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04.07.2021 | 04:48 | Schweinemarkt 

Gezerre um VEZG-Preis geht weiter

Bonn - In nahezu ganz Europa steht der Schweinemarkt Ende Juni weiter unter Druck, weil der Fleischabsatz klemmt.

Schweinefleischmarkt
Schlachtschweinenotierung in Deutschland bleibt mit 1,48 Euro unverändert - VEZG hält Preisdruck der Schlachtbetriebe stand - Lebendangebot niedrig - Hauspreise sollen wenig Wirkung haben - Probleme am EU-Fleischmarkt und beim Chinaexport setzen sich fort - Deutliche Notierungsabschläge in Spanien und Dänemark - Schweinepreise in Österreich und Belgien stabil. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) wollte jedoch dem Drängen der Schlachtbetriebe nach günstigeren Einkaufspreisen zwecks deren Margenaufbesserung nicht folgen und hielt ihre Leitnotierung für Schlachtschweine am Mittwoch (30.6.) konstant bei 1,48 Euro/kg Schlachtgewicht (SG).

Vor dem Hintergrund weiter zurückpendelnder Angebotsmengen werde trotz des anhaltenden Preisdrucks maßgeblicher Schlachtunternehmen an einer unveränderten Schlachtschweinepreisempfehlung festgehalten, erklärte die VEZG. Ihr zufolge liegt die Vermarktungsmenge schlachtreifer Schweine bei ihren Mitgliedern in der aktuellen Schlachtwoche nur bei 87 % des durchschnittlichen Umfangs. Zudem seien die Schlachtgewichte rückläufig.

Mit einer unveränderten Schlachtschweinenotierung setzt sich der Streit mit der „roten Seite“ um deren Höhe fort, denn die großen Schlachtbetriebe hielten ebenfalls an ihren Hauspreisen fest. Da diese aber nur für vertragsungebundene Tiere gelten, sollen diese laut Analysten am Markt keine große Wirkung zeigen. Dafür spricht auch, dass nach Angaben der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) in der Woche zum 27. Juni im Bundesmittel für Schlachtschweine der Handelsklassen E und S jeweils 1,54 Euro/kg SG gezahlt wurden, obwohl in diesem Zeitraum teilweise deutlich niedrigere Hauspreise zur Anwendung gelangt sein sollen.

Fakt bleibt jedoch, dass sich große Teile des Schweinefleischs derzeit aufgrund des umfangreichen Angebots und eines vergleichsweise geringen Bedarfs nur zu niedrigen Preisen am EU-Binnenmarkt verkaufen lassen. Verantwortlich dafür sind die weggebrochenen Chinaexporte und eine Schweinefleischnachfrage, die trotz Corona-Lockerungen deutlich unter dem Vorjahresniveau bleibt.

Die Margen der Schlachtbetriebe in vielen Ländern der Gemeinschaft sind deshalb im roten Bereich. Das sind sie allerdings bei den Schweineproduzenten aufgrund gestiegener Futter- und Produktionskosten ebenfalls.

Spanien in der Klemme



Mit am stärksten unter der Diskrepanz zwischen dem knapp versorgtem Lebendmarkt und dem überfülltem Fleischmarkt leiden derzeit die Schlachtbetriebe in Spanien. Sie stehen nach dem Ausbau von Kapazitäten in einem scharfen Wettbewerb um die knappen Tiere und müssen derzeit mit die höchsten Schlachtschweinepreise in der EU zahlen. Gleichzeitig können sie das Fleisch nach dem Ende des Exportbooms nach China aber europaweit nur zu den niedrigen Preisen der Wettbewerber absetzen.

Die Schlachtungen wurden unter Inkaufnahme einer höheren Fixkostenbelastung bereits reduziert und sollen im Juli, auch wegen eines dann saisonal sehr geringen Lebendangebots, auf vier Tage die Woche begrenzt werden. „Das bisherige Preisniveau kann auf allen Stufen ohne den zuvor florierenden Chinaexport nicht gehalten werden“, hieß es am Mercolleida. Dort gab die Notierung, äußerst selten für diese Jahreszeit, am Donnerstag (1.7.) um 5 Cent auf 1,46 Euro/kg Lebendgewicht (LG) nach.

Auch Dänemark leidet nun verstärkt unter dem fehlenden Kaufinteresse Chinas und den sich verschlechternden Absatzbedingungen am EU-Markt. Das führende Unternehmen Danish Crown kürzte seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine um umgerechnet 5,4 Cent auf 1,44 Euro kg SG. In Frankreich fiel die Notierung am Marché du Porc Breton im Vorwochenvergleich um 6,3 Cent auf 1,433 Euro/kg SG, in Italien dagegen nur geringfügig um 0,7 Cent/kg LG.

In Österreich sorgte das stark unterdurchschnittliche Lebendangebot sogar für eine stabile Notierung von 1,64 Euro/kg SG, und auch in Belgien blieben die Schlachtschweinepreise - nach allerdings zuvor kräftigen Abzügen - zuletzt unverändert.

Vorjahrespreis unterschritten



Bereits in der Woche zum 27. Juni war es zu teilweise deutlichen Abschlägen am EU-Schlachtschweinemarkt gekommen. Nach Angaben der Brüssler Kommission wurden Tiere im Mittel der 27 Mitgliedstaaten mit 160,63 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 3,02 Euro oder 1,9 % weniger als in der Vorwoche. Damit wurde das vergleichbare Vorjahresniveau von Ende Juni 2020 um knapp 1 Euro oder 0,7 % unterschritten, obwohl damals die Folgen der Corona-Pandemie die Preise nach unten gedrückt hatten.

Besonders kräftige Erlöseinbußen mussten in der letzten vollen Juniwoche die Erzeuger in Lettland mit 11,9 % und in Litauen mit 7,3 % hinnehmen. Die belgischen Schlachtunternehmen kürzten ihre Auszahlungsleistung um 5,9 %; in Polen, den Niederlanden und Luxemburg ging es jeweils um 4,5 % nach unten. Zudem erhielten die Mäster in Dänemark für ihre Schweine im Vorwochenvergleich 3,5 % weniger Geld; in Österreich waren es 2,2 %. Demgegenüber blieben die Auszahlungspreise in Deutschland und Spanien laut Kommission stabil; in Italien legten sie entgegen dem EU-Trend deutlich um 5,1 % zu.
EU-Marktpreise für SchlachtschweineBild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine
AgE
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