Die Konjunktur sei im Landessüden auf breiter Front eingebrochen. «So etwas, was wir jetzt sehen, hatten wir noch nie. Denn es kommen aus allen Branchen negative Nachrichten», sagte Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der Industrie-und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), am Mittwoch. Es sei keine Besserung in Sicht.
Die derzeitige Situation für die Unternehmen sei auch nicht mit der Corona-Krise zu vergleichen, sagte er. Denn rund 85 Prozent der befragten Unternehmen im Landessüden befürchten wegen der hohen Energie- und
Rohstoffpreise Umsatz- und Gewinneinbußen. 2020 sei es zumindest in Teilen der Wirtschaft gut gelaufen, so in der Baubranche, sagte Brockmeier. Dies sei jetzt nicht mehr so.
Laut der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für das dritte Quartal 2022 ist der Geschäftsklimaindex, der sich aus den Einschätzungen zur Lage und den Aussichten der Firmen zusammensetzt, auf einen Wert von -18,7 Punkte gesunken. Das sei ein Tiefstwert seit 2003.
«Besonders alarmierend ist, die Unternehmen wollen weniger investieren und fahren ihre Personalplanung zurück, so etwa insbesondere in der Industrie», sagte Konjunkturexperte Danny Bieräugel. Zudem gebe es Produktionseinschränkungen aufgrund der hohen Kostenlast bei Unternehmen, etwa in der Herstellung von chemischen Grundstoffen.
«Es ist ganz schwierig zu sagen, ab wann wird man sich erholen. Im Moment haben viele
Betriebe damit zu tun, ihr Überleben zu sichern», sagte Brockmeier. Um aus der Krise herauszukommen sei es dringend erforderlich, die hohen
Energiepreise zu senken. «Dafür müssen wir alle Energie, die wir haben, in den Markt bringen», sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Er sprach sich erneut für eine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken, die Nutzung von Kohle und Gasen aus. Zugleich forderte Brockmeier bessere Rahmenbedingungen, um einen massiven
Ausbau der erneuerbaren Energie zu ermöglichen. Die IHK hat für ihre
Umfrage 600 Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts befragt.