Einerseits ist das Schlachtschweineangebot nur unterdurchschnittlich groß, lässt sich problemlos vermarkten und wies zuletzt eine weiter abnehmende Tendenz auf. Doch die
Schlachtunternehmen drängten diese Woche erneut auf sinkende Einkaufspreise für Schlachtschweine und begründeten dies abermals mit der unzureichenden Erlössituation am Fleischmarkt.
Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) versuchte dem Druck Stand zu halten und ließ aufgrund der Situation am Lebendmarkt ihre Leitnotierung für Schlachtschweine am Mittwoch (23.6.) mit 1,48 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert. Dem wollten einige größere Schlachtbetriebe jedoch nicht folgen und setzten für vertragsungebundene Schweine einen Hauspreis von 1,40 Euro/kg fest.
Das Hauptproblem am
Fleischmarkt bleibt weiterhin, dass die vormals aus der Europäischen Union umfangreich in die Volksrepublik verschifften Mengen wegen der mittlerweile eingetretenen Kaufzurückhaltung der Chinesen neuen Absatz finden müssen.
Die großen EU-Exporteure, allen voran Spanien, bieten die überschüssige Ware zu Schleuderpreisen am
Binnenmarkt an. Gleichzeitig ist die Schweinefleischnachfrage in den Mitgliedstaaten trotz Corona-Lockerungen, der Fußball-Europameisterschaft und den wärmeren Sommertemperaturen nicht auf dem Niveau, wie sie sein sollte.
Nach Angaben des spanischen Mercolleida gibt es derzeit kaum noch Exporte nach China und die Lager sind voll. Die Teilstückpreise sind in den vergangenen drei Wochen um 30 Cent/kg gefallen. „Die Schlachtbetriebe müssen die Schweine zu den höchsten Preisen in der EU kaufen und das Fleisch auf niedrigem deutschem Niveau verkaufen“, hieß es am Mercolleida.
Aufgrund der Margenverluste der Schlachtunternehmen und des abnehmenden Schweineangebots wird in Spanien oft nur noch an vier Wochentagen geschlachtet. Die Notierung am Mercolleida gab um 3,3 Cent auf 1,51 Euro/kg Lebendgewicht (LG) nach. Das war der erste Notierungsrückgang im Frühsommer seit mehr als zehn Jahren.
Preise „unter der Gürtellinie“
In Österreich war nach Angaben des Verbandes landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) die Entwicklung am Schweinemarkt ebenfalls gespalten. Während schlachtreife Schweine zeitnah Absatz fänden, könnten Schlacht- und Zerlegebetriebe nur mit teils erheblichen Preiszugeständnissen den Warenstrom bei Fleisch halbwegs am Laufen halten.
Fleischhändler hätten frustriert über „spanische, deutsche und belgische Schleuderpreise deutlich unter der Gürtellinie“ geklagt. Da die Schlachtgewichte weiter gesunken seien und das Lebendangebot unterdurchschnittlich ausfalle, sei die Notierung trotz anderer Forderungen der Schlachthofseite bei 1,64 Euro/kg SG belassen worden, teilte der VLV mit. Nicht mehr zu halten war jedoch die Notierung in Frankreich: Am Marché du Porc Breton kam es im Vorwochenvergleich zu einem Abschlag von 5,1 Cent auf 1,496 Euro/kg SG.
Bei der Auktion in der Bretagne blieben von den 24.660 angebotenen Schweinen am Donnerstag rund 13 % unverkauft. Auch die
Schlachtschweinepreise in Belgien gaben weiter nach, und zwar um rund 6 Cent/kg LG. Verhaltener fiel das Minus mit umgerechnet 2,7 Cent auf 1,49 Euro/kg SG bei
Danish Crown aus.
Das Unternehmen sprach von einer Kehrtwende am EU-Schweinefleischmarkt, mit größerem Angebot und fallenden Preisen aufgrund der Exportschwierigkeiten nach China. In Italien wurde hingegen die nationale Notierung für Schlachtschweine auf ihrem vergleichsweise hohen Niveau bestätigt.
Kehrtwende am EU-Markt
Schon in der Woche zum 20. Juni hatte sich der EU-Schweinemarkt nach einer langen Phase ansteigender Preise ins Minus gedreht. Nach Kommissionsangaben wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der 27 Mitgliedstaaten mit 163,66 Euro/100 kg abgerechnet; das waren 2,47 Euro oder 1,5 % weniger als eine Woche zuvor. Das
Preisniveau lag in etwa auf dem von Corona beeinflussten Vorjahresniveau.
In der Berichtswoche war Deutschland nach der von Schlachthofseite erzwungenen Korrektur der VEZG-Notierung in der Spitzengruppe beim Rückgang der Erzeugerpreise vertreten, die hierzulande im Vorwochenvergleich um 3,2 % nachgaben. Noch stärkere Einbußen mussten nur die polnischen
Mäster mit 3,8 % verkraften.
In den Niederlanden erlösten Mastschweine 1,9 % weniger Geld; in Österreich fiel der Abschlag mit 0,8 % moderat aus. Unverändert auf Vorwochenniveau zahlten noch die Schlachtbetriebe in Frankreich und Belgien aus. Dagegen konnten sich die Erzeuger in Portugal, Spanien und Dänemark über leichte Zuschläge zwischen 0,5 % und 0,8 % freuen. Rumänien meldete mit 3,9 % den stärksten Preiszuwachs.