Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
18.04.2021 | 00:02 | Schweinefleischmarkt 

Globaler Schweinefleischhandel bleibt auf hohem Niveau

Bonn - Die Afrikanische Schweinepest (ASP) in China und in anderen asiatischen Ländern hat dort im vergangenen Jahr zu Versorgungsengpässen geführt und über vermehrte Importe den internationalen Handel mit Schweinefleisch auf eine neue Rekordhöhe getrieben.

Schweinefleisch
USDA korrigiert seine Prognose für die Schweineproduktion in China nach unten - Gründe sind Tiergesundheitsprobleme und geringere Produktivität. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) zufolge haben die globalen Ein- und Ausfuhren gegenüber 2019 um gut ein Viertel zugenommen; beim größten Importeur China hat sich die Bestellmenge sogar mehr als verdoppelt.

Viele Analysten gingen bisher davon aus, dass sich die Tierseuchensituation 2021 entspannen und die Einfuhren Chinas wegen der wachsenden Eigenerzeugung wieder spürbar sinken werden. In der Tendenz wird dies wahrscheinlich auch so kommen, doch dürfte der Effekt geringer als bisher gedacht ausfallen. Das USDA weist darauf hin, dass die Schweinebestände in der Volksrepublik zwar merklich gewachsen seien, doch würden eine geringere Produktivität und anhaltende Tiergesundheitsprobleme, darunter neue Varianten der ASP, den Produktionszuwachs bremsen. Zudem dürften die hohen Futterkosten zu sinkenden Schlachtgewichten führen und die Fleischerzeugung weniger stark zunehmen lassen.

Gingen die Washingtoner Analysten im Januar noch davon aus, dass die chinesische Schweinefleischerzeugung 2021 im Vorjahresvergleich um 20 % auf 43,5 Mio. t zunimmt, wird in der aktuellen April-Prognose „nur“ noch ein Zuwachs von 11 % auf 40,5 Mio. t erwartet. Ähnlich sah es zuletzt die niederländische Rabobank, die von einem Produktionsanstieg zwischen 8 % und 10 % im Vorjahresvergleich ausging.

Zwar hätten die Schweineschlachtungen zu Jahresbeginn deutlich über dem Vorjahresniveau gelegen, doch sei dies als „Herdenliquidation“ aufgrund von Gesundheitsproblemen im Bestand zu sehen. Ab dem zweiten Quartal werde der Zuwachs bei den Schlachtungen geringer ausfallen, so die Banker. Gemäß den derzeitigen Prognosen wird die diesjährige Schweinefleischproduktion Chinas unter dem Niveau von 2019 liegen und die Mengen der Vor-ASP-Zeit von rund 54 Mio. t deutlich unterschreiten.

Chinaimport ein Rätsel

Auch die Vorhersage zum chinesischen Schweinefleischverbrauch korrigierte das USDA im Vergleich zu Januar nach unten, allerdings nicht so stark wie auf der Produktionsseite. Es wird nun mit einem Verbrauchszuwachs von 3,7 Mio t oder 9 % auf 45,3 Mio. t gerechnet. Damit würde die Versorgungslücke zwar etwas kleiner als 2020 ausfallen, aber immer noch umfangreich bleiben. Dies hat Auswirkungen auf den Importbedarf.

Die Schweinefleischeinfuhren der Volksrepublik dürften den Washingtoner Analysten zufolge gegenüber 2020 zwar um rund 430.000 t oder 8,9 % auf 4,85 Mio. t zurückgehen; im Januar war jedoch noch ein Minus von 12,5 % prognostiziert worden. Verhaltener äußerte sich kürzlich allerdings die Rabobank und schätzte den Einfuhrrückgang auf 10 % bis 30 %. Die große Spanne resultiert aus der unklaren Datenlage, insbesondere über das Ausmaß der Tiergesundheitsprobleme, erläuterten die Banker.

Am Dienstag (13.4.) meldete die chinesische Zollverwaltung jedoch eine Rekordfleischeinfuhr für März von mehr als 1 Mio t. Im ersten Quartal 2021 übertraf der Fleischimport insgesamt mit 2,63 Mio. t das Vorjahresniveau um gut 20 %; rund die Hälfte davon war Schweinefleisch. Auch Berichte aus Brasilien und vielen EU-Ländern, insbesondere Spanien und Dänemark, zeigen für die ersten Monate dieses Jahres eine starke Importnachfrage der Chinesen für Schweinefleisch, was bisher noch nicht zu dem prognostizierten Einfuhrrückgang zu passen scheint. Die USA meldeten für Januar und Februar jedoch ein Ausfuhrminus im Chinageschäft von 22 %.

Schweinefleisch bleibt gefragt

Auf die Volksrepublik entfiel im vergangenen Jahr fast die Hälfte der weltweiten Schweinefleischimporte, weshalb die Entwicklungen in diesem Land einen großen Einfluss auf das globale Geschehen haben. Laut USDA dürfte der prognostizierte Einfuhrrückgang Chinas durch vermehrte Käufe anderer Länder nahezu ausgeglichen werden und das Rekordniveau im Handel mit Schweinefleisch von 2020 in diesem Jahr nur um 0,5 % unterschritten werden. Dazu dürfte auch beitragen, dass bei schwindenden Corona-Problemen der Absatz im Foodservicebereich wieder Fahrt aufnehmen soll.

Das könnte sich insbesondere in Südkorea auswirken, wo die Schweinefleischimporte um gut 16 % auf 645 000 t zunehmen sollen, die 2020 noch um 20 % eingebrochen waren. Ein starker internationaler Nachfrager dürften auch die Philippinen sein, wo die Regierung zum Zwecke der Preisdämpfung in ASP-Zeiten höhere Einfuhren und Zollsenkungen angekündigt hat. Das USDA rechnet mit einer Verdopplung der Bezugsmenge auf 350.000 t. Zudem werden für Japan, Mexiko und Australien moderat höhere Schweinefleischimporte als 2020 vorhergesagt.

Für das eigene Land rechnet das USDA ebenfalls mit vermehrten Einfuhren, die um fast 7 % auf 438.000 t steigen sollen. Grund ist, dass aufgrund rückläufiger Schweinebestände erstmals nun auch das USDA von einer geringeren Schweinefleischerzeugung im eigenen Land ausgeht; das Minus wird aber nur auf 0,1 % beziffert. Andere US-Analysten sehen hingegen einen viel stärkeren Rückgang voraus und verweisen auf die im bisherigen Jahresverlauf bereits um 4 % gesunkenen Schlachtungen.

Geringeres US-Exportangebot

Aufgrund der voraussichtlich niedrigeren Eigenerzeugung und hoher Preise werden die USA 2021 nach Einschätzung der USDA-Experten nicht zu den Gewinnern bei den globalen Schweinefleischexporteuren gehören. Es wird vielmehr mit einem Ausfuhrrückgang um 0,4 % auf 3,29 Mio t gerechnet; das wäre aber immer noch die zweithöchste Menge aller Zeiten.

Anders sieht das in Brasilien mit wachsender Schweineherde und steigender Produktion aus, weshalb für dieses Land eine Exportzunahme von gut 6 % auf das Rekordniveau von 1,25 Mio. t erwartet wird. Vor allem die Lieferungen nach China dürften dabei weiter zulegen. Auch Russland baut seine Kapazitäten kräftig aus und kann laut USDA ein Ausfuhrplus von 9 % auf 170.000 t erwarten, nachdem sich die Ausfuhr 2020 bereits mehr als verdoppelt hatte.

Mehr Schweinefleisch soll auch Mexiko mit einem Zuwachs von fast 5 % auf 360.000 t international verkaufen, wobei die USA größter Abnehmer sind. Für die Europäische Union wird hingegen wegen des voraussichtlich schwächeren Absatzes in China und ASP-Problemen in einigen Ländern mit einem Rückgang der Schweinefleischexporte um 3,2 % auf 4,40 Mio. t gerechnet; die EU würde damit aber weiterhin mit Abstand der global größte Anbieter bleiben.

EU-Verbrauch soll steigen

Die EU-Kommission geht in ihrer kürzlich veröffentlichten Frühjahrsprognose ebenfalls davon aus, dass sich nach zwei Jahren mit deutlichen Zuwächsen im Schweinefleischexport die Drittlandsverkäufe der Mitgliedstaaten 2021 etwas abschwächen werden, und zwar um 3,2 % auf 4,83 Mio. t einschließlich der Nebenerzeugnisse.

Bezüglich der Schweinefleischerzeugung wird im Vorjahresvergleich mit einem Anstieg von 163.000 t oder 0,7 % auf 23,43 Mio t gerechnet, nachdem im Herbst 2020 noch ein Minus von 1,0 % erwartet wurde. Die Experten aus Brüssel begründeten dies mit den Viehzählungsergebnissen vom Dezember, nach denen der EU-Gesamtbestand an Schweinen gegenüber dem Vorjahr um gut 3 Millionen Tiere oder 2,1 % auf 146,2 Millionen Stück gewachsen sei und die Sauenherde nur um 0,5 % abgenommen habe.

Analysten des Dachverbandes der dänischen Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) wiesen jedoch darauf hin, dass es zum Zeitpunkt der Erhebung in mehreren Ländern einen Rückstau von Schweinen gegeben habe, was das Ergebnis nach oben verzerre. Gleiches gelte für die höheren Zahlen aus Frankreich wegen methodischer Änderungen. Ohne Frankreich sei der EU-Sauenbestand um 1,2 % gesunken. Positiv sieht die EU-Kommission den Schweinefleischverbrauch in der Gemeinschaft, der nach dem deutlicheren Corona-Rückgang 2020 wieder um durchschnittlich 0,5 kg auf 32,7 kg/Kopf zunehmen soll. Das Vor-Corona-Niveau würde damit aber nicht erreicht.
Prognosen zum Schweinemarkt April 2021Bild vergrößern
Prognosen zum Schweinemarkt April 2021
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Mehr Schweine geschlachtet in NRW

 Schweinefleischexport: Vion stößt in US-Versorgungslücke

 Globale Erzeugung von Schweinefleisch soll 2024 sinken

 Notierungsabschlag beim Schlachtschweinepreis verweigert

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken