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25.08.2012 | 08:06 | Milchpreis 

Milchmarktentwicklung ist erfreulich

Hannover - Die Milcherzeuger und -verarbeiter in Deutschland beziehungsweise der Europäischen Union können nach Einschätzung des Milchmarktexperten Erhard Richarts recht zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Milchmarkt
(c) proplanta
Wie Richarts im Rahmen der Sommertagung der Fachabteilung für Grünfuttererntetechnik im Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau (VDMA) in der 33. Woche in Frankfurt feststellte, sind die deutschen Milchpreise mittlerweile auf Weltmarktniveau angekommen.

„Mit einem durchschnittlichen Milchpreis von fast 35 Cent je Kilogramm im Jahr 2011 lässt sich schon arbeiten“, erklärte der Milchmarktexperte. Auch 2012 entwickelten sich die Milchmärkte hoffnungsvoll.

Trotz einer vorübergehend etwas verhalteneren Entwicklung sei für das Gesamtjahr „mit einem nach wie vor guten Preis von 30 Cent bis 32 Cent zu rechnen“, prognostizierte Richarts.

Die Zukunftsaussichten sind nach seinen Worten „insgesamt gut“: Schließlich werde der Milchverbrauch innerhalb der Europäischen Union weiter zunehmen. So dürfte im laufenden Jahr weit mehr als die Hälfte des Milchmengenzuwachses vom EU-Binnenmarkt aufgenommen werden. Der Grund hierfür seien veränderte Ernährungsgewohnheiten, die den Fokus stärker auf Milchprodukte lenkten, erläuterte der Fachmann.

Auch industriell verarbeitete Fertiggerichte und Süßwaren setzten zunehmend auf Milchbestandteile in den Zutatenlisten. Milch fungiere dabei als hochgradig flexibles Ausgangsprodukt für die Ernährungsindustrie, da sich sämtliche Bestandteile analysieren und synthetisieren ließen.


„Aufstieg in ganz neue Dimensionen“ möglich

Richarts mahnte allerdings, wer langfristig erfolgreich am Markt präsent sein wolle, müsse „vor allem den Veränderungen in der Milcherzeugung Rechnung tragen“. Er verweis dabei auf die veränderten Strukturen: Seien im Jahr 2005 noch rund 10 % der Milchkühe in Beständen zwischen 100 und 300 Tieren gehalten worden, so seien es im Jahr 2010 bereits 24 % gewesen.

„Mit dem Melkroboter ist die Grenze von 80 Kühen für den Familienbetrieb geknackt worden. Zwei bis drei Mal so große Bestände sind heute problemlos zu managen. Dies ermöglicht vielen Betriebsleitern einen Aufstieg in ganz neue Dimensionen“, sagte Richarts.

Zahlreiche Betriebe bauten momentan Kapazitäten auf, um nach dem Wegfall der Milchquote mit voller Kraft im Marktgeschehen präsent zu sein.


Chinas Milchbedarf wächst stetig

Eine nicht unbedeutende Rolle für die europäische Absatzsituation spielt nach Darstellung des Milchmarktexperten auch der Eurokurs. Daher seien Milchprodukte aus der EU seit der Finanzkrise für den Export noch attraktiver geworden.

„Sinkt der Eurokurs um 3 Cent, so steigt der Milchpreis auf den Weltmärkten ceteris paribus um 1 Cent“, erklärte Richarts. Momentan sei Russland das wichtigste Zielland für Milchexporte aus dem EURaum.

Aber auch Chinas Milchbedarf wachse unaufhörlich. Dabei seien zuweilen komplexe Verbundbeziehungen zu berücksichtigen: So wirke sich etwa der höhere Konsum von Schweinefleisch deutlich auf die Nachfrage von Molkenpulver als Austauschfutter für die Ferkelaufzucht aus.

Nach Einschätzung von Richarts wird die globale Nachfrage nach Milch und Milcherzeugnissen längerfristig betrachtet derart zunehmenen, dass die Weltproduktion „höchstwahrscheinlich hinterherhinken wird“. (AgE)
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