Zur Ernte 2010 fällt vor allem die Entwicklung einer Pflanze ins Auge: Mais. Nach Angaben der Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, wurde im Jahr 2010 in Baden-Württemberg mit insgesamt 183.000 ha so viel Mais angebaut wie noch nie zuvor. Insgesamt nimmt Mais fast 22 Prozent der Ackerfläche ein. Verstärkt wurde sowohl der Anbau von Mais zur Körnergewinnung (Körnermais, +4,7 Prozent auf 74.800 ha gegenüber 2009) als auch der Anbau von Silomais, bei dem die ganze Pflanze grün geerntet wird. Der Zuwachs von
Silomais gegenüber dem Vorjahr beträgt 14.300 ha (+15,2 Prozent). Bei rückläufigen Rinderzahlen kann davon ausgegangen werden, dass durch die Zunahme auf inzwischen 108.300 ha Silomais vorrangig der steigende Bedarf der Biogasanlagen gedeckt wird, sagte Brenner. Die Nummer eins im Anbau ist und bleibt Weizen, der in verschiedenen Arten (Winter-, Sommer- oder Hartweizen) auf insgesamt rund 239.100 ha und damit auf mehr als einem Viertel des Ackerlands angebaut wird. Auf der Verliererseite findet sich Sommergerste, die nach mehreren Einbrüchen in Folge nur noch auf 59.900 ha kultiviert wurde.
10.900 Betriebe betreiben Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer EnergienNicht nur in den jährlichen Entscheidungen über die Bestellung des Ackerlands, sondern auch mit langfristigen Investitionen suchen Landwirte nach Einkommensalternativen oder zusätzlichen Einkommenspotenzialen. Hier bietet die Erzeugung erneuerbarer Energie aus Sicht der Landwirte offensichtlich gute Möglichkeiten. Nach den vorläufigen Ergebnissen der
Landwirtschaftszählung 2010 gibt es mittlerweile 10.900 landwirtschaftliche Betriebe im Land, die angeben, Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu betreiben. Damit hat sich in vergleichsweise kurzer Zeit fast jeder vierte Landwirt ein zusätzliches Standbein geschaffen. Eine klare Mehrheit der Landwirte hat sich dabei für die Nutzung der Sonnenenergie in Form von Photovoltaik- und Solarenergieanlagen entschieden. Das sind Anlagen, die auf Dachflächen auch in kleineren Einheiten und dezentral installiert werden können. An den Projekten zur Biogasgewinnung, die vielfach einen größeren Investitions- und auch Koordinierungsbedarf erfordern, sind deutlich weniger Landwirte beteiligt.
1)Viehbestände überwiegend abgebaut - nur Truthühner und Pferde im PlusGanz im Gegensatz zur Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien setzen sich in der für den landwirtschaftlichen Wertschöpfungsprozess wichtigen Tierhaltung überwiegend rückläufige Tendenzen durch. Dies gilt für die Rinder- und Milchkuhhaltung, die im Vergleich zur Landwirtschaftszählung 1999 nahezu ein Fünftel des Bestands eingebüßt hat, genauso wie für die Schweinehaltung, wo insbesondere die im Land traditionell starke Zuchtsauenhaltung und Ferkelerzeugung »Federn« lassen musste.
Bei der Legehennenhaltung hat das Ende der Käfighaltung einen deutlichen Bestandsabbau zur Folge und auch die Schafhaltung kann sich dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Einzig die Haltung von sonstigem Geflügel, das neben Gänsen und Enten vor allem die Truthühner (Puten) umfasst, zeigt deutliche Aufwärtssignale. Die Gesamtzahl ist 2010 auf über 1 Mill. gestiegen, das ist gegenüber 1999 mit rund 750.000 ein Plus von 36 Prozent. Hier folgt die Erzeugung dem Trend der Verbraucher zu magerem und leichtem Geflügelfleisch. Nach vielen Jahrzehnten wieder zum ersten Mal wurde nach den Vorgaben der EU der Bestand an Ziegen ermittelt: In Baden-Württemberg meckern demzufolge im Jahr 2010 knapp 20.000 Ziegen in den Ställen. Die Zahl der Pferde ist auf 55.900 gestiegen, das sind gegenüber 1999 mit 50.300 gut 11 Prozent mehr. (stala)
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1) Durch die vielfach anzutreffende Ausgliederung des Bereichs erneuerbare Energie in eigenständige Gewerbebetriebe vermitteln die Angaben aus der Landwirtschaftszählung 2010 kein vollständiges Bild über die tatsächliche Verbreitung der Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien in der Landwirtschaft.