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09.08.2019 | 04:40 | Fleischbranche 

Mehr Tierwohl durch teureres Fleisch?

Magdeburg - Politiker und Verbraucher diskutieren über eine Preiserhöhung für Fleisch - Sachsen-Anhalts Landwirte sehen sich unterdessen wirtschaftlich mit den Rücken an der Wand angesichts niedriger Erlöse.

Fleischmarkt in Deutschland
Verbraucher wollen mit gutem Gewissen Fleisch essen, greifen aber trotzdem oft zu den billigen Produkten. Wer aber bezahlt das Tierwohl und den Umweltschutz? Die Landwirte in Sachsen-Anhalt beklagen unterdessen ruinöse Preise. (c) proplanta
Bauernverbandspräsident Olaf Feuerborn sagte am Donnerstag in Rottmersleben (Landkreis Börde), das betreffe sowohl die Pflanzen-, als auch die Tierproduktion. Die Getreideernte sei zwar insgesamt besser gewesen als im Dürrejahr 2018. Doch in vielen Regionen vor allem im mittleren und nördlichen Sachsen-Anhalt wurde noch weniger Getreide geerntet als 2018. In der Tierproduktion beklagten die Landwirte vor allem die niedrigen Preise für Fleisch, sagte Feuerborn.

Mit Blick auf das Tierwohl hält Sachsen-Anhalts Tierschutzbeauftragter, Marco König, eine Verteuerung von Fleisch für eine Möglichkeit, die Gesellschaft an den Kosten zu beteiligen. «Konsumenten entscheiden beim Kauf von Fleischwaren entgegen ihrer Willensbekundungen immer noch vordergründig nach preislichen Gesichtspunkten, wie jüngste Untersuchungen gezeigt haben», erklärte König am Donnerstag in Magdeburg. «Insofern erscheint die debattierte Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch als eine Möglichkeit, notwendige Kosten auf die Gesellschaft umzulegen.»

Bisher gilt für Fleisch wie die meisten anderen Lebensmittel der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 statt 19 Prozent. Eine höhere Besteuerung hatte der Tierschutzbund wieder ins Gespräch gebracht. Spitzenvertreter von Union, SPD und Grünen wiesen solche Überlegungen ebenso wie Bauernverbände und Verbraucherschützer aber zurück.

König verwies auf Berechnungen, denen zufolge eine spürbare und nachhaltige Verbesserung der Haltungsbedingungen drei bis fünf Milliarden Euro jährlich koste. «Der deutsche Markt und damit die Verbraucherinnen und Verbraucher werden diese nicht freiwillig aufbringen», sagte er. Aus seiner Sicht würde sich mit einem höheren Preis für Fleisch zudem die Wertschätzung der Verbraucher gegenüber diesem Lebensmittel erhöhen. «Allerdings wäre das nur dann glaubwürdig, wenn der Handel gleichzeitig seine Werbestrategie für Billigstpreise insbesondere bei Fleischprodukten ändern würde.»

Agrar- und Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) drängt auf eine Veränderung der rechtlichen Grundlagen für die Tierhaltung. «Seit Jahren fordere ich eine Umstellung der Sauenhaltung in Gruppenhaltung, aber Ministerin Klöckner sitzt dieses Problem einfach aus», beklagte Dalbert.

«Auch die europäischen Landwirtschaftsfördermittel sollten nur an die Landwirte und Landwirtinnen gehen, die ihre Tiere ressourcenschonend und tierwohlgerecht halten. Kurz gesagt: Öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen.» Die grüne Ministerin forderte zudem eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen könnten, wofür sie bezahlen.

Christian Schmidt, Geschäftsführer der Agrar GmbH Siedenlangenbeck bei Salzwedel, sagte mit Blick auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seiner Branche, die Preise für Kälber seien innerhalb von drei Monaten von 200 auf 90 Euro pro Tier gesunken.

Mit der Nachricht, dass mehr Rindfleisch aus den USA importiert werden soll, seien die Kälberpreise auf Talfahrt gegangen. Ähnlich abwärts gehe es beim Preis für Mastrinder. Dort wurden vor zwei Jahren noch auskömmliche 4,20 Euro pro Kilo Schlachtpreis bezahlt. Derzeit sind es nur noch 3,40 Euro, sagte Thomas Seeger, der die Agrar-Gesellschaft Börde leitet.

Lediglich der Preis für Schweinefleisch sei derzeit etwas höher als in den zurückliegenden Jahren. «Das hängt mit der Schweinepest in China zusammen und damit, dass wir derzeit nach China exportieren», erklärte Olaf Feuerborn. «Zuvor sind die Schweinehalter durch ein dreijähriges Loch gegangen.» Das Preishoch schätzt er als ein temporäres ein.
dpa/sa
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