Kommission, der auch die Aussichten für die Agrarmärkte analysiert.

Agrareinkommen
Die Experten gehen davon aus, dass die Einkommen 2020 um 20% über dem Durchschnittslevel der Periode 2005 bis 2009 liegen.

Allerdings wird eine unterschiedliche Entwicklung in der EU-15 und der jüngeren EU-12 erwartet. Während für die EU-15 ein Wachstum der Einkommen um 10% angenommen wird, dürften diese in der EU-12 um 45% in die Höhe gehen und sich dem EU-Durchschnitt annähern. Die eher verhaltene Steigerung der Einkommen wird auf die höheren Betriebsmittelpreise zurückgeführt. Ferner sind diese Zahlen mit Vorsicht zu bewerten, da der Bericht auf den Health Check-Ergebnissen von 2008 aufbaut und die kommenden Anpassungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und des Budgets zu einem vollkommen anderen Bild führen könnten. Außerdem werden stabile makroökonomische Bedingungen und relativ günstige Weltmarktbedingungen angenommen.

 
Positive Aussichten für Getreide- und Ölsaatenmärkte 
 
Die mittelfristigen Aussichten für den EU-Getreidemarkt zeigen ein relativ positives Bild mit festen Marktbedingungen, geringen Lagerbeständen und Preisen, die über dem langjährigen Durchschnitt bleiben. Das Versorgungswachstum dürfte sich vor allem aus sehr moderaten Ertragssteigerungen - jährlich um durchschnittlich 0,5% - ergeben. Weiters dürfte es zu Umverteilungen zwischen den Getreidearten bei einer stabilen Gesamtanbaufläche kommen. 
 
Der Einsatz von Getreide in der EU soll sich dem Bericht nach erhöhen, insbesondere durch das Wachstum der Bioethanol- und Biomasseindustrie im Zuge von Initiativen, die von den Mitgliedstaaten zur Umsetzung der Erneuerbaren Energie-Direktive 2008 geschaffen werden. 
 
Die mittelfristigen Aussichten für den EU-Ölsaatenmarkt ergeben ein positives Bild mit starker Nachfrage und hohen Pflanzenölpreisen. Das Versorgungswachstum soll hauptsächlich aus moderaten Ertragssteigerungen und zu einem kleineren Anteil aus einem geringfügigen Anbauflächenausbau resultieren. Außerdem dürfte es zu einigen Umverteilungen zwischen den Arten kommen. Der erwartete Anstieg beim Verbrauch soll sich demnach auch aus einem Wachstum der Biodiesel- und Biomasseindustrie ergeben. Ferner wird nicht erwartet, dass sich die Handelsbilanz mittelfristig verbessert, da zusätzliche Importe benötigt werden, um die Biotreibstoff-Ziele zu erreichen. 

 
Moderate langfristige Steigerung der Fleischproduktion 

Weiters wird erwartet, dass sich die Fleischproduktion nach der Abnahme infolge der Wirtschaftskrise wieder erholt. Längerfristige Prognosen gehen jedoch von einem geringen Wachstum mit jährlichen Steigerungsraten von durchschnittlich 0,3% aus. Die Fleischgesamtproduktion der EU soll laut dem Bericht im Jahr 2020 44,4 Mio. t betragen und das Level von 2009 um 4% überschreiten. Während die Rinder- beziehungsweise Schafe- und Ziegen-Produktion um 7 beziehungsweise 11% abnehmen dürfte, sollen Schweine- und Geflügelerzeugung um jeweils 7% zulegen. Die Produktion der Nicht-Wiederkäuer wird demnach insbesondere durch die steigenden Produktionskosten in gewissen Schranken gehalten. Der bestimmende Faktor für das Fleischerzeugungs-Wachstum ist die steigende Geflügel- und Schweinefleischnachfrage. Pro Kopf soll der Gesamtfleischkonsum im Jahr 2020 demnach bei 85,4 kg und somit um 2% höher liegen als 2009. Insbesondere steigen dürfte der Geflügelkonsum, wobei Schweinefleisch weiterhin die gefragteste Sorte bleiben soll. 
 
Die Handelsbilanz in diesem Bereich dürfte sich eher verschlechtern, da ein Zuwachs bei den Importen von Rind- und Geflügelfleisch (+14%) demnach einem gleichzeitigen Rückgang der Exporte (-23%) gegenübersteht. Einzig für Schweinefleisch wird eine positive Handelsbilanz prognostiziert. 


4% mehr Milchproduktion, kaum Reaktion auf Quotenabschaffung erwartet 
 
Die EU-Milchproduktion dürfte wieder zunehmen, was auf eine ziemlich optimistische Nachfrageprognose, basierend auf einem verbesserten makroökonomischen Ausblick, zurückgeführt wird. Die Steigerungsrate der EU-27 dürfte moderat ausfallen und weniger als 4% von 2009 bis 2020 betragen. Ferner erwartet die EU-Kommission, dass die Quotenabschaffung zu einer sehr bescheidenen Reaktion der EU-27-Milchanlieferungen im Jahr 2015 führt. 
 
Für höherwertige Milchprodukte sieht die Prognose günstig aus - wegen einer steigenden Nachfrage nach Käse und frischen Molkereiprodukten. Die Produktion von frischen Molkereiprodukten - inklusive Trinkmilch, Obers, Joghurt etc. - dürfte bis 2020 um 8% und die von Käse um 10% zunehmen. Der Ausblick für die Käseexporte ist demnach günstig, obwohl der Bericht von einem an Stärke gewinnenden Euro ausgeht. Demnach dürfte die EU weiterhin einen Anteil der weltweiten Käseexporte von 30% einnehmen. 
 
Die Produktion von Vollmilchpulver dürfte nur geringfügig unter das Level von 2009 sinken. Die entsprechenden EU-Exporte sollen - angetrieben durch eine starke globale Nachfrage - mittelfristig beständig bleiben. Dennoch wird erwartet, dass die EU Marktanteile bei den globalen Ausfuhren verliert. So sollen diese von 24% im Jahr 2009 auf 21% im Jahr 2020 abnehmen.

Bei Butter wird Marktstabilität erwartet. 2015 soll es wegen der erhöhten Produktion infolge der Quotensystemaufgabe zu kurzzeitig gesteigerten EU-Exporten kommen. Die Ausfuhraussichten für Magermilchpulver sind hingegen weniger günstig wegen der erwarteten Eurostärkung und einem großen Angebot durch andere Exporteure. Der Angebotsdruck dürfte durch eine geringere EU-Produktion abgemildert werden. Trotz der relativ guten Aussichten auf lange Sicht dürfte der Markt in nächster Zeit noch anfällig für globale Angebots/Nachfrage-Entwicklungen bleiben. (BMLFUW/AIZ)
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