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12.02.2023 | 00:05 | Fleischmarkt 

Fleischerzeugung in tiefer Rezession

Wiesbaden - Den Schlachtunternehmen in Deutschland geht zunehmend die Rohstoffbasis verloren, denn es steht immer weniger Schlachtvieh zur Verfügung.

Fleischmarkt
Geringes Schlachtviehangebot lässt deutsche Fleischerzeugung 2022 spürbar sinken - Gewerbliche Produktion nimmt um 8 Prozent auf 7 Millionen Tonnen ab - Schweinefleischerzeugung bricht um fast 10 Prozent ein - Geringste Menge seit 2014 - Hoher Milchpreis führt zu weniger Kuhschlachtungen - Auch deutsche Geflügelfleischproduktion gerät in den Abwärtstrend. (c) proplanta
Wie aus den am Mittwoch (8.2.) veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, ist 2022 die gewerbliche Fleischerzeugung nach vorläufigen Daten gegenüber dem Vorjahr um rund 620.000 t oder 8,1 % auf 7,03 Mio t gesunken. Das war bereits der sechste Rückgang in Folge.

Im Jahr 2016 hatte die hiesige Fleischproduktion mit 8,28 Mio t einen Höhepunkt erreicht. Seitdem ist das Aufkommen um 1,25 Mio t oder gut 15 % gesunken und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 15 Jahren. Besonders deutlich fiel einmal mehr das Produktionsminus bei Schweinen aus. Den Statistikern zufolge kamen 2022 nur noch 47,05 Millionen Schweine an die Haken der gewerblichen Schlachtbetriebe; im Vergleich zum Vorjahr waren das 4,77 Millionen Stück oder 9,2 % weniger.

Eine geringere Tierzahl wurde im Bundesgebiet zuletzt 2004 verarbeitet. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich das Schlachtviehangebot um 11,3 Millionen Schweine oder fast ein Fünftel verringert. Der Einbruch bei den Schlachtungen war 2022 ausschließlich auf das kleinere Schweineangebot aus heimischen Ställen zurückzuführen. Dieses nahm im Vorjahresvergleich um 4,84 Millionen oder 9,6 % auf 45,82 Millionen Tiere ab.

Die Zahl der hierzulande geschlachteten Schweine aus dem Ausland nahm dagegen erstmals seit längerem wieder zu, und zwar um 6,5 % auf 1,23 Millionen Stück. Die Landwirte lieferten im vergangenen Jahr ihre Tiere mit einem um rund 600 g auf 95,2 kg verringerten Schlachtgewicht an die Schlachtstätten, was den Produktionsrückgang zusätzlich verschärfte. Die Schweinefleischerzeugung verringerte sich gegenüber 2021 um 485.000 t oder 9,8 % auf knapp 4,48 Mio t. Auch dies war das geringste Niveau seit 2004.

Viele Probleme am Schweinemarkt



Die seit längerem sinkenden Schweinebestände, geringere Ferkelimporte, stark gestiegene Betriebskosten, eine nachlassende Schweinefleischnachfrage, die Afrikanische Schweinepest (ASP), rückläufige Drittlandsexporte, Probleme mit Hofnachfolgern sowie zunehmende Auflagen und eine fehlende Planungssicherheit durch die Politik sind laut Analysten wesentliche Faktoren für den Niedergang der hiesigen Schweineproduktion. Dieser war im vergangenen Jahr in allen Bundesländern zu spüren.

Ausnahme war Sachsen, wo die Schweineschlachtungen auf geringem Niveau um 16,9 % auf 217.580 zulegten. Mit 16,10 Millionen Tieren kamen die meisten Schweine in Nordrhein-Westfalen an die Haken; im Vorjahresvergleich war das ein unterdurchschnittliches Minus von 5,7 %. Dahinter folgte Niedersachsen mit 15,06 Millionen geschlachteten Schweinen, was einen Rückgang von 10,8 % entsprach.

Weniger Rinder zerlegt



Kaum besser sah es bei den Rindern aus. Die gewerblichen Schlacht- und Zerlegebetriebe bekamen hierzulande 2022 knapp 3,0 Millionen Tiere angeliefert; gegenüber dem Vorjahr waren das rund 252.000 Stück oder 7,8 % weniger. Mitverantwortlich dafür war vor allem das geringere Schlachtviehangebot an weiblichen Tieren.

So ging aufgrund der hohen Milchpreise die Zahl der ins Schlachthaus gelieferten Kühe im Vorjahresvergleich um 112.600 oder 10,1 % auf rund 1,0 Millionen Stück zurück; bei den Färsen war ein Minus von 52.000 Tieren oder 9,1 % auf 520.000 festzustellen.

Es wurden zudem 76.600 beziehungsweise 6,3 % weniger Bullen und Ochsen sowie 8.300 oder 2,7 % weniger Kälber als 2021 gewerblich zerlegt. Bei insgesamt moderat verringerten Schlachtgewichten war die deutsche Rindfleischerzeugung gegenüber 2021 um 8,2 % auf 985.000 t rückläufig.

Geflügelpest senkt Produktion



In den Abwärtssog geriet 2022 auch die in den Vorjahren boomende Geflügelfleischerzeugung. Laut Destatis war die gewerbliche Produktion gegenüber 2021 um 2,9 % auf 1,54 Mio t rückläufig. Das lag vor allem an der um 8,0 % auf 406.000 t gesunkenen Erzeugung von Putenfleisch. Hierbei war das Schlachtviehaufkommen um 2,64 Millionen auf 30,53 Millionen Puten rückläufig.

Die bedeutendsten Geflügelart blieben die Jungmasthühner. Von diesen wurden laut statistischer Erfassung im vergangenen Jahr gut 631 Millionen Tiere geschlachtet, was einen kleinen Zuwachs von 0,8 % bedeutete. Allerdings kamen die Tiere mit einem geringeren Gewicht ins Schlachthaus, weshalb die Fleischerzeugung mit rund 1,07 Mio t um 0,6 % unter dem Vorjahresniveau lag; dies war der erste Rückgang seit 2016.

Das Minus bei der deutschen Geflügelfleischerzeugung dürfte 2022 auch von den vielen Ausbrüchen der Geflügelpest beeinflusst worden sein. Das Virus wurde in viele Nutztierbestände eingeschleppt, was umfangreiche Keulungen zur Folge hatte. Zudem mussten zahlreiche Restriktionsgebiete mit strengen Verbringungsauflagen eingerichtet werden.

Auch Schafe im Minus



Bei Schafen und Lämmern war im vergangenen Jahr ebenfalls ein spürbarer Produktionsrückgang zu verzeichnen. Den gewerblichen Schlachtbetrieben wurden insgesamt 1,11 Millionen Tiere angeliefert; verglichen mit 2021 waren das rund 97.000 oder 8,0 % weniger. Rund 90 % davon waren Lämmer.

Die dazugehörige Fleischerzeugung nahm um 7,3 % auf knapp 23.000 t ab. Nicht eingerechnet sind hierbei die Hausschlachtungen von Schafen und Lämmern. Diese beliefen sich 2022 - wenn auch nur schwer zu erfassen - laut Destatis auf 18.340 Tiere; das waren 18 % weniger als im Vorjahr.
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Entwicklung der gewerblichen Schlachtungen in Deutschland
AgE
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