Im zweiten Halbjahr konnten die Landwirte bei Vollkostenrechnung mehr Geld erlösen als sie für die Produktion der Milch aufwenden mussten.
Wie der Dachverband
European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am Montag (16.1.) mitteilte, stand im Oktober 2022 durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 47,51 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 59,33 Cent gegenüber. Damit lag das Milchgeld höher als die Erzeugungskosten, und zwar gleich um 11,8 Cent oder 24,9 %.
Bei der vierteljährlichen Erhebung hatten im Juli 2022 die Milcherlöse erstmals seit Beginn der Berechnungen 2014 über den Kosten gelegen, damals um 7,73 Cent/kg oder 16,3 %. Um auch langfristig eine Kostendeckung und damit eine nachhaltige und stabile Landwirtschaft zu bewahren, sind laut
EMB aber Reformen in der
Agrarpolitik nötig.
Der Dachverband fordert deshalb seit längerem die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments für Zeiten der Marktschwäche. Das von ihm vorgeschlagene Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachte und reagiere auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion und stabilisiere so die Preise.
Solch verlässliche Rahmenbedingungen für einen krisenfreien und robusten
Milchmarkt seien notwendig, um den Milchviehhaltern in ganz Europa langfristige Perspektiven und der jüngeren Generation Sicherheit bei der
Übernahme eines Hofes zu geben.