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05.03.2013 | 19:33 | Schimmelpilz-Skandal 

Milchbauer kritisiert Lücken im System

Uttum - Sein Hof wurde wegen des Schimmelpilz-Skandals zeitweise gesperrt. Nun ist er zwar wieder geöffnet, doch Landwirt Peter Habbena aus Niedersachsen sieht noch viele Lücken im System.

Milchliefersperre wegen Schimmelpilz-Skandal
(c) proplanta
Entspannung im Schimmelpilz-Skandal, der Minister gibt Entwarnung, und Erleichterung macht sich breit. Mit der Freigabe der meisten gesperrten Höfe in Niedersachsen atmen viele Landwirte erstmal auf. «Ich bin froh, dass alles vorbei ist», sagt Peter Habbena aus Uttum in der ostfriesischen Krummhörn. Zwei Tage durfte er seine Milch nicht abholen lassen, nachdem er mit Schimmelpilzgift Afloxin B 1 verseuchtes Tierfutter bezogen hatte. Danach setzte die große Angst ein: «Was kommt da an Kosten auf mich zu?»

Seit Sonntagabend hat Habbena wieder grünes Licht für die Auslieferung bekommen. «Die Anspannung kommt jetzt erst richtig raus», sagt der Ostfriese. Doch viele Fragen bleiben noch offen: «Was passiert mit dem verseuchten Futter, das noch auf etlichen Höfen vorrätig ist? Wohin mit den Milchmengen, wenn wir auf ein Untersuchungsergebnis warten? Wer zahlt die Entsorgung, wenn Milch tatsächlich belastet ist? Und wer zahlt für die Laborproben? Das hat viele Köpfe zum Rauchen gebracht.»

Am Freitag wurde sein Hof gesperrt, am Samstag wurde die Milch nicht mehr abgeholt. Tausende Liter stauten sich in den 10.000 Liter fassenden Tanks. Sie reichten nur für 48 Stunden. Wegkippen mit dem Güllewagen war verboten, denn die Milch hätte ja belastet sein können. Und eine Entsorgung in einem speziellen Betrieb wäre teuer geworden. «Wie sieht es mit Entschädigung aus? Da gibt es eine große rechtliche Unsicherheit - und mangelnde Erfahrung», sagt Habbena.

Seit 20 Jahren betreibt Habbena Landwirtschaft, mit seinem Bruder führt er den Hof mit 250 Milchkühen. «Dieses Schreckensszenario hat uns mal wieder viele Lücken im Kontrollsystem aufgezeigt», ist seine Lehre aus dem neuerlichen Agrar-Skandal. «Mir war nicht klar, dass der Mais aus Serbien stammt. Das ist auch ein Deklarationsproblem in der EU: Wenn die Ware aus einem Land in einem anderen Land weiterverarbeitet wird, ist der Ursprung nicht mehr ersichtlich. Gier macht billig, aber wir wissen nicht mehr, was genau woher kommt.»

Mais aus Serbien macht für Habbena auch aus ökologischer Sicht keinen Sinn: «Bei den Transportkosten wäre es ja eigentlich sinnvoller, das Tierfutter aus der Region zu beziehen. Doch dafür gibt es keinen regionalen Markt.» Unterm Strich sieht er ohne harte Strafen für Betrüger in der Branche keine Besserung in Sicht. Und verspürt Bitterkeit: «Meine Frau und die beiden Kinder haben wochenlang von der Milch getrunken. Im Ernstfall wären wir selbst die Leidtragenden.»

Lücken im System sieht auch Martin Morisse aus Sandstedt (Niedersachsen) vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM). «Bereits im Herbst 2012 gab es eine Warnmeldung zu Mais aus Serbien, und dennoch wurde das Tierfutter ausgeliefert. Darauf kommt man als Landwirt nicht. Wenn ich ein Auto kaufe, gehe ich doch auch davon aus, dass der Motor in Ordnung ist.» (dpa)
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